Berlin. Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch, dennoch ist Fleisch in Deutschland weiterhin eines der beliebtesten Lebensmittel. Immerhin rund acht Millionen Deutsche verzichten bereits. Der Welt-Vegetariertag am morgigen Dienstag unterstützt diesen Trend, der in Zeiten des Klimawandels einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. "Weniger Fleisch auf dem Teller ist besser für die Gesundheit und für die Umwelt", sagt Katrin Wenz, Agrarexpertin vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Durchschnittlich essen wir jedes Jahr fast 60 Kilogramm Fleisch: am häufigsten Schweinefleisch mit rund gut 35 Kilogramm pro Jahr. Bei Geflügelfleisch liegt der durchschnittliche Pro-Kopf-Jahresverbrauch bei 20,9 Kilogramm.
Insgesamt verzehren die Deutschen laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung doppelt so viel Fleisch wie von Gesundheitsexpertinnen und -experten empfohlen. Deutlich gesünder wäre eine Menge von 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche, also die Hälfte des aktuellen Pro-Kopf-Konsums. Auch der Umwelt ginge es damit besser, sagt Wenz. "Man sieht es einem Schnitzel zwar nicht an, aber der Ressourcenverbrauch zur Produktion von nur einem Kilogramm Schweinefleisch ist enorm. Neun bis 12 Quadratmeter Nutzfläche werden beansprucht, 5.990 Liter Trinkwasser verbraucht, 650 Gramm Soja zusammen mit vielen anderen Futtermitteln verfüttert und 3.252 CO2-Äquivalente produziert." CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase.
Die Tierhaltung gehört weltweit mit zwischen 14,5 und 18 Prozent der Treibhausgasemissionen zu den Hauptverursachern der globalen Erwärmung. So werden bei der Produktion eines Schweineschnitzels 650,4 Gramm CO2-Äquivalente freigesetzt. Wesentlich niedriger sind die Emissionen beim Gemüse, wenn es frisch, regional und saisonal ist.
"Fleisch frisst zudem Land", sagt Wenz. "Denn die Nutzfläche, die für unseren Fleischkonsum benötigt wird, ist sehr groß: Auf einem Drittel der weltweiten Ackerflächen wird ausschließlich Tierfutter angebaut." So würden für die Produktion eines 200-Gramm-Schnitzels 130 Gramm Soja und viele andere Futtermittel benötig. Soja ist dabei meist gentechnisch verändert. Für seinen Anbau, bei dem zudem tonnenweise das Herbizid Glyphosat und Gentechnik eingesetzt werden, werden sehr große Flächen, zumeist in Südamerika, in Anspruch genommen: Für 200 Gramm Schweinefleisch braucht es 6,4 Quadratmeter Fläche, die außerhalb Deutschlands liegen. Im Vergleich dazu werden für eine Portion Kartoffeln von 200 Gramm nur 0,063 Quadratmeter benötigt. Auch Gemüse, wie zum Beispiel Blumenkohl braucht verhältnismäßig wenig Fläche – für 200 Gramm nur 0,24 Quadratmeter.
"Wer Lust auf Fleisch hat, sollte zumindest auf dessen Herkunft achten: besser aus extensiver Weidehaltung, bio, oder artgerechter Tierhaltung statt aus Megaställen", so die BUND-Agrarexpertin. "Am besten sind Produkte von regionalen bäuerlichen Betrieben. Ein weiterer Vorteil von Bio-Produkten oder zum Beispiel auch Neuland: Es versteckt sich kein genmanipuliertes Soja darin und es wird kein Soja aus Tropenwaldregionen verfüttert." Fastfood dagegen enthalte oft viel Fleisch, dessen Herkunft in der Regel unbekannt ist. Eine Alternative sind vegetarische oder vegane Gerichte, alternative Eiweißquellen sind Bio-Soja, etwa in Form von Tofu oder Hülsenfrüchte.
Mehr Informationen
- BUND-Sojareport
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- Pressekontakt: Katrin Wenz, BUND-Agrarexpertin, Tel.: (030) 2 75 86-549, katrin.wenz(at)bund.net und BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff/Daniel Jahn/Judith Freund/Heye Jensen), Tel.: (030) 2 75 86-425/-531/-497/-464, presse(at)bund.net