Bayers Übernahmeangebot für Monsanto ist "vorausschauende Leichenfledderei"

23. Mai 2016 | Umweltgifte, Landwirtschaft

Berlin: Für Heike Moldenhauer, die Gentechnik-Expertin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ist die geplante Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto durch den deutschen Chemiekonzern Bayer "ein Fall von vorausschauender Leichenfledderei". "Monsanto hat seine besten Zeiten hinter sich. Bricht jetzt auch noch sein Glyphosat-Geschäft ein, wird Bayer vor allem eines übernehmen: Das schlechte Image des US-Gentechnikkonzerns", sagte die BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer.

"Monsanto hat in der Agro-Gentechnik sein Alleinstellungsmerkmal verloren. Inzwischen beliefern auch andere große Chemiekonzerne den Weltmarkt mit Gentech-Pflanzen und damit kombinierten Pestiziden. Monsanto, das Gentech-Pflanzen im Doppelpack mit Glyphosat anbietet, hat vor allem in Nord- und Südamerika mit zunehmenden Resis­tenzen bei Unkräutern gegenüber seinem einzigen Pestizid zu kämpfen. Bayer will offensichtlich ein Unternehmen schlucken, dessen Verkaufsschlager Glyphosat ein Ladenhüter zu werden droht", sagte Moldenhauer.

Die aktuelle Auseinandersetzung um das Herbizid Glyphosat in der EU zeige, dass es inzwischen zunehmend um die Akzeptanz von Produkten und die Form von Landwirt­schaft gehe, die deren Hersteller beförderten. "Monsanto ist so verletzlich wie nie und deshalb ein idealer Übernahmekandidat. Der breite Protest in der EU gegen die Glyphosat-Zulassung sollte Bayer davon abhalten, sich ein `vergiftetes` Unternehmen wie Monsanto einverleiben zu wollen", so die BUND-Expertin.

Sollte Bayer Monsanto am Ende tatsächlich aufkaufen, sei dies ein Zeichen dafür, dass das Leverkusener Unternehmen trotz allen gesellschaftlichen Widerstandes verstärkt auf Gentechnik setzen wolle. "Da Bayers Lobbydruck auf die Politik enorm ist, ist zu befürchten, dass nach einer Monsanto-Übernahme die Interessen der Gentechnik-Industrie in Deutschland und auf EU-Ebene noch aggressiver vertreten werden als bisher", sagte Moldenhauer.

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