Die Amerikanische Schwertmuschel (Ensis americanus oder auch Ensis leei) ist die häufigste Schwertmuschelart an der Küste. Sie wird in der Nordsee bis zu 17 Zentimeter lang, in Nordamerika bis zu 25 Zentimeter. Die Tiere wachsen relativ rasch und sind bereits nach ca. einem Jahr geschlechtsreif. Sie können bis fünf Jahre alt werden. Die Vermehrung erfolgt über planktonische Larven.
Vorder- und Hinterende der Muschel können nicht ganz geschlossen werden, sie klaffen ständig etwas auseinander. Am Vorderende tritt der muskulöse Fuß heraus, am Hinterende die verhältnismäßig kurzen Siphone, mit denen die Muschel das Wasser für Nahrung einstrudelt.
1979 wurden Jungtiere der amerikanischen Art erstmals in der Deutschen Bucht in der Nähe des Feuerschiffes "Elbe I" nachgewiesen. Vermutlich wurden Larven mit Ballastwasser von Schiffen in die Deutsche Bucht verschleppt. Sie kommt heute massenhaft an der südlichen Nordseeküste von Südnorwegen bis an die englische und französische Kanalküste vor. Auch in der westlichen Ostsee wird die Amerikanische Schwertmuschel seit 1993 nachgewiesen.
Hier fühlt die Amerikanische Schwertmuschel sich wohl
Die Muscheln besiedeln bevorzugt Sand- und Schlickböden, wo sie senkrecht mit dem Hinterende nach oben in tiefen Röhren leben. Normalerweise befindet sich die Amerikanische Schwertmuschel dicht unter der Oberfläche. Diese freie ökologische Nische konnte sie nach ihrer Ankunft problemlos besetzen, denn einheimische Schwertmuschelarten kommen ausschließlich im tieferen Sediment vor.
Die Amerikanische Schwertmuschel kann sich bei Gefahr mit Hilfe ihres Fußes sehr schnell aus dem oberflächennahen Sediment in circa 40 Zentimeter Tiefe in ihre Röhre zurückziehen. Sie kommen in einer Wassertiefe zwischen 3 und 18 Metern, seltener auch in über 20 Meter Tiefe vor.
In Gegenden mit dichter Besiedlung können 400 bis 1.200 Exemplare auf einem Quadratmeter leben. Trotz dieser oft sehr hohen Individuendichte und rascher Vermehrung im deutschen Wattenmeer hat die Amerikanische Schwertmuschel entgegen erster Befürchtungen bisher nachweislich keine heimischen Arten verdrängt. Für tauchende Meeresenten bilden die großen Vorkommen der Amerikanischen Schwertmuscheln eine neue Nahrungsquelle.
Der Lauf der Schwertmuschel
Es wurde beobachtet, dass die Muschel im freiem Wasser mehrere Dezimeter mit einem einzigen Rückstoß schwimmen kann. Dazu presst sie ruckartig Wasser aus ihrer Mantelhöhle und macht zusätzlich mit ihrem Fuß schlängelnde Schwimmbewegungen. Besonders junge Muscheln begeben sich so auf "Wohnungssuche", bevor sie sich eingraben.
Im Frühjahr nach kalten Wintern kommt es oft zu einem Massensterben der Schwertmuscheln. Gleiches ist nach Stürmen, die das oberflächige Sediment aufgewühlt haben, zu beobachten. Große Mengen liegen dann dort, wo sie von der Strömung zusammengetrieben wurden. Gründe des Massensterbens können auch in der Erschöpfung der Tiere als eine Folge des Ablaichens liegen.
Der Mensch als Bedrohung
Zum Sammeln ist Ensis nicht gut geeignet, denn die Schale ist vergleichsweise dünn und spröde. Allerdings werden Schwertmuscheln am Mittelmeer gegessen und schon die Kinder lernen, wie man sie erbeutet. Bei uns sind sie bisher als Nahrung für Menschen unbekannt. Sie haben als natürliche Fressfeind beispielsweise den Austernfischer, der allerdings meist nur nicht eingegrabene Muscheln erbeutet. Die Schale kann dann leicht geknackt werden.
Bei kommerziellem Schwertmuschelfang wird der Meeresboden bis zu 40 Zentimeter umgepflügt. Der BUND fordert deshalb fischereifreie Zonen und ein absolutes Verbot der Fischerei mit Bodenschleppnetzen.
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