Inakzeptable Hormon-Anwendungen in der Schweinezucht. Bundesagrarminister Friedrich muss Einsatz verbieten

07. Januar 2014 | Landwirtschaft, Massentierhaltung

Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich aufgefordert, den Einsatz von Hormonen zur Leistungssteigerung in der Ferkelzucht zu verbieten. Die systematische Anwendung von Hormonpräparaten insbesondere in größeren Schweineställen diene vor allem dazu, den Betreuungsaufwand der Muttertiere zu verringern und die Ferkelanzahl zu erhöhen, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Dies sei weder mit dem Tierschutz noch mit dem Schutz der Umwelt vor dem Eintrag risikobehafteter Stoffe zu vereinbaren, sagte Weiger.

Die Praxis, in großem Stil gesunden Sauen Hormonpräparate zu verabreichen, um deren Sexualzyklen gleichzuschalten, widerspreche auch der eigentlichen Zielstellung des Arzneimittelgesetzes. Dieses sehe vor, dass Medikamente zur Heilung kranker Tiere eingesetzt würden, sagte der BUND-Vorsitzende. "Bundesagrarminister Friedrich muss dieser tier- und umweltschädlichen Praxis einen Riegel vorschieben", sagte Weiger. "Was wir brauchen ist eine Kehrtwende in der Agrarpolitik. Weg von der Massentierhaltung und weg von der Subventionierung einer Agrarindustrie, die Tiere zu Gebärmaschinen macht", so der BUND-Vorsitzende.

Durch den Einsatz hormonell wirksamer Medikamente bei Muttersauen würden in großen Schweinezuchtanlagen zunehmend Ferkel in unnatürlich hoher Anzahl geboren, sagte die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning. Dies führe auch zu einer höheren Anzahl toter Ferkel. Mit der Gülle gelangten hormonell wirksame Substanzen zudem in Böden und Gewässer und damit auch in Trinkwasserressourcen. Hormone könnten nicht oder nur teilweise aus dem Wasser entfernt werden, sagte Benning.

Der BUND-Vorsitzende Weiger forderte Bundesagrarminister Friedrich auf, sämtliche Daten zu den in der Nutztierhaltung verwendeten Hormone und deren Mengen offen zu legen. Die letzte veröffentlichte Zahl von 670 Kilogramm pro Jahr in der Veterinärmedizin eingesetzter Hormonpräparate stamme von 2003. Da die Tierhaltung seitdem weiter intensiviert worden sei, würden inzwischen vermutlich sehr viel größere Mengen zur Anwendung kommen. Strenger überwacht werden müsse vor allem der Einsatz der sogenannten Steroide. Diese als erbgutschädigend und krebserregend geltenden Medikamente dienten unter anderem in der Sauenhaltung zur Zyklusgleichschaltung.

Deutschland müsse sich davon verabschieden, auch bei Fleisch den Titel "Exportweltmeister" anzustreben, sagte Weiger. "Eine Agrarpolitik, die vor allem auf Wachstum der industriellen Tierhaltung setzt, führt zu mehr Umweltschäden, großem Tierleid und hohen Folgekosten für die Gesellschaft. Gegen diese Risiken und Nebenwirkungen der Agrarindustrie werden wir am 18. Januar anlässlich der Grünen Woche in Berlin gemeinsam mit vielen tausenden Verbrauchern und ökologisch wie konventionell wirtschaftenden Landwirten demonstrieren", sagte Weiger.

Pressekontakt

Zur Übersicht

BUND-Newsletter abonnieren!

BUND-Bestellkorb