"Tourismus, Landwirtschaft und Naturschutz zu verbinden, das wäre schön."
Die alte, am Aland gelegene Hansestadt Seehausen ist die Hauptstadt der Altmärkischen Wische. Die Wische wiederum ist ein weiträumiges ehemaliges Überschwemmungsgebiet der Elbe, dessen schwer zu beackernde, aber fruchtbare Auenböden durch die Eindeichung des Flusses für die Landwirtschaft gewonnen wurden. Die Landwirtschaft bildet das wirtschaftliche Rückgrat der Region. Sie spielt die zentrale Rolle für die Entwicklung der Verbandsgemeinde Seehausen, neben dem Hochwasserschutz und dem Tourismus. Dies gelte auch für die Garbe, betont Bürgermeister Robert Reck. "Die Landwirtschaft ist die Hauptproduktionsform, sie muss funktionieren und soll erhalten bleiben. Der Naturschutz sollte sie nicht zu stark einschränken." "Ohne Landwirtschaft", ergänzt Brigitte Packebusch, die für die Förderung des Tourismus in der Gemeinde verantwortlich ist, "wären wir hier eine tote Region. Was nützen uns die Frösche, wenn wir hier nicht arbeiten können?" Nutzung und Schutz sollten sich ergänzen, das liege in der idyllischen Landschaft, in der man hier lebe, doch auf der Hand.
Die Landschaft aus der Geschichte heraus entwickeln
Für Reck und Packebusch, die Landwirtschaft, Tourismus und Naturschutz gern enger verbunden sähen, wäre aus der Geschichte der Wische, die sich von Werben bis nach Wanzer erstreckt, einiges zu heben für den Fremdenverkehr: die großen Hofstellen in den Dörfern, die Herrensitze und Güter, die ausgedehnten Grünländer, die Weiden. Die Wische als Kulturlandschaft in der Wahrnehmung zu stärken, den Touristen zu zeigen, dass hinter dem Elbdeich auch noch etwas ist, sehen sie als eine Aufgabe, bei der der Naturschutz helfen kann. Etwa indem zugänglich ist, was geschützt wird und Einwohner wie Besucher sich erfreuen, informieren oder bilden können. Dafür brauche es aber Wege, gepflegte Rast- und Biwakplätze, Führungen zu sehenswerten Naturorten.
Zu solchen Orten könnte auch die Hohe Garbe gehören. Die Gegend sei sehr schön, aber bisher nur Wenigen bekannt, selbst in der Wische südlich von Seehausen wäre es schwierig jemanden zu finden, der die Hohe Garbe kennt. "Nutzen kann man sie nur, wenn man ihre Schönheit bekannt macht. Wir müssen zeigen, was wir haben!", sagt Frau Packebusch, die die Defizite der touristischen Infrastruktur nicht verschweigt, die fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten und gastronomischen Angebote, die zu wenigen Radwege auf dem Deich. Es habe seine Gründe, dass die Radfahrer zumeist am Ostufer der Elbe unterwegs sind.
Dabei gebe es mit dem Elbedorf Wahrenberg, dem Grünen Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, der Gedenkstätte in Stresow, der Bockwindmühle in Wanzer und den Heimatstuben in den anderen Orten Anknüpfungspunkte, um hier ein kleines Radfahrerparadies zu entwickeln. Von einem Radweg auf dem Deich die Besucher auf das Kleinod Hohe Garbe hinzuweisen, das wäre schon sinnvoll.
Es gibt Gesprächsbedarf
Bisher gebe es aber kaum Kontakte zu den in der Region tätigen Naturschutzorganisationen und gemeinsame Projekte mit dem Biosphärenreservat Mittelelbe auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde seien kaum ein Thema. Die Schilder, Wegweiser, Schau- und Hinweistafeln des Biosphärenreservats seien kaum mehr ansehbar, so die Einschätzung seitens der Verwaltung, die lieber ein Schild weniger hätte, dafür aber eine kontinuierliche Pflege. Eine bessere Kommunikation und ein offenes Miteinander seien in jedem Fall sinnvoll, insbesondere, wenn man gemeinsame Ziele verfolgen will.
Die Verbandsgemeinde Seehausen hat für sehenswerte Orte Tafeln angefertigt und aufgestellt, um die unterschiedlichen Gesichter der Landschaft kenntlich zu machen: die an Feldsteinen und Hügelgräbern reiche Höhe, die Weitläufigkeit der Wische, die Hansestadt mit ihren Backsteinbauten, die Niederung des Aland und die Zehrentaler Waldlandschaft. Vielleicht kommt ja eine zum Auwald in der Hohe Garbe dazu.