Burgerbox, Pommestüte oder kompostierbare Suppenschüssel: Essensverpackungen bergen eine unterschätzte Gefahr. Denn viele von ihnen sind mit gesundheitsschädlichen Substanzen behandelt. Das zeigt eine gemeinsame Testreihe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit den tschechischen Verbraucherschützern von Arnika und sieben weiteren NGOs.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind höchst bedenklich. Von insgesamt 42 analysierten Proben waren 32 eindeutig mit extrem langlebigen per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, sogenannten PFAS, behandelt. Darunter befanden sich Einwegverpackungen von McDonalds, KFC, Nordsee, Subway oder Dunkin Donuts, aber auch Einweggeschirr aus Pflanzenfasern, das als kompostierbar beworben wird.
Gesundheitsschädliche Folgen – auch für Kinder und Jugendliche
Viele PFAS sind gesundheitsschädlich und reichern sich im Grundwasser, in Böden, Tieren und Menschen an. Außerdem werden sie mit Luft- und Wasserströmen über den gesamten Planeten verteilt. Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes im Jahr 2020 zeigte, dass mehr als 20 Prozent aller Kinder und Jugendlicher in Deutschland gesundheitsgefährdende PFAS-Konzentrationen im Blut haben. Menschen nehmen diese Stoffe hauptsächlich über die Nahrung und das Trinkwasser auf. Sie können von den Verpackungen auf die Lebensmittel übergehen und werden mit erhöhtem Krebsrisiko, Leber- und Fortpflanzungsschäden sowie Störungen des Hormonsystems und der Schilddrüsenfunktion in Verbindung gebracht. Bei Kindern kann auch die Wirkung von Impfungen beeinträchtigt werden.
Welche Produkte enthalten PFAS?
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind vor allem bei zwei PFAS gut untersucht und belegt: bei PFOS und PFOA. Der Einsatz dieser beiden Stoffe ist in der EU bereits verboten. Die meisten anderen der mehr als 4.700 Verbindungen sind nicht oder kaum untersucht, geschweige denn gesetzlich reguliert. Das ist fatal. Denn die krankmachenden Substanzen werden in vielen Verbraucherprodukten eingesetzt. Aufgrund ihrer fett- und wasserabweisenden Eigenschaften kommen sie in Beschichtungen auf Einweggeschirr, Papier und Pappe zum Einsatz. Außerdem werden sie zur Beschichtung wasserfester Kleidung und Outdoor-Ausrüstung oder in Antihaftbeschichtungen von Pfannen und Töpfen verwendet. Die allermeisten Anwendungen sind überflüssig. Denn alternative unbehandelte Einweg- und vor allem Mehrwegverpackungen sind schon lange marktreif und werden von immer mehr Betrieben eingeführt.
Verbot von PFAS ist überfällig
Die Politik hat bereits eingestanden, dass durch PFAS Gefahren drohen. Dennoch handelt die EU-Kommission zu zögerlich. In ihrer neuen Chemikalienstrategie hat die EU-Kommission eine strikte gesetzliche Regulierung der gesamten Chemikaliengruppe der PFAS angekündigt. Bei verbrauchernahen Produkten und insbesondere bei Lebensmittelverpackungen braucht es jedoch schnelle Verbote.
Dänemark hat es vorgemacht: Seit Juli 2020 gilt dort ein nationales PFAS-Verbot in allen Materialien mit Lebensmittelkontakt. Ein solches Verbot schützt Menschen und Umwelt und treibt die Entwicklung umweltfreundlicher Alternativen voran. Das zeigen auch die Ergebnisse unseres Verpackungstests: Eine in Dänemark gekaufte Pommestüte von McDonalds war nicht mit PFAS behandelt, Pommestüten derselben Kette aus Tschechien und Frankreich dagegen schon.
Der BUND fordert
- Angesichts der beträchtlichen Risiken für den Menschen und für die Umwelt fordert der BUND, dass die Europäische Union den Einsatz von PFAS in Lebensmittelverpackungen und anderen Verbraucherprodukten bis spätestens 2025 in allen anderen Anwendungen bis 2030 verbietet.
- Als größter Chemiestandort Europas muss Deutschland ein Zeichen für eine schnelle EU-weite Regelung setzen und schnellstmöglich dem Beispiel Dänemark folgen.
- Das genügt nicht: Die PFAS-Substanzen müssen weltweit verboten werden. Deutschland und die Europäische Union müssen sich daher verstärkt für eine weltweite Ächtung dieser Fluorchemikalien im Rahmen der Stockholm-Konvention einsetzen. Überzeugungsarbeit kann und muss hier die Bundesregierung leisten, die federführend als Präsidentin die Verhandlungen über den künftigen "Strategischen Ansatz für ein internationales Chemikalienmanagement" SAICM (Strategic Approach to International Chemicals Management) leitet.