"Eine ökologische Waldwende ist überfällig. An den Folgen der Klimakrise sterben nicht nur die anfälligen naturfernen Nadelforsten, sondern auch naturnahe Laubwälder sind bereits betroffen. Die Waldkrise, die wir jetzt sehen, ist ein Alarmsignal und ein Weckruf. Wir müssen dringend umsteuern: Die Bundesregierung muss mit gutem Beispiel vorangehen und endlich ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen beschließen und nicht 'Pillepalle', wie im Klimapaket von letztem Freitag. Denn bei einer Erderhitzung weit über 1,5 Grad hinaus wird auch der beste Waldschutz die heutigen Wälder in Deutschland nicht retten.
Wir müssen unsere bestehenden Wälder schützen, indem wir sie schonender behandeln, sodass sie eine Chance haben, Perioden langer Trockenheit und Hitze sowie heftigeren Stürmen besser standzuhalten. Dazu gehört, das Waldinnenklima feucht zu halten, durch ein gut geschlossenes Kronendach, eine zurückhaltende Holzernte, den Schutz des Waldbodens und das Belassen von Totholz, welches wie ein Schwamm Wasser im Wald speichern kann. Andernfalls laufen wir Gefahr, dass auch die robusteren Laubmischwälder von einer Kohlenstoffsenke zu einer CO2-Quelle werden. Zudem gehen sie uns zum Beispiel verloren für die Bereitstellung von Trinkwasser, Frischluft, Erosionsschutz, Erholung sowie als Rohstoff. Das bedeutet konkret: Die Bundesregierung muss ökologische Mindeststandards im Bundeswaldgesetz festschreiben. Die öffentlichen Wälder sollen darüber hinaus besonders vorbildlich bewirtschaftet werden: Nicht der Holzertrag, sondern der Erhalt des Waldökosystems muss im Zentrum stehen. Privatwaldbesitzerinnen und Privatwaldbesitzer sowie Kommunen sollen für besondere ökologische Leistungen finanzielle Unterstützung erhalten.
Bei den Finanzhilfen, welche die Bundesregierung jetzt für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern auf den Weg bringt, darf es kein Geld für ein 'Weiter so' in der Forstwirtschaft geben. Nach dem Grundsatz 'Öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen' dürfen Steuergelder nur ausgegeben werden für den Aufbau naturnaher Laubmischwälder mit heimischen Baumarten. Gleichzeitig muss die Jagd so umgesetzt werden, dass die jungen Laubbäume eine Chance haben zu wachsen, anstatt gleich wieder von Rehen aufgefressen zu werden. Neben einer ökologischen Wiederbewaldung abgestorbener Waldflächen ist vor allem der Waldumbau zwingend erforderlich, weg von naturfernen Nadelforsten, hin zu klimastabilen Laubmischwäldern. Für beide Aufgaben ist mehr Personal im Wald erforderlich. Zudem soll es Unterstützung geben für kommunale und privaten Waldflächen, die als Naturwälder für immer aus der forstlichen Nutzung genommen werden. Hier können wir von der Natur lernen."
Mehr Informationen
- Waldkrise
- Fachliche Ansprechpartnerin: Nicola Uhde, BUND-Expertin für Waldpolitik, Tel.: (030) 2 75 86-498, nicola.uhde(at)bund.net
- BUND-Pressestelle: Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Judith Freund | Heye Jensen Tel. (030) 2 75 86-425 | -531 | -497 | -464 | presse(at)bund.net