Salzwedel/Bonn/Nürnberg: Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben heute symbolisch Lücken im "Grünen Band", Deutschlands längstem Biotopverbund entlang der früheren innerdeutschen Grenze, geschlossen. Damit starteten sie offiziell das Projekt "Lückenschluss Grünes Band". Mit den geplanten Maßnahmen im Vorhaben werden in ausgewählten besonders beeinträchtigten Bereichen der Arten- und Biotopreichtum des Grünen Bandes sowie die Wander- und Ausbreitungsmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen wieder hergestellt.
Das Projekt wird über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Das Bundesumweltministerium stellt aus diesem Förderprogramm dem BUND für die Durchführung des Projektes 1,6 Millionen Euro zur Verfügung. Das BfN begleitet als Bewilligungsbehörde das Naturschutzprojekt fachlich.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme des Grünen Bandes ergab, dass insgesamt 180 Kilometer des einzigartigen nationalen Biotopverbunds durch intensiv genutztes Grünland, Ackerbau und Straßen in ihrer Funktion stark beeinträchtigt sind. Neben zahllosen kleineren Zerschneidungen hat der BUND 26 Lücken mit einer Länge von jeweils über einem Kilometer untersucht. Drei davon sind als modellhafte Bereiche für einen künftigen Lückenschluss identifiziert worden.
In einer dieser Regionen im Landkreis Altmark nördlich von Arendsee haben sich heute Fachleute und lokale Akteure an der "Wirler Spitze" vor Ort ein genaues Bild der Situation gemacht. Auf einer Länge von über 20 Kilometern sollen dort Heide- und Trockenrasenstandorte sowie extensiv genutzte Wiesen und Weiden wiederhergestellt werden. Diese sollen zahlreichen seltenen Tierarten wie Ziegenmelker, Heidelerche, Neuntöter, Wiesenweihe, Zauneidechse, Kreuzkröte und Schlingnatter künftig Lebensraum bieten.
Der BUND-Vorsitzende Prof. Hubert Weiger betonte die Vorbildwirkung des Grünen Bandes: "Laut Bundesnaturschutzgesetz sind die Länder verpflichtet, auf mindestens zehn Prozent der Landesfläche Biotopverbundsysteme herzustellen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf der Vernetzung der Lebensräume außerhalb von Schutzgebieten liegen. Das Grüne Band ist ein Paradebeispiel, wie das in der Praxis gelingen kann. Auch Gebiete, in denen die Herstellung des Biotopverbundes wegen hoher Flächenkonkurrenz mit intensiven Nutzungsformen (Infrastruktur, Land- und Forstwirtschaft etc.) erschwert ist, dürfen dabei nicht ausgespart werden. Denn sonst sieht es für Tiere und Pflanzen, die für Nahrungssuche, Vermehrung und Ausbreitung zusammenhängende Biotope und Wandermöglichkeiten dringend brauchen, sehr schlecht aus. Nicht wenige davon sind vom Aussterben bedroht."
Dr. Andreas Krüß, Abteilungsleiter Ökologie und Schutz von Fauna und Flora des BfN, wies auf die nationale Bedeutung dieses Projektes hin: "Mit dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt wollen wir dazu beitragen, dass die Ziele der nationalen Biodiversitätsstrategie erreicht werden. Die in der Strategie geforderte Regeneration und Neuentwicklung gefährdeter Biotoptypen und Biotopkomplexe soll im Projekt "Lückenschluss am Grünen Band" in drei Modellgebieten mit unterschiedlichen Ausgangssituationen durchgeführt werden. Wir erhoffen uns davon fachliche Impulse und eine Signalwirkung für das Schließen von Lücken in Biotopverbundsystemen auch anderswo in Deutschland."