Fließgewässer erforschen, gemeinsam Wissen schaffen und Gewässer schützen

Das hat sich das Projekt FLOW zum Ziel gesetzt. Als sogenanntes Citizen-Science-Projekt lud es alle Bürger*innen dazu ein, selbst Daten für die Wissenschaft zu sammeln. Jetzt sind die Endergebnisse da.

Unsere Gewässer leiden stark unter den Einträgen von Pestiziden und Düngemitteln, Begradigungen und Zerstörung der Ufervegetation. Das Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, bis zum Jahr 2015 alle Oberflächengewässer in einen "ökologisch guten Zustand" zu versetzen, wurde bei einem Großteil der deutschen Gewässer verfehlt. Und ob dies nun nachträglich bis zur verlängerten Frist im Jahr 2027 gelingt, steht in den Sternen – denn Deutschland tut bei Weitem nicht genug für den Gewässerschutz!

Kleine Gewässer besonders betroffen

In kleinen Bächen landwirtschaftlich geprägter Regionen sind die Belastungen durch Pestizide und andere Schadstoffe und Feinsedimente besonders hoch: Weil sie nur wenig Wasser führen, können Schadstoffe kaum verdünnt werden. Oftmals fehlen zudem Pufferzonen, wie zum Beispiel Gewässerrandstreifen zwischen Acker und Bach. Hinzu kommt der Klimawandel, welcher zunehmend Bäche austrocknen lässt. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten sind deshalb akut bedroht: Denn viele dieser Arten brauchen saubere Kleingewässer zum Überleben!

Kleine Tiere, große Bedeutung

So sieht aktive Bürger*innenbeteiligung in der Forschung aus.  (Jörg Farys)

Am Gewässergrund leben unzählige Insekten, ihre Larven, Krebstiere, Schnecken und Muscheln, Würmer, Egel und andere wirbellose Kleinlebewesen. Insbesondere diese leiden stark unter den menschlichen Aktivitäten. Dabei haben sie eine extrem wichtige Aufgabe: Sie bauen organisches Material an der Gewässersohle ab und tragen dadurch zur Selbstreinigung des Wassers bei.

Viele dieser Wasserlebewesen sind sehr empfindlich gegenüber Veränderungen der Habitatstruktur, dem Sauerstoff- und Nährstoffgehalt und der Pestizidbelastung des Fließgewässers. Daher eignen sie sich gut als Zeigerorganismen (sogenannte "Bioindikatoren"). Das heißt, ihr Vorkommen zeigt, ob sich das Gewässer in einem guten oder schlechten Zustand befindet.

Auch das Umweltbundesamt und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) nutzen diese Zeigerorganismen zur Bestimmung des Zustands von Fließgewässern im nationalen Kleingewässermonitoring. Belastbare Daten zur Pestizidbelastung von Kleingewässern und dem Zustand der darin lebenden wirbellosen Tiere sind deutschlandweit jedoch noch immer nur lückenhaft vorhanden.

Das macht das FLOW-Projekt

Logo des "Flow"-Projekts

Das Citizen-Science-Projekt soll dazu beitragen, gemeinsam mehr Wissen über Fließgewässer und Bäche zu schaffen. "Citizen Science" bedeutet, dass Bürger*innen sich aktiv an dem Forschungsprojekt beteiligen können.

Im Rahmen des Projekts untersuchten und bewerteten lokale Freiwilligengruppen gemeinsam mit dem FLOW-Team oder mit geschulten Gruppenleiter*innen die Pestizidbelastung und den ökologischen Zustand von Bächen. So entstand zum ersten Mal ein bundesweiter, standardisierter Datensatz. Darauf aufbauend können dann lokale und regionale Maßnahmen zum Gewässerschutz abgeleitet werden, um sicherzustellen, dass die Fließgewässer langfristig erhalten und nachhaltig genutzt werden.

Bei der systematischen Überwachung durch die Behörden finden die vielen kleinen Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet von unter zehn Quadratkilometern kaum Beachtung – obwohl sie etwa 70 Prozent des deutschen Gewässernetzes ausmachen. 

So verlief das FLOW-Projekt

Freiwilligenarbeit im FLOW-Projekt Forschungseinsatz im FLOW-Projekt  (Lilian Neuer)

Drei Jahre in Folge waren geschulte Freiwilligengruppen im Feld unterwegs, um die Bäche in ihrer Region zu erforschen. Wir konnten mit etwa 90 engagierten FLOW-Gruppen mit mehr als 900 Freiwilligen in den Jahren 2021 bis 2023 insgesamt 137 Bäche untersuchen. FLOW zeigt, dass Menschen sich für ihre Umwelt und sich einsetzen wollen.

Ergebnisse

Die Wirbellosenfauna ist in rund 60 Prozent der beprobten Bäche in landwirtschaftlichen Einzugsgebieten durch agrochemische Belastungen gestört. Die Probestellen wurden „mäßig“, „unbefriedigend“ oder „schlecht“ bewertet. Hierbei zeigt sich, dass der Zustand der Gewässer-Lebensgemeinschaften tendenziell schlechter ausfiel, je stärker das Einzugsgebiet der Probestellen durch Ackerbau geprägt war. Insgesamt 83 Prozent der Probestellen lagen in landwirtschaftlich geprägten Einzugsgebieten. Zusätzlich zur Schadstoffbelastung wies die Gewässerstruktur in über 60 Prozent der untersuchten Bäche einen deutlich bis stark veränderten Zustand mit verbauten Uferstrukturen, fehlender Ufervegetation oder einer verarmten Gewässersohle auf, wodurch die Lebensraumqualität und Ökosystemfunktionen dieser Bäche weiter stark beeinträchtigt sind. 

Förderung

Gemeinsam Lernen und Daten erheben für ein großes Ziel. Möglich machte dies das FLOW-Projekt.  (Jörg Farys)

FLOW ist ein Projekt des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ, Leipzig) und des BUND. Das FLOW-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Eine begleitende Dissertation wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. Die wissenschaftliche Grundlage für das FLOW-Projekt ist das nationale Kleingewässermonitoring (KgM) des UFZ Leipzig, welches Vergleichsdaten für die FLOW-Beprobungen liefert.

Mehr Informationen

 Website des FLOW-Projekts

Infografiken zum Thema

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