Giftige Chemikalien in Regenwasser nachgewiesen

10. August 2022 | Chemie

Forscher weisen weltweit gefährlich hohe Konzentrationen an extrem langlebigen und giftigen Fluorchemikalien (PFAS) im Regenwasser nach. Die planetaren Grenzen für PFAS sind der neuen Studie zufolge längst überschritten.

Regentropfen am Fenster Regentropfen am Fenster  (Joshua_seajw92/pixabay)

Regenwasser ist einer neuen Studie der Universität Stockholm zufolge in allen Regionen der Welt gefährlich hoch mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien kontaminiert. Die Forscher*innen konnten per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, oder kurz: PFAS, nachweisen. Nach Ansicht der beteiligten Expert*innen haben wir jetzt schon mehr von diesen massenhaft hergestellten synthetischen Stoffen freigesetzt, als unser Planet verkraften kann. 

PFAS sind eine Gruppe von mehr als 4.500 extrem langlebigen Industriechemikalien. Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften u.a. bei der Herstellung von Lebensmittelverpackungen, regenfester Kleidung, Kochgeschirr, Skiwachs und Feuerlöschmittel eingesetzt. In der Umwelt werden PFAS nicht abgebaut und werden mit Wind- und Wasserströmen bis in die entlegensten Regionen der Welt verteilt. 

Grenzwerte der US-Umweltbehörde werden überschritten

Für die Studie wurden die Konzentrationen der vier bestuntersuchten PFAS, den Perfluoralkylsäuren PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS, in Regenwasser, Böden und Oberflächengewässer verschiedener Weltregionen gemessen. Dabei lag der Wert für PFOA und PFOS meist deutlich über dem von der US-Umweltbehörde EPA für Trinkwasser empfohlenen Grenzwert von vier billionstel Gramm pro Liter. Für PFOA wurde im tibetanischen Hochland das 14-fache dieses Wertes gemessen.

Wie die Autor*innen der Studie betonen, lag die Summe der vier gemessenen PFAS im Regenwasser häufig über dem dänischen Grenzwert für Trinkwasser. Die PFOS-Werte überstiegen in vielen Fällen den Qualitätsstandard für europäische Binnen-Gewässer. Durch die Ablagerung aus der Atmosphäre seien Böden weltweit kontaminiert. Aus diesem Grund sieht das Forscherteam um Ian Cousins (Universität Stockholm) und Martin Scheringer (ETH Zürich) die planetare Grenze für die Umweltbelastung mit PFAS als überschritten an.

Chemikalien sammeln sich weiter an

Frühere Annahmen, dass PFAS im Meer landen und dort so verdünnt werden, dass sie keine Gefahr mehr darstellen, wurden inzwischen widerlegt. Demnach gelangen sie mit den Aerosolen wieder in die Atmosphäre und werden weiterverteilt. Dieser kontinuierliche Kreislauf, gepaart mit der extremen Langlebigkeit, wird Scheringer zufolge dafür sorgen, dass die Grenzwerte weiter überschritten werden.

Viele der bislang wenigen gut untersuchten Verbindungen dieser Stoffgruppe reichern sich in Pflanzen und Tieren an und werden unter anderem mit Hoden- und Nierenkrebs sowie Erkrankungen der Schilddrüse in Verbindung gebracht. Bei Kindern können PFAS die Bildung von Antikörpern nach Impfungen und somit deren Wirkung deutlich herabsetzen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb eine sehr niedrige tolerierbare Wochendosis festgelegt. Allerdings sind nur sehr wenige PFAS in der EU bisher gesetzlich reguliert. Direkte Verbote gibt es bislang nur für PFOA und PFOS. 

Das fordert der BUND zu giftigen Chemikalien

Der BUND fordert deshalb seit langem eine strikte vorsorgliche Regulierung der gesamten Stoffgruppe. Konkret ein schnelles Verbot von PFAS in Verpackungen und anderen Konsumprodukten bis 2025 und den kompletten Ausstieg aus Produktion und Verwendung bis 2030. Ausnahmen sollen nur in Ausnahmefällen gelten, etwa für medizinische Anwendungen, sofern keine Alternativen verfügbar sind und auch nur zeitlich befristet.

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