Chemiepark mit rauchendem Schornstein

Chemieindustrie ist größter Verbraucher von Öl und Gas

Das zeigt eine neue BUND-Studie. Dabei verwendet der Chemiesektor 20 Prozent seines Energie- und Rohstoffbedarfs alleine für die Produktion von Plastikverpackungen.

383 Milliarden Kilowattstunden Energie und Rohstoffe wie Öl und Gas haben deutsche Chemiefirmen im Jahr 2020 verbraucht. Das entspricht dem Energieverbrauch von Dänemark und Irland zusammen. Die Chemieindustrie stellt Ausgangsstoffe für nahezu alle Industrieerzeugnisse her. Deutschland ist der mit Abstand führende Standort der europäischen Chemie- und Plastikindustrie und Sitz einiger der größten global agierenden Konzerne. Ihr auf Wachstum ausgelegtes Wirtschaften ist zukunftsfeindlich. Die BUND-Studie "Blackbox Chemieindustrie" finden Sie hier. Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie hier. Auf dem Chaos Communication Congress Ende 2023 haben wir die Sudie in einem Vortrag vorgestellt, den Sie hier anschauen können

Riesiger Energieverbrauch für Plastik

Plastikabfall Foto: Hans/Unsplash  (Hans / Unsplash.com)

Alleine die Produktion von Plastikverpackungen macht ein Fünftel des Gesamtverbrauchs der Chemieindustrie an fossiler Energie und Rohstoffe aus. Das ist mehr Energie, als das Land Slowenien insgesamt in einem Jahr verbraucht. Diese fossile Energie wird für Einwegverpackungen verbraucht, die sehr kurz genutzt werden und dann direkt im Müll landen. Das ist eine enorme Ressourcenverschwendung. Die deutsche Chemieindustrie ist Europameister in der Plastikproduktion und exportiert Unmengen an Plastik und Chemikalien, die gefährlich für unsere Gesundheit und Umwelt sind.

Die Ergebnisse der Studie fassen wir in diesem Video zusammen:

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Erdöl und Erdgas für Produktion

Der direkte Energiebedarf der Chemieindustrie ist immens. Zum einen nutzt sie fossile Rohstoffe zur Energieerzeugung. Zum anderen ist Erdöl Rohstoff für die meisten ihrer Produkte. 2020 hat die Chemieindustrie mehr Energie verbraucht, als die Hälfte aller Privathaushalte in Deutschland. Das waren 383 Milliarden Kilowattstunden. Der Gesamtenergieverbrauch der Industrie ist damit auch größer als der von Dänemark und Irland zusammen. Ihr Bedarf übersteigt sogar den der Zement- und Stahlindustrie zusammen.

Der BUND fordert

Eine Chemiefabrik  (Bild: Hans Blossey)

  • Chemieindustrie muss ihren Ressourcen- und Energieverbrauch deutlich reduzieren.
     
  • Dazu muss die Politik in einem Ressourcenschutzgesetz verbindliche Reduktionsziele für den Ressourcenverbrauch festlegen.
     
  • Chemieindustrie muss Produktion und Export von Schadstoffen stoppen.
     
  • Es braucht eine ambitionierte Verpackungsgesetzgebung, die unverpackt und Mehrweg zum neuen Normal macht und Einwegverpackungen reduziert. Das gilt sowohl auf nationaler Ebene als auch auf europäischer Ebene. 

Häufig gestellte Fragen

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Was genau hat die Studie untersucht?

"Blackbox Chemieindustrie“ untersucht als erste Studie eines Umweltverbandes, was Chemiefirmen wo in Deutschland produzieren und wie viel Energie und Ressourcen dabei verbraucht werden. Das Ergebnis: Die deutsche Chemieindustrie ist der größte fossile Rohstoffverbraucher und Treiber der Ressourcen- und Energiekrise. Die Studie ordnet den Verbrauch erstmals einzelnen Produkten zu (z.B. Plastik wie Polyethylen, Polypropylen, aber auch Schadstoffen wie Bisphenol A).

Alle relevanten Chemiefirmen und wurden auf ihren Resscourcenverbrauch analysiert. Dabei wurden auch einzelne konkrete Chemieprodukte auf diese Frage hin  untersucht. Neben dem Bericht enthält die Studie umfangreiche Tabellen zu Herstellern und Produktionskapazitäten nach Standorten. Neben Firmen, die Massenchemikalien wie Plastik produzieren, identifiziert die Studie auch Hersteller von kritischen Stoffen, wie beispielsweise PFAS. Die Studie legt auch offen, welche Chemikalien in welchen Mengen in Deutschland produziert, hierzulande verbraucht, importiert sowie exportiert werden.

Im Rahmen der Studie wurde auch die Chemieindustrie in den Bundesländern Bayern, Hessen und Sachsen-Anhalt analysiert.

Welche Chemiestandorte verbrauchen am meisten Energie?

Die BASF in Ludwigshafen hat die größte Großfeuerungsanlage mit einem Brennstoffverbrauch von 25 Terawattstunden (= 25 Milliarden Kilowattstunden). Etwas kleiner ist die Großfeuerungsanlage der Firma BP in Gelsenkirchen (19 TWh). Hier ist auch eine Raffinerie ansässig, die Erdöl in die benötigten Vorprodukte der Chemieindustrie aufarbeitet. An dritter Stelle folgt der Chempark Dormagen. Hier sind mehrere Unternehmen Ansässig wie Ineos, Covestro, Lanxess und Air Liquide.

Warum hat der BUND gerade die Chemieindustrie untersucht?

Deutschland ist der mit Abstand führende Standort der europäischen Chemie- und Plastikindustrie und Sitz einiger der größten global agierenden Konzerne.  Die Chemieindustrie verschlingt Unmengen an Energie und Ressourcen und die große Menge an Chemikalien ist eine enorme Belastung für den Planeten. Zudem produziert sie Schadstoffe, die uns und unsere Umwelt vergiften. Kurz: Die Chemieindustrie ist weit davon entfernt, nachhaltig zu sein. Trotzdem findet kein gesamtgesellschaftlicher Dialog über eine echte Transformation der Industrie statt.

Was macht die Chemieindustrie, um nachhaltiger zu werden?

Die Chemieindustrie setzt auf eine reine Elektrifizierung ihrer Prozesse und auf Wasserstoff. Damit bräuchte die Industrie elfmal mehr Strom als heute. Das wären alle erneuerbare Energie, die laut Bundesregierung bis 2030 zur Verfügung stehen wird. Auch der Bedarf an Wasserstoff überschreitet die Pläne der nationalen Wasserstoffstrategie bei weitem. Die Industrie setzt hier auf Verfahren der „chemischen Verwertung“, die sehr energieintensiv sind. Insbesondere bei Gemischen gab es zudem erhebliche technische Probleme in der Vergangenheit. Die genannten Umstellungen sind im von der Industrie verfolgten Maßstab nicht nachhaltig umsetzbar. Der gewünschte Strombedarf aus erneuerbaren Energien wird nicht verfügbar sein, da auch alle anderen Sektoren erneuerbaren Strom benötigen. Die Chemieindustrie muss weniger produzieren. Nur pool-fähige Mehrwegsysteme sowie giftfreie Produkte sind tatsächlich zukunftsfähig und nachhaltig.

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Kontakt

Lousie Körner

Luise Körner

Leiterin Chemieteam beim BUND
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