Man kann es kaum glauben, nach Monaten mit kahlen Bäumen und trübem Wetter erfreut uns die Natur im Februar mit den ersten leuchtenden Farben des Frühlings. Goldgelb und lieblich nach Honig duftend erblüht die Kornelkirsche noch vor ihrem Laubaustrieb. Für seine "vorwitzig" frühe Blütezeit trägt die Pflanze auch den Namen Fürwitzel. Der lateinische Name Cornus mas deutet auf das harte Holz hin (cornu = Horn, fest wie Horn) – Holz, welches so schwer ist, das es im Wasser sinkt. Überhaupt fehlt es diesem sog. Hartriegel nicht an Namen: Dirndl, Cornille, Dirlitze, Krakebeere oder Knüten. Oder schweizerdeutsch Tierlibaum, was auf die wichtige Funktion als eine erste Nährpflanze für Bienen nach dem Winter hinweist.
Rosenkranz und Kaffeepulver
In Europa wurden zahlreiche Produkte aus der Corneliuskirsche hergestellt: Kompott, Marmeladen und Fruchtsäfte (Hoschaf) oder auch Fischköder aus den Beeren; günstige Rosenkränze aus den Kernen; nach Vanille duftender Kaffeeersatz aus den Samen; Werkzeuge, Türgriffe und auch Holzhämmer aus dem Holz. In der Türkei wurden die Beeren früher auch zum roten Einfärben der traditionellen Kopfbedeckung, des Fez, benutzt.
Historisches Holz
Die Hornkirsche wird seit jeher kultiviert, hat sie doch schon bei den alten Griechen und Römern Verwendung gefunden zur Herstellung von Speeren und Lanzen. Auch das Trojanische Pferd und der Bogen des Odysseus sind der Sage nach aus diesem harten Holz gefertigt.
Bekannt wurde das Holz in Deutschland durch den sogenannten Ziegenhainer – einen Spazierstock, hergestellt im Dorf Ziegenhain in der Nähe von Jena. In der Heilkunde empfahl Hildegard von Bingen die Anwendung bei Magenleiden, und auch aus dem Brauchtum ist die Kornelkirsche überliefert. Am Fastensonntag wurden in Baden die Burschen von ihren Mädchen mit einem Kuechlestruss versorgt: Blütenzweigen, die in Teig getaucht und ausgebacken wurden. Auch der Volksmund hat seinen Spaß mit der Pflanze, wegen der paarig herabhängenden Früchte blieb der Name "Hahnenhoden" haften.
Die Kornelkirsche als Heckenpflanze
Die Kornelkirsche wird sehr alt, so dass es zum Beispiel in Eisleben-Helfta ein Exemplar gibt, das 250 Jahre alt, neun Meter hoch und mit einem Umfang von 1,80 Metern vermessen ist.
Allgemein bevorzugt die Kornelkirsche sonnige Hänge, lichte Wälder oder Waldränder. Durch seine leuchtend-gelben Blüten ist der Tierlibaum im Vorfrühling nicht zu übersehen. Da der Strauch mit seinen Wurzeln den Boden gut befestigt und selbst bei starkem Rückschnitt wieder ausschlägt, ist er auch für den heimischen Garten als Heckenpflanze gut geeignet. Zudem verträgt er Luftverschmutzung und wird von keinem bedeutenden Schädling befallen.
Alle Tipps zur Naturbeobachtung stammen von K. Schmiing (Diplombiologin).