Berlin. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert Bundeskanzler Olaf Scholz auf, sich beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der G7-Länder energisch für verbindliche Zusagen im Kampf gegen die multiplen Krisen, wie die Klimakrise, die Biodiversitätskrise und die Ernährungskrise, einzusetzen. Aus BUND-Sicht müssen die Staaten dringend das Ende der Ära der fossilen Energien kompromisslos beschließen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt unsere gefährliche Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Es braucht die klare Bereitschaft, den Energieverbrauch drastisch zu senken und klimaschädliche Subventionen zu stoppen. Der Gipfel beginnt am Sonntag im bayerischen Elmau. Bereits am Samstag demonstriert der BUND in einem breiten Bündnis von über 15 zivilgesellschaftlichen Organisationen in München unter dem Motto "Gerecht geht anders!"
"Die G7-Staaten müssen ihrer historischen Verantwortung als Verursacher der Klimakrise nachkommen und ihre Klimaanstrengungen schnell auf einen 1,5 Grad-Pfad bringen. Vom G7-Gipfel muss ganz klar das Signal ausgehen: Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und gehen beim Klimaschutz solidarisch voran. Das bedeutet: Dekarbonisierung des eigenen Stromsektors, ein klares Nein zu Gas, eine klare Zusage von Geldern in Milliardenhöhe für diejenigen, die am stärksten von der Krise betroffen sind. Zudem müssen sie auch die verbindliche Zertifizierung grünen Wasserstoffs auf den Weg bringen und klimaschädliche Subventionen stoppen", sagt Antje von Broock, BUND-Geschäftsführerin.
Alexandra Struck, Mitglied im Bundesvorstand der BUNDjugend, ergänzt: "Sieben Jahre nach dem letzten G7-Gipfel am gleichen Ort, befinden sich die G7-Staaten noch immer auf dem Holzweg. Damals einigte man sich darauf, bis 2050 weltweit 70 Prozent weniger Treibhausgasemissionen auszustoßen. Es ist unklar, wie dieses Ziel praktisch realistisch erreicht werden soll. Das macht uns junge Menschen wütend und frustriert uns. Auch zeigt sich, dass die Klimakrise nur sozial und ökologisch gelöst werden kann: Junge Menschen in Deutschland leiden ebenso wie andere Bevölkerungsgruppen mit geringen Einkommen massiv unter den Preissprüngen der verfehlten, fossilen Energiepolitik! Es ist Zeit für einen radikalen Kurswechsel."
Die G7-Staaten sind als größte Industrienationen die Hauptverantwortlichen der Klimakrise. Mit ihrem riesigen CO2-Verbrauch bringen sie den gesamten Planeten in tödliche Gefahr. Der BUND fordert deshalb, dass Länder, die weit weniger Ressourcen verbrauchen, durch die G7 angemessen unterstützt werden, die Folgen der Klimakrise zu bewältigen. Umweltaktivist*innen aus den G7-Ländern, die im BUND-Netzwerk "Friends of the Earth international" aktiv sind, fordern von den Staats- und Regierungschefs:
Kanna Mitsuta, Direktorin Friends of the Earth Japan: "Japan, der G7 Gastgeber in 2023, ist unter den G7-Staaten ein Nachzügler in Sachen Klimaschutz. Japan unterstützt noch immer neue Kohlekraftwerkprojekte in Übersee mit öffentlichen Geldern und ist eines der größten Geldgeber für Öl- und Gasprojekte. Das Kommuniqué der Umwelt- und Energieminister verpflichtete sich, die Finanzierung fossiler Brennstoffe im Ausland auslaufen zu lassen, und wir fordern von unserer Regierung, dass sie sich an diese Abmachung hält."
Anna-Lena Rebaud, Leitung Klimapolitik Friends of the Earth Frankreich: "Unser Präsident Emmanuel Macron präsentiert sich auf der internationalen Bühne mit großspurigen Reden als Klimavorreiter. Doch in den letzten fünf Jahren sind seinen Worten kaum Taten gefolgt. Seine Regierung wurde zweimal wegen Untätigkeit in Sachen Klima streng verurteilt. Die französische Regierung muss aufhören, Projekte für fossile Brennstoffe zu unterstützen und die massiven Veränderungen in Angriff nehmen, die für ein sauberes und gerechtes Energiesystem erforderlich sind."
Beatrice Olivastri, Direktorin Friends of the Earth Kanada: "Es ist entscheidend, dass Kanada die gesetzten Klima-Ziele erfüllt. Unsere Regierung muss bis Ende 2022 den Ausstieg aus der internationalen Finanzierung von Projekten für fossile Brennstoffe wahr machen und bis 2023 mit inländischen Subventionen für fossile Brennstoffe aufhören. Wir fordern Premierminister Trudeau und die anderen G7-Regierungschefs auf, Zusagen für finanzielle Investitionen in erneuerbare Energien in den Entwicklungsländern zu bekräftigen."
Kate DeAngelis, Leitung Internationales Finanzprogramm Friends of the Earth Vereinigte Staaten: "Trotz der Klimakrise, zu der die Vereinigten Staaten historisch gesehen am meisten beigetragen haben, fördern die USA weiterhin den Ausbau der Infrastruktur für fossile Brennstoffe sowohl im Inland, als auch international. Die Vereinigten Staaten müssen endlich einen gewaltigen Sprung nach vorne machen und darlegen, wie sie ihrer Verpflichtung nachkommen wollen, die Finanzierung fossiler Brennstoffe im Ausland bis Ende des Jahres kompromisslos zu beenden."
Rachel Kennerley, Leitung Internationale Klimapolitik Friends of the Earth England, Wales und Nordirland: "Als einer der größten historischen Umweltverschmutzer der Welt hat Großbritannien die Verantwortung, die globalen Bemühungen um eine Verringerung der Emissionen zu unterstützen und den Ländern zu helfen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Unsere Abhängigkeit von teuren fossilen Brennstoffen müssen viele Menschen teuer bezahlen. Um die doppelte Belastung durch hohe Lebenserhaltungs- und Klimakrisenkosten zu entschärfen, muss die britische Regierung die bestehenden fossilen Brennstoffe abbauen und sich verpflichten, keine neuen zu erschließen. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien in Großbritannien und ein umfangreiches Programm zur Hausisolierung kann die Regierung unsere Abhängigkeit von schmutzigen, teuren Brennstoffen beenden - und zwar schnell."
Mehr Informationen
- In einem Bündnis aus 15 zivilgesellschaftlichen Organisationen demonstriert der BUND an diesem Samstag in München für eine klimagerechte Politik. Die Demonstration reiht sich ein in die vielfältigen Proteste rund um den G7-Gipfel ein: Website zur Demo
- Aufgrund seiner vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zieht Wasserstoff derzeit das Interesse von Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit auf sich und wird bereits als "Öl des 21. Jahrhunderts" angepriesen. Der BUND sieht die G7 in der Pflicht, den Wasserstoffmarkt nachhaltig und gerecht zu entwickeln.
- In einem Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz fordert der BUND signifikante Fortschritte beim Klimaschutz im Rahmen des G7-Treffens.
- Kontakt: Susann Scherbarth, BUND-Expertin für Internationale Klimapolitik/Klimagerechtigkeit, Tel. (00 32) 4 86 34 18 37, susann.scherbarth(at)bund.net sowie BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff / Daniel Jahn / Clara Billen / Lara Dalbudak), Tel. (030) 2 75 86-497 / -531 / -464 / -425, presse(at)bund.net