- Test: 64 Prozent der „bienenfreundlichen“ Pflanzen für Bienen hoch gefährlich
- Zwei von drei Proben enthalten Mittel, die gefährlich für Menschen sind.
- Illegal: fünf Proben mit Wirkstoffen ohne Zulassung
Im Kasten nichts Neues: Bei sogenannten bienenfreundlichen Zierpflanzen herrscht weiter Giftalarm. Ein neuer Test durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) hat die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre bestätigt: Es bleibt bei einer viel zu hohen Pestizidbelastung. Bis auf eine Ausnahme enthalten alle Proben der beliebten Sommerblüher giftige Rückstände.
Vor Beginn der Sommergartensaison hat der BUND 22 Stauden mit dem Etikett „bienenfreundlich“ aus Gartencentern und Baumärkten testen lassen, darunter Lavendel, Goldmarie, Blaukissen, Akelei und Phlox. Das alarmierende Ergebnis: 64 Prozent der Pflanzen enthielten Pestizide, die hoch gefährlich für Bienen sind. Auf 16 Proben (73 Prozent) wurden für den Menschen besonders gefährliche Pestizide gefunden.
Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin: „Der Zierpflanzenbau hat katastrophale Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Ein Lavendel war mit 22 verschiedenen Pestiziden belastet, von denen acht der menschlichen Gesundheit schaden, zwei bienengiftig sind und zwei nicht einmal zugelassen waren. Ein solches Produkt kann nur als illegaler Sondermüll bezeichnet werden. Seit drei Jahren testet der BUND sogenannte bienenfreundliche Pflanzen und führt Gespräche mit der Branche. Die Situation hat sich bislang nicht verbessert. Appelle und freiwillige Vereinbarungen allein greifen nicht. Eine rechtlich verbindliche Pestizidreduktion auf nationaler und EU-Ebene muss endlich kommen. Ein Verbot von Pestiziden, die besonders gefährlich für Mensch und Umwelt sind, ist überfällig.“
Insgesamt wurden in den getesteten Pflanzen 38 Pestizide gefunden. Fünf von ihnen sind hoch bienengefährlich und 20 hoch gefährlich für die menschliche Gesundheit. Sieben Wirkstoffe haben keine Zulassung für Zierpflanzen in Deutschland. Fünf der 22 Pflanzen hätten gar nicht verkauft werden dürfen.
Großteil der Jungpflanzen aus dem globalen Süden
Hölzel: „Der Großteil der Jungpflanzen stammt aus dem globalen Süden, zum Beispiel aus Ländern Afrikas und Lateinamerikas. Dort sind Arbeitskräfte billig, die Gesetzgebung ist oft schwach und hoch gefährliche Pestizide sind im Dauereinsatz. Besonders die Arbeiter*innen auf den Plantagen sind dieser Gefahr ausgesetzt. Leider haben Käuferinnen und Käufer von Zierpflanzen in Deutschland keine Chance, diese skandalösen Produktionsbedingungen zu erkennen. Denn es gibt weder Kennzeichnungspflichten noch Grenzwerte. Im guten Glauben kaufen Verbraucher*innen oft Blühpflanzen, die vom Handel als ‚bienenfreundlich‘ beworben werden. Wenn diese jedoch Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten, können Bestäuber diese Gifte über Nektar und Pollen aufnehmen. Die gewünschte Bienenrettung wird zur Giftfalle. Diese Verkaufspraktiken müssen ein Ende finden.“
Der BUND fordert von der Bundesregierung mindestens eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Besonders gefährliche Pestizide gehören verboten und dürfen auch nicht in Länder des globalen Südens exportiert werden. Hersteller und Händler von Zierpflanzen müssen verpflichtet werden, ihre Verantwortung wahrzunehmen und hoch gefährliche Wirkstoffe in der Produktionskette ausschließen. Für Verbraucher*innen ist die beste Empfehlung, Bio-Pflanzen zu kaufen oder Zierpflanzen aus regionalen Gärtnereien, die vollständig dort gezogen werden.
Mehr Informationen:
- Zierpflanzen-Test 2023
- Zierpflanzen-Test 2022
- Zierpflanzen-Test 2021
- Petition "Besser ohne Gift" für einen besseren Schutz von Mensch und Umwelt vor Pestiziden
- Die BUND-Pestizid-Themenseite
- So geht Gärtnern ohne Chemie
- Gefahr aus dem Baumarkt: Gift im Regal
Kontakt:
- Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin
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