Dürre, Mikroschadstoffe und die Wasserrahmenrichtlinie: 40 Jahre Arbeit des Bundesarbeitskreis „Wasser“

14. Juli 2023 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz

Der Bundesarbeitskreis „Wasser“ des BUND (BAK) arbeitet seit 40 Jahren ehrenamtlich zum Thema Wasser und Naturschutz. Wir fragen Henry Tünte aus dem Sprecherkreis des BAK, wie sich die Themen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben und wie die Auswirkungen der Klimakrise heute die Arbeit des BAK prägen.

Henry Tünte Henry Tünte aus dem Sprecherkreis des BAK Wasser des BUND

Wie haben sich die Themen rund um Wasser im Laufe der 40 Jahre verändert?

Henry Tünte: "Am Anfang haben wir uns stark mit Einzelthemen beschäftigt, zum Beispiel mit der Privatisierung der Wasserwirtschaft, die ja abgewendet werden konnte. Mit der Einführung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Jahr 2000 hat sich unsere Arbeit stark verändert. Endlich gab es ein Rahmenwerk, das Wasser ganzheitlich betrachtet und klare Zielvorgaben gibt. In den letzten Jahren hat sich auch die Analytik verbessert. Damit sind Mikroschadstoffe wie PFAS oder Arzneien wie Diclofenac stärker in den Fokus gerückt. Heute wissen wir, dass sie große Probleme verursachen. Tausende Stoffe, die meisten ungeregelt, belasten unsere Gewässer und Meere. Außerdem beschäftigen uns natürlich die Auswirkungen der Klimakrise. Seit 2018 gibt es eine anhaltende Dürre, die uns vor viele Herausforderungen stellt."

Welche Herausforderungen sind das genau?

Henry Tünte: "Wir leben in einer historisch gewachsenen Entwässerungslandschaft. Es ging immer nur darum, Wasser schnell und möglichst schadlos abzuführen. Wenn sich, so wie jetzt, die Niederschlagsverteilung ändert, funktioniert dieses System nicht mehr. Die Landschaft trocknet aus und Schadstoffe konzentrieren sich in dem wenigen Restwasser unserer Fließgewässer. Fische wandern wegen höheren Temperaturen ab – wenn sie können. Wenn nicht, sterben sie, vielfach sogar unbemerkt, einfach aus. Um dem etwas entgegen zu setzen, müssen wir unseren Umgang mit Wasser fundamental ändern."

Welche Themen spielen rund ums Wasser sonst noch eine Rolle, mit Blick auf die Zukunft?  

Henry Tünte: "Die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und ihrer Tochterrichtlinien wird uns sicher noch eine Weile begleiten. Die WRRL gibt vor, dass für alle Gewässer bis spätestens 2027 der sogenannte „Gute Ökologische Zustand“ oder das „Gute Ökologische Potenzial“ erreicht werden muss. Davon sind wir leider immer noch weit entfernt."

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