Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht im Auslaufen der Milchquote zum 1. April 2015 große Risiken für den Tier- und Umweltschutz. "Das Ende der Milchquote wird zu einer noch größeren Überproduktion führen. Die Milcherzeuger geraten unter zusätzlichen Preisdruck, das Höfesterben geht weiter und die Tierhaltung wird in immer größeren Ställen konzentriert. Dies alles wirkt sich negativ auf den Tierschutz und die Umwelt aus", sagte der agrarpolitische Sprecher des BUND, Jochen Dettmer. Erforderlich seien jetzt flexible Mechanismen zur Steuerung der erzeugten Milchmenge entsprechend der Marktlage. Ziel müsse dabei sein, die Menge dem Inlandskonsum anzupassen. Geschehe dies nicht, drohe die Haltung von Milchkühen vollständig industrialisiert zu werden.
Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der Milchviehhalter in Deutschland auf derzeit nur noch rund 70.000 halbiert. Der BUND-Experte forderte Bundesagrarminister Christian Schmidt auf, eine tier- und umweltgerechte Milcherzeugung und die regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte in Deutschland besser zu fördern. Die dafür vorhandenen EU-Fördermöglichkeiten würden bislang von der Bundesregierung weitgehend ignoriert.
Dettmer: "Der Wegfall der Milchquote wird den Leistungsdruck auf die Kühe weiter verstärken. Ein Großteil der Tiere wird bereits auf Hochleistung gezüchtet und erhält statt Weidefutter Mais und Importsoja. Dies trägt auch dazu bei, dass Wiesen umgepflügt und in Ackerland verwandelt werden. Die Folge ist der Verlust vieler seltener Tier- und Pflanzenarten."
Die nach Auslaufen der Quote zu erwartende Milch-Überproduktion wirke sich nicht nur auf die Landwirtschaft in Deutschland und Europa negativ aus. Schon jetzt importierten deutsche Agrarbetriebe ein Drittel der Futtermittel aus Ländern wie Brasilien, Paraguay und Argentinien. Ihr Hauptbestandteil sei gentechnisch verändertes Soja. Der Soja-Anbau gehe in diesen Ländern mit dem großflächigen Einsatz giftiger Pestizide und der Vernichtung wertvoller Naturräume einher, kritisierte Dettmer.
Eines der wichtigsten Instrumente zum Erhalt der bäuerlich-ökologischen Milcherzeugung in Deutschland sei eine transparente und verpflichtende Kennzeichnung für Verbraucher. "Fair und ohne Gentechnik produzierte Milch und Weidemilch erweitern stetig ihre Marktanteile. Wer hingegen ganzjährig im Stall gehaltenen Tieren Gentech-Futter verabreicht, muss dies auch auf die Milchverpackungen schreiben. Irreführende Bilder von glücklichen Kühen auf großflächigen grünen Weiden gehören verboten. Auch die Handelsketten müssen den Trend zu mehr Transparenz und Tierschutz mittragen anstatt wertvolle Milch zu verramschen", forderte Dettmer.
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