Bedenkliche PFAS-Verschmutzung in europäischen Gewässern – auch Spree und Elbe betroffen: BUND fordert PFAS-Verbot

27. Mai 2024 | Umweltgifte, Flüsse & Gewässer, Chemie

Eine heute vorgestellte Studie der Umweltorganisation Global 2000 und des European Pesticide Action Network PAN belegt die PFAS-Belastung von Flüssen und Grundwasser in Europa. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der eine Probe aus der Spree beigesteuert hat, kommentiert dessen Vorsitzender Olaf Bandt: 

„Für sauberes Trinkwasser und intakte Ökosysteme brauchen wir schadstofffreie Gewässer. Erst vor einem Monat zeigte der BUND-Trinkwassertest das Ausmaß der PFAS-Belastung von Mineral- und Leitungswasser auf. Es ist somit keine Überraschung, aber doch aufrüttelnd, dass dieser neuen Studie zufolge alle getesteten Grund- und Oberflächenwasser-Proben aus ganz Europa mit PFAS belastet sind. Die höchste Konzentration wurde in der Elbe bei Hamburg nachgewiesen. Dieser Wert (3300 ng/L Trifluoressigsäure) ist dreimal höher als die vom BUND nachgewiesenen Konzentrationen im Trinkwasser.

Wir brauchen jetzt ein PFAS-Verbot, damit die Konzentrationen der Ewigkeits-Chemikalien in unserer Umwelt nicht noch weiter zunehmen. Dabei müssen auch Pestizide verboten werden. Pestizide sind im aktuellen PFAS-Beschränkungsvorschlag, der von Deutschland und vier weiteren Ländern der Europäischen Chemikalienagentur vorgelegt wurde, explizit ausgenommen. Es darf nicht sein, dass weiterhin tonnenweise PFAS auf Felder gelangen und die Gewässer vergiften.“ 

Hintergrund

Global 2000 hat zusammen mit dem Europäischen Pestizid Aktionsnetzwerk PAN sechs Grund- und 23 Oberflächenwasser in zehn europäischen Ländern auf die PFAS Chemikalie Trifluoressigsäure (TFA) und vereinzelt auch weitere PFAS getestet. Die Elbe in Hamburg, gefolgt von der Seine in Paris, ist am stärksten belastet, wobei alle Wasserproben PFAS enthielten. Von Trifluoressigsäure geht von den 21 getesteten PFAS bei weitem die größte PFAS Wasserbelastung aus - sie macht etwa 99 Masse-% im Vergleich zu anderen PFAS Chemikalien aus. Die Konzentrationen der vom BUND beigesteuerten Stichprobe aus der Spree, entnommen in Berlin-Charlottenburg, sind: TFA: 1400 Nanogramm/Liter, PFOA: 3,2 ng/L, PFOS: 2,4 ng/L, PFBA: 5,4 ng/L, PFPeA: 2,3 ng/L, PFHxA: 2,8 ng/L, PFHpA: 1,3 ng/L, PFBS: 1,9 ng/L.
  
Global 2000 ist Österreichs unabhängige Umweltorganisation. Der BUND und Global 2000 sind Partner im Netzwerk Friends of the Earth.

PFAS haben eine gemeinsame Eigenschaft: Sie sind extrem langlebig und verbleiben über Jahrhunderte in der Umwelt. Da PFAS immer weiter verwendet werden, steigt die Konzentration in der Umwelt stetig an. Sie reichern sich im Grundwasser, im Boden, in Pflanzen, Tieren und in unserem Körper an. Einige PFAS sind extrem mobil und sind inzwischen in der Arktis ebenso wie in den Hochlagen des Himalaja-Gebirges nachzuweisen. 

Schätzungsweise über 10.000 PFAS-Verbindungen sind aktuell auf dem Markt, die meisten davon sind wenig bis gar nicht auf ihre umwelt- und gesundheitsschädlichen Eigenschaften untersucht und somit nicht gesetzlich reguliert. Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften und Hitzebeständigkeit in unzähligen Alltagsprodukten eingesetzt. Die bekanntesten Produkte sind wetterfeste Kleidung und antihaftbeschichtetes Küchengeschirr (Teflon). Sie spielen auch in Pestiziden eine Rolle: über 30 aktive Substanzen die in der EU zugelassen sind, sind PFAS, wobei der Großteil in der Umwelt zur persistenten Trifluoressigsäure abgebaut wird. Aber auch in vielen anderen Produkten, wie Kosmetika, Zahnseide, Kletterseile oder Skiwachs werden PFAS unnötigerweise eingesetzt. 

Bereits bei ihrer Herstellung, während des Gebrauchs und bei der Entsorgung, werden PFAS freigesetzt. Dadurch steigen die Konzentrationen in der Umwelt stetig an. Studien wiesen sie im Blut aller Kinder nach, die sie bereits als Säuglinge mit der Muttermilch aufnehmen. Eine Studie des Umweltbundesamtes ermittelte bei 20 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen PFAS-Werte im Blut, die ernste gesundheitliche Folgen haben können. Dazu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes, Brust-, Nieren- und Hodenkrebs sowie eine verminderte Wirkung von Routineimpfungen.

Mehr Informationen

Kontakt

  • Manuel Fernandez, BUND-Experte für Chemikalienpolitik
    Mobil: +49 151-19336210, manuel.fernandez(at)bund.net
  • BUND-Pressestelle: Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Lara Dalbudak
    Tel.: +49 30 27586-497 | -531 | -425
    presse(at)bund.net

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