Anti-Atomkraft-Symbol; Foto: © lassedesign - Fotolia.com

Small-Modular-Reactor-Konzepte

Small-Modular-Reactors sind kleine Reaktortypen mit geringer Leistung, die serienmäßig und modular in Fabriken vorgefertigt werden sollen. Doch aktuell sind alle SMR-Konzepte weit von einer Massenfertigung entfernt.

Was sind Small-Modular-Reactors?

Gilbert U-238 Atomic Energy Laboratory Das Gilbert U-238 Atomic Energy Laboratory ist ein 1950 auf den amerikanischen Markt gebrachter Experimentierkasten für Kinder und Jugendliche, mit dem unter Verwendung radioaktiver Stoffe nukleare Zerfallsprozesse beobachtet werden konnten.  (Bild: Tiia Monto)

Small-Modular-Reactors (SMR) sind kleine Reaktortypen mit geringer Leistung (weniger als 300 MW), die serienmäßig und modular in Fabriken vorgefertigt werden sollen. Kleine Reaktoren werden bereits seit den 1950er Jahren in Einzelanfertigung als Antriebstechnologie für Militär-U-Boote eingesetzt. Die Atomindustrie hofft, durch die Fertigung hoher Stückzahlen Kosten zu senken. Für die SMR-Produktion werden sowohl konventionelle Druckwasserreaktoren als auch völlig unausgereifte experimentellere Designs diskutiert. Aktuell sind alle SMR-Konzepte weit entfernt von einer Massenfertigung, bislang existieren nur eine Handvoll gebauter Exemplare, dafür aber umso mehr theoretische Konzepte, die einen medialen Hype befeuern.

Wie viele SMR werden betrieben? 

Weltweit werden laut Atomenergiebehörde nur zwei kleine AKW in China und Russland betrieben. Diese Reaktoren sind Einzelanfertigungen und keineswegs serienreif. Die überwiegende Anzahl der weltweit angekündigten SMR-Projekte sind Vorhaben, deren Realisierbarkeit in technischer, zeitlicher und finanzieller Hinsicht fraglich ist. Weltweit gibt es aktuell keine Serienfertigung von Atomkraftwerken.

SMR: Keine Kostenvorteile

Die Atomindustrie gibt an, mit SMR die enormen Kosten von AKW-Neubauten senken zu wollen. Diese Vorteile sollen durch Vereinfachungen im Reaktordesign, modulare Bauweise und serielle Massenfertigung erreicht werden. Alle bisherigen SMR-Pläne konnten diese erwünschten Kostenvorteile nicht erreichen. Beim NuScale-Projekt in den USA etwa haben sich die ursprünglichen Kostenschätzungen von 5,3 Milliarden Euro fast verdoppelt und schließlich zur Aufgabe des Projektes geführt. Fakt ist: Studien zeigen, dass die gewünschten Effekte der Serienfertigung zur Kostensenkung erst ab einer Stückzahl von 3.000 Reaktoren eintreten könnten. Das ist aus heutiger Sicht unrealistisch, ebenso wie die Annahme, dass SMR ohne staatliche Subventionen betrieben werden können.

Small-Modular-Reactors zu spät für Klimaschutz

Befürworter*innen von SMR argumentieren, dass die kleinen Reaktoren deutlich schneller gebaut werden können. Doch auch hier zeigt sich mit einem Blick auf die SMR-Projekte in Russland, China und Argentinien, dass Bauverzögerungen die Regel sind. Für viele SMR liegen bisher nur Konzeptideen vor: Genehmigungen, Materialentwicklung und Prototypenbau benötigen häufig Jahrzehnte. Die Atomindustrie konstatiert selbst, dass für viele Konzepte frühestens in den 2040er Jahren Demonstrationsreaktoren erwartet werden. Hinzu kommt, dass in vielen Ländern, die SMR planen, die notwendige Infrastruktur, Fachkräfte und Zulassungsregularien fehlen. Fakt ist: SMR kommen, wenn überhaupt, viel zu spät für effektiven Klimaschutz. Stattdessen ziehen SMR-Investitionen dringend benötigtes Geld beim Ausbau der erneuerbaren Energien ab, ohne zu wissen, ob SMR jemals Strom erzeugen. 

