Atomkraft? Nein Danke! Ende der zivilen Nutzung riesiger Erfolg der Umweltbewegung

15. April 2023 | Atomkraft

Gemeinsam mit einem breiten Bündnis hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Rahmen des „Anti-Atom-Frühlings“ zu Kundgebungen im Emsland, am AKW Neckarwestheim II und in München aufgerufen. Viele Menschen werden heute das Ende der Atomkraftwerke in Deutschland feiern. Das AKW-Aus ist einer der größten Erfolge der deutschen Umweltbewegung.

„Wir haben es geschafft: Die zivile Nutzung der Atomkraft in Deutschland ist Geschichte“, erklärt Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender. „Der seit Jahrzehnten andauernde Kampf vieler Menschen gegen diese unbeherrschbare Hochrisikotechnologie ist zu Ende.“ Die Bilanz der Atomkraft ist nicht nur aus Sicht des BUND mau. Bandt weiter: „Kosten hoch, Nutzen Null, Gefahren groß – Atomenergie hat sich noch nie gelohnt. Der Streckbetrieb von drei Reaktoren, die seit mehr als zehn Jahren nicht gewartet wurden, war ein Risiko und unverantwortlich.“ Die Gefahren, die von deutschen AKWs ausgingen zeigt auch die aktuelle BUND-Auswertung „Mit Sicherheit unsicher: Risikofaktor deutsche Atomkraftwerke“.

Mit dem Atom-Aus ist jetzt der Weg für ein zukunftsweisendes Energiesystem ohne Kohle- und Atomstrom frei. „Die Zeiten, in denen Atomstrom die Erneuerbaren blockiert, sind vorbei. Die Bundesregierung muss nun endlich den ambitionierten naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren deutschlandweit vorantreiben“, so der BUND-Vorsitzende weiter. Nach dem endgültigen Aus der AKW hinterlässt diese Technologie radioaktiven Abfall, dessen Verwahrungskosten und Strahlenrisiken. Das alles wird unsozial auf nachfolgende Generationen abgewälzt. „Die Freude heute ist nicht ungetrübt. Der Rückbau der AKW muss nun schnellstmöglich beginnen, denn er wird Jahrzehnte dauern. Die Einlagerung der hochradioaktiven Abfälle reicht bis ins nächste Jahrhundert“, so Bandt weiter. „Unser Kampf geht weiter, solange die Uranfabriken in Lingen und Gronau noch nicht abgeschaltet sind und der Abfall nicht sicher verwahrt ist. Vorher kann von einem echten Atomausstieg keine Rede sein.“

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen, betont mit Blick auf die Situation in Niedersachsen: „Das Abschalten des AKW Emsland ist ein großer Erfolg und mehr als überfällig. Der Weiterbetrieb nach den eindeutigen Ergebnissen des Stresstests war eine reine Farce und aufgrund der massiven Sicherheitsmängel des AKW ein hochriskantes Spiel mit offenem Ausgang. Für den BUND und die vielen aktiven Bündnispartner*innen der Anti-AKW-Bewegung ist die Freude über das Aus des AKW jedoch deutlich gedämpft: Denn statt eines vollständigen Ausstiegs aus der Hochrisikotechnologie gibt es aktuelle Pläne, die Brennelementefabrik in Lingen in einem Joint Venture mit dem russischen Staatsunternehmen Rosatom auszubauen. Eine solche Kooperation ist skandalös und politisch unverantwortlich. Wir fordern den zuständigen Umwelt- und Energieminister Christian Meyer dringend auf, den vorliegenden Antrag des Betreiberunternehmens abzulehnen! Ein vollständiger Atomausstieg erfordert auch ein Aus für die Brennelementefabrik in Lingen.“

Der BUND Baden-Württemberg zeigt sich sehr erleichtert über das Ende der Stromerzeugung aus Atomkraft in Baden-Württemberg. Anlässlich der Veranstaltung am Atomkraftwerk Neckarwestheim II fordert er einen naturverträglichen und schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Endlich wird abgeschaltet“, erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg. „Neckarwestheim II war leider wegen der Risse im Dampferzeuger eines der besonders gefährlichen Atomkraftwerke in Deutschland. Selbst in Frankreich wurden Meiler mit derartigen Problemen abgeschaltet. Für Neckarwestheim II stand in den Prüfberichten für das Umweltministerium, dass die Expert*innen hoffen, dass alles noch bis zum Laufzeitende gut gehe. Atomkraft ist und bleibt eine unberechenbare Technologie. Wir sind froh, dass abgeschaltet wird. Der jahrzehntelange Kampf des BUND Baden-Württemberg findet damit endlich ein gutes Ende.“

Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern führt mit Blick auf Isar 2 und die bayerische Debatte aus: „Auch in Bayern geht ein jahrzehntelanger Kampf gegen die Atomkraft zu Ende – ein historischer Tag! Ich appelliere an die an die Parteivorsitzenden von CSU, Freie Wähler und FDP in Bayern, das Aus des Atomzeitalters in Deutschland auch zu akzeptieren und keine Verrenkungen mehr zu machen, um diese hochgefährliche und viel zu teure Technik wiederzubeleben. Die Proteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage im Oberpfälzischen Wackersdorf Anfang der 80er-Jahre waren der Beginn eines erbitterten Widerstandes gegen die Atomkraft in Bayern, die Abschaltung von Isar 2 im Niederbayerischen Landshut soll jetzt den Schlusspunkt setzen. Wir brauchen keine Atomkraft in Bayern und Deutschland! Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien kann und wird Deutschland sauberen, unendlich verfügbaren und dazu billigen Strom produzieren, völlig unabhängig von autokratischen Regimen wie Russland oder Kasachstan. So sieht die Zukunft aus, das dunkle Atomzeitalter liegt hinter uns.“

Terminhinweis

An den Standorten Lingen und Neckarwestheim, wie auch in München finden heute bunte Abschaltfeste statt. Informationen zum Anti-Atom-Wochenende finden Sie hier

Mehr Informationen

Kontakt

  • Jan Warode, BUND-Experte für Atompolitik, Tel.: 030 27586 568, E-Mail: jan.warode(at)bund.net
     
  • Lingen: Presseanfragen vor Ort bitte an: Tonja Mannstedt, Landesgeschäftsführerin Politik & Kommunikation, Mobil: 0171-359 86 76, tonja.mannstedt(at)nds.bund.net
     
  • Presseanfragen an Olaf Bandt ggf. auch an Jan Warode unter 030-27586-568 
     
  • München: Presseanfragen bitte an: Felix Hälbich, Pressesprecher Bund Naturschutz in Bayern, Mobil: 0171-3375459
     
  • Neckarwestheim: Presseanfragen vor Ort an Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende BUND Baden-Württemberg, 0172-8344294, Sylvia.Pilarsky-Grosch@bund.net 
  • BUND-Pressestelle:
    Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Clara Billen | Lara Dalbudak
    Tel. 030-27586-497 |-531 |-464 |-425 |
    E-Mail: presse(at)bund.net, www.bund.net

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