Ressourcenverbrauch muss sinken: Viele Plastikprodukte werden mit dem Klimakiller Kohlestrom produziert

22. Dezember 2021 | Chemie, Energiewende, Nachhaltigkeit, Suffizienz

Eine neue Studie zeigt, dass die Treibhausgasemissionen für die Plastikproduktion viel höher sind als gedacht. Grund ist vor allem der dreckige Kohlestrom.

Plastikmüll: Das meiste CO2 fällt bei der Produktion an Plastikmüll: Das meiste CO2 fällt bei der Produktion an  (pexels/SHVETS)

Eine neue Studie bestätigt, was wir mit dem Plastikatlas schon 2019 zeigten: Das "Plastik-Problem" beginnt bereits am Anfang der Wertschöpfungskette. Denn fast alle neuen Plastikprodukte werden mit dreckigem Kohlestrom hergestellt. Somit werden die meisten Treibhausgase bei der Herstellung und nicht bei Recycling oder Verbrennung ausgestoßen.

Im Plastikatlas und auch in unserem Bündnis "Wege aus der Plastikkrise" machen wir darauf aufmerksam, dass billiges US-Fracking-Gas die Plastikproduktion antreibt: mit katastrophalen Folgen für das Klima und die Umwelt. Zudem wird Indigenen Menschen ihr Land weggenommen und ihre Umwelt verschmutzt – damit in Europa Single-Use-Billigverpackungen produziert werden können.

Kohleverbrennung macht die Plastikproduktion besonders schmutzig 

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass insbesondere die zunehmende Verbrennung von Kohle für die Plastikproduktion für den immer schlechter werdenden CO2-Fußabdruck von Kunststoffen verantwortlich ist. Die globalen Emissionen durch Kohleverbrennung als Energieträger für die Plastikproduktion haben sich seit 1995 vervierfacht.

Das Ergebnis: 96 Prozent der Emissionen entstehen bereits bei der Produktion. Das Recycling, die Verbrennung oder Deponierung machen demnach fast einen zu vernachlässigen Anteil von vier Prozent aus. Die wachsende Plastikproduktion in Ländern wie China, Indonesien oder Südafrika, deren Wirtschaft auf Kohleenergiegewinnung basiert, ist der Haupttreiber für diesen steigenden CO2-Fußadruck. Die Hälfte aller in China und Südafrika hergestellten Plastikprodukte sind wiederum für den Export in die EU und USA bestimmt. 

Mehr Ökostrom und dann ist das Plastik grün?

Die Autor*innen der Studie schlagen vor, doch mehr Ökostrom entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Plastik zu nutzen, damit die Bilanz nicht so schlecht ausfällt. Aus Sicht des BUND ist es jedoch keine Lösung, die weiter stattfindende Überproduktion von Plastikverpackungen grün anzustreichen. Selbst wenn mehr recycelt wird, sind die großen Mengen, die produziert werden, ein Problem.

Diese Überproduktion muss gesellschaftlich und politisch angegangen werden. Dafür müssen wir unser Wirtschaftssystem umbauen: hin zu mehr unverpackt, Mehrweg und regional. Statt neues Plastik zu produzieren, müssen wir das nutzen und hochwertig recyceln, welches wir schon haben – statt wie jetzt den Großteil zu verbrennen! Denn was bei den Rufen nach mehr Ökostrom vergessen wird: Alle neuen Ökostrom-Anlagen brauchen jede Menge neue Ressourcen (z.B. Metalle), die auch immer knapper werden und die wir nicht verschwenden dürfen, für immer wieder neue kurzlebige Plastikverpackungen.

Ressourcenwende, Abfallvermeidung und Mehrweg statt neue Plastikmüllverpackungen

Der BUND fordert eine Ressourcenwende, weil wir es uns schlicht nicht mehr leisten können, Rohstoffe und Energie für Einweg-Verpackungen zu verschwenden. Für uns bedeutet das unter anderem eine absolute Begrenzung von Plastikproduktion: sowohl aus fossilen als auch nachwachsenden Rohstoffen.

Wir können uns nicht aus der Krise raus recyceln. Wie die Studie eindrücklich zeigt, ist bereits die Produktion das Problem. Auch wenn wir mehr recyceln, sprengen wir die planetaren Grenzen und erreichen nicht das völkerrechtlich vereinbarte 1,5 Grad-Ziel. Wir setzen uns daher für eine starke Reduktion von Ressourcenverbrauch und Müll sowie dessen Verbrennung ein und machen uns für Unverpackt und Mehrweglösungen stark.

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