Berlin. Glyphosat wirkt sich negativ auf die Biodiversität aus und ist eine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Es darf nach 2022 in der Europäischen Union nicht wieder zugelassen werden. Diese Einschätzung basierend auf wissenschaftlichen Daten hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in der öffentlichen Glyphosat-Konsultation der zwei europäischen Behörden, der EFSA (European Food Safety Authority) und der ECHA (Europen Chemicals Agency), abgegeben. In der EU ist die Genehmigung von Pestizid-Wirkstoffen zeitlich begrenzt und muss in regelmäßigen Abständen von der EU überprüft werden. Die im Jahr 2017 für fünf Jahre verlängerte Zulassung von Glyphosat läuft Ende 2022 aus. Die Konsultation läuft noch bis zum 22. November.
"Die Gefahren von Glyphosat sind enorm. Zusätzlich zur Bedrohung der Artenvielfalt stellt das Totalherbizid ein Krebsrisiko für Menschen dar. Glyphosat tötet alle Pflanzen und damit Nahrungsquellen für viele Organismen, darunter Vögel, Bestäuber und andere wertvolle Insekten", sagt Martha Mertens, Sprecherin des Arbeitskreises Gentechnik und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BUND. "Bisher komplett unterschätzt wurde bei der Risikobewertung die Wirkung auf Mikroorganismen im Boden und im Verdauungstrakt von Tieren. Glyphosat ist nicht nur Totalherbizid, sondern zeigt auch eine antibiotische Wirkung und verändert so zum Beispiel die Darmflora von Mensch und Tier. Das kann Anfälligkeiten für Krankheiten erhöhen."
Die wirtschaftlichen Interessen an der weiteren Verwendung sind riesig. Glyphosat ist weltweit das am meisten eingesetzte Pestizid. Allein in Deutschland wird ein Drittel der Ackerfläche damit behandelt. Im Jahr 2020 wurden hier 3.770 Tonnen abgesetzt.
Mit dem Verbot von Glyphosat allein wäre das Artensterben jedoch nicht gestoppt. "Wir brauchen eine sozial-ökologische Transformation in der Landwirtschaft und eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes", so Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. "Statt auf die Giftspritze zu vertrauen, müssen zukünftig mehr nichtchemische Methoden Anwendung finden. So verhindern breite Fruchtfolgen und schonende mechanische Bodenbearbeitung die übermäßige Ausbreitung von Beikräutern. Wir brauchen eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur, ohne Gift und Gentechnik."
Der BUND fordert das Verbot besonders gefährlicher Pestizide wie zum Beispiel Glyphosat und den Neonikotinoiden. Menge und Risiko von Pestiziden müssen deutlich reduziert werden, mindestens um die Hälfte bis 2030. Die neue Regierung ist jetzt in der Pflicht, ein ambitioniertes Pestizid-Reduktionsprogramm zu erarbeiten und umzusetzen, dessen Maßnahmen Artenvielfalt und Klima wirksam schützen.
Mehr Informationen
- Impulspapier "Zehn BUND-Forderungen zur Pestizidreduktion" (PDF)
- Konkrete Maßnahmen zur Pestizidreduktion stellt der BUND in einer Diskussionsveranstaltung mit Bundestagsabgeordneten am 24. November vor. Die Möglichkeit zur Anmeldung und weitere Informationen finden Sie hier.
- Kontakt: Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin, Mobil: 01 75 / 4 48 76 91, corinna.hoelzel(at)bund.net sowie BUND-Pressestelle (Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel. (030) 2 75 86-425 / -531 / -497 / -464, presse(at)bund.net