SMR: Gefährliches Sicherheitsrisiko 

Viele SMR-Hersteller preisen ihre Konzepte als sicher an, etwa, weil sie ein geringeres radioaktives Inventar aufweisen oder passive Wärmeabfuhrsysteme stärker nutzen. Doch auch bei den aktuell diskutierten SMR kann es zu schweren Unglücken mit Kontaminationen außerhalb des Anlagengeländes kommen. Viele Konzepte setzen zudem auf geringere Sicherheitsanforderungen. Bisher liegen international keine Sicherheitsstandards vor. Allein durch die geplante Anzahl der SMR steigt auch die Wahrscheinlichkeit schwerer Unfälle. Fakt ist: SMR sind eine Hochrisikotechnologie.
Unfälle, Naturkatastrophen, Sabotage, Krieg oder Terrorangriffe können zu dauerhaften
Umweltschäden führen.

Noch mehr Atommüll

SMR-Hersteller werben mit geringeren Abfallmengen oder gar „atommüllfressenden“ SMR. Doch auch bei SMR werden radioaktive Abfälle anfallen. Studien zeigen dabei, dass sogar bis zu 30-mal mehr Abfall pro SMR anfallen kann als bei einem konventionellen Reaktor. Zudem würden deutlich mehr Transporte und Zwischenlager notwendig. Die vermeintlich als „Atommüll-Fresser“ angekündigten Reaktorkonzepte sind bisher nur Skizzen. Selbst wenn sie gebaut werden würden, wäre ihr Betrieb
nicht atommüllfrei. Fakt ist: SMR verschärfen das Atommüllproblem und für alle SMR-Konzepte gilt: Zwischenlager und eine „Endlagerung“ sind auch für SMR notwendig. 

Atomwaffenfähiges Material

Einige SMR-Konzepte setzen auf hochangereichertes Uran (HEU), das auch für den Bau von Atomwaffen genutzt werden kann. Die weitere Verbreitung dieser sensiblen Materialien erhöht das Risiko, dass Staaten oder nichtstaatliche Akteure Zugang zu waffenfähigem Spaltmaterial erhalten. SMR steigern das Risiko einer Verbreitung von waffenfähigem Material durch höhere Anreicherungsgrade und eine geplante globale Expansion der Technik.

KI und SMR

Vor allem der steigende Energiebedarf durch Rechenzentren und Anwendungen für künstliche Intelligenz (KI) wird in der medialen Berichterstattung als Notwendigkeit für den massiven Zubau von SMR angeführt. Richtig ist, dass mehrere Tech-Konzerne Pläne für den Bau von Atomkraftwerken (und auch SMR) bekanntgegeben haben. Diese sind jedoch vielfach nur Absichtserklärungen und weit entfernt von einem absehbaren Baubeginn. Selbst optimistische Studien gehen davon aus, dass bis 2030 deutlich weniger als zehn Prozent der vermeintlich benötigten Atomkraftkapazitäten verfügbar wären. Schon jetzt zeigen Untersuchungen, dass SMR aufgrund ihrer Kosten und unwägbaren Zeitpläne nicht die zentrale Lösung für den Energiebedarf von KI Anwendungen sind. 

Der BUND fordert: 

  • Vollständiger Ausstieg aus der Atomkraft
  • Keine Subventionierung von SMR-Forschung oder -Projekten
  • Energiewende hin zu 100 Prozent Erneuerbaren

Ihre Ansprechpartnerin

Angela Wolff

Referentin Atompolitik und Klimaschutz
E-Mail schreiben Tel.: +49 30 275 86-230

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