Kaum eine Frucht hat in den letzten Jahren einen solchen Boom erlebt wie die Avocado. So hat sich alleine in Deutschland der Import von Avocados in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht.
Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr: Der hohe Nährwert und Reichtum an Vitaminen sowie ihre ungesättigten Fettsäuren macht die Avocado zu einer immer beliebteren Zutat in der Küche. Besonders von Menschen, die sich fleischarm oder ganz fleischlos ernähren wollen.
Generell ist eine vegetarische bzw. vegane Ernährung zwar vorteilhaft für Umwelt und Klima – und die Avocado schneidet unter diesen Gesichtspunkten im Vergleich zu tierischen Produkten meist deutlich besser ab. Dennoch ist auch der Avocado-Anbau nicht frei von negativen Auswirkungen, so dass sie hierzulande eine seltene Beimischung auf dem Speisezettel und keinesfalls ein Grundnahrungsmittel sein sollte.
Die negativen Folgen des Avocado-Booms
Die Wildformen der Avocados stammen ursprünglich aus den feuchten Regenwäldern Mittelamerikas. Inzwischen werden Kultursorten weltweit in den Tropen und Subtropen angebaut, vor allem in Mexiko, der Dominikanischen Republik, Peru, Indonesien und Kolumbien. In einigen Ländern wird die Avocado auch "grünes Gold" genannt – und in manchen Anbauregionen herrscht heute eine regelrechte Goldgräberstimmung. Dort müssen dann oft natürliche Wälder weichen, um Platz für neue Avocado-Plantagen zu schaffen. Davon sind die dortigen Kleinbäuer*innen besonders schlimm betroffen.
Einerseits werden ihnen die eigenen Flächen für den Anbau ihrer Grundnahrungsmittel streitig gemacht. Vielerorts häufen sich die Berichte über Einschüchterungen und Gewalt durch die Plantagenbetreiber – oftmals internationale Konzerne.
Andererseits brauchen die Avocadobäume sehr viel Wasser: in manchen Anbaugebieten sogar mehrere Hundert Liter pro Frucht! Dadurch, dass Avocados oft in Gegenden angebaut werden, in denen es wenig oder unregelmäßig regnet, müssen die Bäume künstlich bewässert werden und dieses Wasser fehlt dann anderswo. Brunnen versiegen, teilweise fallen ganze Flüsse trocken. Die Leidtragenden sind die Einheimischen.
Doch nicht nur der Anbau bringt Probleme mit sich: Die weiten Transportwege aus den meist fernen Anbaugebieten sowie die Lagerung und Nachreifung in klimatisierten Hallen verbrauchen enorme Mengen Energie und verursachen große Mengen an Treibhausgasen. Die Öko- und Klimabilanz des "grünen Goldes" ist also keineswegs grün!
Worauf kann ich beim Kauf und Verzehr von Avocados achten?
- Grundsätzlich sollten Avocados die Ausnahme auf dem Speisezettel bleiben. Die rasant steigende Nachfrage führte dazu, dass heute die meisten der im Handel erhältlichen Avocados aus industriell betriebenen Plantagen stammen – mit den oben dargestellten negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
- Wenn Avocados, dann aus fairem Handel und Bio-Anbau. So fördert man gerechtere Löhne für Arbeiter*innen und Kleinbäuer*innen und verringerten Pestizideinsatz im Anbau.
- Auf die Entfernung zum Ursprungsland achten. Kürzere Entfernungen bedeuten kürzere Transportwege und geringeren Energieverbrauch. Kaufen Sie deshalb lieber die Avocado aus Spanien statt aus Kolumbien. Flug-Avocados sind in jedem Fall eine ökologische Katastrophe: ganz gleich, aus welchem Herkunftsland sie stammen, und ganz gleich, ob sie konventionell oder bio angebaut wurden.
- Kaufen Sie keine essfertigen, vorgereiften Avocados, denn diese stammen aus einem energiehungrigen Nachreifeprozess. Da Avocados nicht lange haltbar sind, werden die nicht verkauften Exemplare dann einfach weggeworfen. Nicht vorgereifte Avocados reifen auch zu Hause bei Zimmertemperatur (nicht im Kühlschrank!) innerhalb einiger Tage, am besten zusammen mit einem Apfel in ein Tuch gewickelt.
- Reife und angeschnittene Avocados im Kühlschrank lagern. So bleiben sie länger haltbar. Angeschnittene Avocadohäften am besten mit dem Kern zusammen in ein Bienenwachstuch wickeln.
- Auch den Kern verwerten. Avocado-Kerne enthalten viele Vitamine, Aminosäuren und wichtige Mineralstoffe und sind somit viel zu schade, um sie einfach wegzuschmeißen. Einfach ein paar Tage trocknen, dann kleinreiben und in kleinen Mengen Smoothies, Müslis und Breien zugeben – so holt man alle wertvollen Nährstoffe aus der Superfrucht.