Kommentar: Neue Bilanz Naturwälder ist ein Armutszeugnis für Deutschland

04. April 2019 | Wälder, Naturschutz, Lebensräume, Nachhaltigkeit

Anlässlich der heute veröffentlichen Bilanz zum Anteil der Naturwälder in Deutschland erklärt BUND-Waldexpertin Nicola Uhde:

Nicola Uhde BUND-Waldexpertin Nicola Uhde  (Simone Neumann)

"Die neue Bilanz zum Anteil der Naturwälder in Deutschland ist ein Armutszeugnis. Nach über zehn Jahren schafft es die Bundesregierung nicht, Wälder im notwendigen Umfang dauerhaft ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Seit vor zwölf Jahren in der nationalen Biodiversitätsstrategie das Ziel gesetzt wurde, bis 2020 fünf Prozent Naturwälder zu erreichen, sind wir im Jahre 2018 noch nicht einmal bei drei Prozent angelangt.

Viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die auf die Alters- und Zerfallsphasen der Bäume und eine natürliche Dynamik im Wald angewiesen sind, sind unter anderem durch diese Versäumnisse stark gefährdet. Ihr Schutz schließt eine forstliche Nutzung aus – Waldwildnis ist wichtig für die biologische Vielfalt. Weißrückenspecht, Eremit oder Igel-Stachelbart haben nur dann eine Chance, wenn sich die Wälder auf großer Fläche wieder frei entwickeln können und echte Waldwildnis entstehen darf.

Der BUND fordert gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden die Bundesregierung auf, ein Programm zur Förderung der Sicherung von Naturwäldern auf den Weg bringen, in das Bund, Länder und Kommunen einbezogen werden. Auch braucht es mehr Transparenz in der Naturwälder-Bilanz: Die Leistungen der Bundesländer, erfolgreich zur Erreichung des Ziels beizutragen, sollten so sichtbar sein und anerkannt werden.

Ein gutes Jahr, bevor Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen und damit die Verhandlungen über das globale Ziel zum Schutz von Arten und Lebensräumen nach 2020 für die EU leiten wird, gleicht die schlechte Bilanz der Naturwälder einem Offenbarungseid. Deutschland kann sich im globalen Kontext nur dann glaubwürdig für den Erhalt von Mangroven, Regenwäldern oder Trockensavannen einsetzen, wenn es auch im eigenen Land Naturwäldern eine Chance gibt."

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