Zum internationalen Tag der Lebensmittelverschwendung am Donnerstag (29. September) ruft der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu einem sorgsameren Umgang mit Nahrung auf. Weltweit geht pro Jahr etwa ein Drittel der Lebensmittel auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren. Obwohl gleichzeitig etwa 800 Millionen Menschen unter Hunger leiden.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Geringe Wertschätzung und Verschwendung hier, Armut und Hunger dort. So können wir nicht weitermachen. Lebensmittel werden in vielen Weltregionen knapper. Angesichts ausgefallener Getreideexporte aus der Ukraine haben zudem Spekulationen zugenommen, zwischenzeitlich sind auch die Preise massiv gestiegen. Während weltweit Menschen Schwierigkeiten haben, sich tagtäglich ausreichend zu versorgen, landet weiterhin ein Großteil unserer Getreideernte im Trog statt auf dem Teller. Gleichzeitig werden in unserer Überflussgesellschaft, die jederzeit große Auswahl für selbstverständlich hält, Lebensmittel in großen Mengen in der Mülltonne entsorgt. Das ist eine gigantische Verschwendung. Diese Lebensmittel fehlen nicht nur, bei ihrer Herstellung und als Abfälle belasten sie auch das Klima.“
Lebensmittelverschwendung beginnt sehr früh: Gleich nach der Ernte verdirbt ein Teil der Lebensmittel, weil beispielsweise Möglichkeiten zur Lagerung und Kühlung fehlen. Außerdem sortieren die Erzeuger*innen landwirtschaftliche Produkte häufig schon auf dem Feld aus, wenn Größe, Farbe oder Aussehen nicht "perfekt" sind und nicht den Erwartungen der Vermarkter und Konsument*innen entsprechen. Im Einzelhandel und in privaten Haushalten landen Produkte im Müll, wenn sie das Mindesthaltbarkeits- oder das Verfallsdatum erreichen. In der gesamten Kette muss gegen Verschwendung vorgegangen werden.
Bandt: „Auch Verbraucher*innen können einen Beitrag leisten. Viel zu oft werfen wir genießbare Lebensmittel weg, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht oder überschritten ist. In Deutschland betrifft das jedes achte Lebensmittel. Dabei könnten wir einen Teil davon noch problemlos verzehren. Doch der Kampf gegen Verschwendung ist nicht allein Aufgabe der Verbraucher*innen: Alle Ebenen der Verarbeitungs- und Wertschöpfungskette müssen auf Möglichkeiten für die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung geprüft werden. Das gilt besonders für Industrie und Handel. Hier ist die Politik gefragt, endlich aktiv zu werden und einen gesetzlichen Rahmen gegen die Lebensmittelverschwendung zu schaffen. “
Denn mit der Lebensmittelverschwendung geht auch eine massive Umweltbelastung einher, die vermieden werden könnte: Jährlich entstehen durch Lebensmittelverschwendung mehr als 38 Millionen Tonnen Treibhausgase zusätzlich. Zudem werden für den Anbau von Lebensmitteln, die im Müll landen, weltweit gut 43.000 Quadratkilometer landwirtschaftlicher Fläche vergeudet sowie 216 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Und auch, um die strengen Vorgaben des Handels an das Aussehen und die Größe von Obst und Gemüse zu erfüllen, setzen viele Landwirt*innen Pestizide ein, die wiederum Umwelt und Klima belasten.
Bandt: „Der BUND spricht sich für ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung aus. Dieses sollte die gesamte Produktionskette inklusive des landwirtschaftlichen Produktionssystems in den Blick nehmen. Damit künftig nur Nahrung produziert wird, die natürliche Ressourcen schont – und am Ende auch wirklich gegessen wird. Damit in Zukunft gilt: Weniger in die Tonne, besseres Klima.“
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