Der Emmer (Triticum dicoccum), auch Zweikorn genannt, ist eine Pflanzenart der Gattung Weizen (Tirticum) und gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae). Er zählt neben dem Einkorn zu den ältesten kultivierten Getreidearten.
- Merkmale: Besitzt je zwei Körner pro Ährchen; Körner sind von schützenden Hüllen (Spelze) fest umgeben; Ähren sitzen auf bis zu 1,50 Meter hohen Halmen, also deutlich höher als die von Weizen; unterschiedliche
- Ährenfarben: Roter, Schwarzer und Weißer Emmer; unterschiedliche Sorten: Ramses, Roter Heidfelder, Späth’s Albjuwel
- Anbaugebiet: Kommt gut mit einem geringen Nährstoffangebot auch auf mageren und trockenen Böden aus, wird in Deutschland meistens im Umkreis von einigen innovativen Mühlen angebaut.
- Gefährdung: Auf Roter Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland
Eine fast verlorene uralte Getreideart
Emmer ist ein uraltes Korn: Er gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und wurde vor tausenden von Jahren aus Wildgräsern entwickelt. Als rund 11.000 vor Christus unsere Vorfahren sesshaft wurden und anfingen, Ackerbau zu betreiben, zählte der Emmer zu ihren Gründerpflanzen. Seine Ursprünge hat der auch als "Zweikorn" bekannte Emmer im Vorderen Orient. In der Jungsteinzeit fand man den Emmer hier in fast jeder Siedlung als Hauptgetreide. Zur Zeit der Pharaonen war Emmer das Brotgetreide der Ägypter. Vermutlich brachten römische Legionäre das Zweikorn von Ägypten nach Rom, wo er zum wichtigsten Brotgetreide wurde. Ab etwa 5.000 vor Christus diente er auch in Deutschland als Ernährungsgrundlage, wurde jedoch ab dem Mittelalter von ertragsstärkeren Getreidearten wie Dinkel und Weichweizen nach und nach verdrängt.
Der Emmer wächst mit bis zu 1,50 Metern deutlich höher als Weizen oder Roggen und zeichnet sich durch zwei Körner pro Ährchen aus. Diese sind durch sogenannte Spelzen umgeben, eine Hülle, die das Korn vor schädlichen, äußeren Umwelteinflüssen wie Verschmutzungen aus der Luft oder vor Krankheiten schützen kann. Gleichzeitig ist der Spelz auch ein Nachteil, da er das Emmer-Korn so fest umschließt, dass er in einem zusätzlichen Verarbeitungsschritt in einer Mühle von seiner Hülle getrennt werden muss.
Weizen verliert hingegen schon beim Dreschen seinen Spelz. Die industrialisierte Landwirtschaft des 20. Jahrhunderts nahm ertragsstarke und einfach zu verarbeitende Getreidearten in den Fokus, wodurch der Emmer auf den Äckern in Deutschland nahezu verschwand.
Der Weg zurück auf deutsche Äcker
Knappe 75 Prozent der deutschen Ackerfläche werden von nur fünf Kulturen dominiert – Weizen, Gerste, Mais, Raps und Roggen. Diese starke Einschränkung der Nutzpflanzen-Vielfalt erhöht die Gefahr von Krankheiten und Schädlingen, was einen höheren Einsatz von Pestiziden nötig macht und die Artenvielfalt von Wildpflanzen und -tieren reduziert. Dank engagierten Mühlen und Landwirt*innen, Saatzuchtanstalten und Forscher*innen werden inzwischen immer häufiger unterschiedliche Emmer- und andere Urkornsorten angebaut und so die Biodiversität auf den Äckern erhöht.
Der Vorteil des Emmers: Er benötigt weniger Dünger als Weizen und schont damit Böden und Gewässer, er weist mehr Protein und Mineralstoffe auf als Weizen und er hat einen besonderen Geschmack. Das mit ihm gebackene Brot schmeckt nussig und das aus ihm gebraute Bier kräftig-würzig. Der Emmer eignet sich sehr gut für regionale Produktionsketten, die Verbraucher*innen immer stärker nachfragen. Allerdings ist er nach wie vor ein Nischenprodukt.
Um das zu ändern, so ist sich Emmer-Experte Professor Friedrich Longin von der Universität Hohenheim sicher, müssen Saatguthändler*innen, Landwirt*innen, Müller*innen und Endprodukthersteller*innen gemeinsam eine Strategie zur Vermarktung von Emmer-Premiumprodukten entwickeln und eine stabile Wertschöpfungskette schaffen. Der Emmer biete eine Reihe von Vorteilen, sowohl auf dem Feld als auch im Endprodukt – diese müssten nun noch erfolgreich kommuniziert werden.
Zum Artensteckbrief: Der Emmer (PDF)
Der BUND fordert zur Rettung des Emmers:
- Um seltene Pflanzensorten besser zu schützen, müssen sie angebaut und genutzt werden – dafür muss sich ihr Anbau jedoch auch lohnen.
- Es braucht eine andere EU-Agrarpolitik: Anstatt Geld weiter mit der Gießkanne pauschal nach der Flächenausstattung der Bauernhöfe zu verteilen, müssen die Milliarden aus Brüssel dafür genutzt werden, gesellschaftliche Leistungen der Landwirt*innen zu honorieren. Für Klimaschutz, Tierwohl und den Erhalt der Artenvielfalt.