Insgesamt 100 Millionen ausgediente Handys liegen Schätzungen zufolge in Deutschland in Schubladen herum.
(Judith Keller)
Das entspricht 876 Tonnen Kupfer, 26 Tonnen Silber, 2,5 Tonnen Gold und zahlreichen weiteren Edelmetallen im Gesamtwert von mehr als 160 Millionen Euro.
Viele der für die Erzeugung von Produkten notwendigen Rohstoffe wie Metall oder Öl sind nicht erneuerbar. Trotzdem verwenden wir sie, als ob der Vorrat unendlich wäre. Bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe werden zudem enorme Mengen an natürlichen, erneuerbaren Ressourcen wie Wasser und Böden verbraucht oder verschmutzt.
Raus aus der Schublade
Leider gibt es für die Entsorgung elektronischer Geräte nicht die perfekte Lösung. Am besten werden Ressourcen geschont, indem das Gerät möglichst lange genutzt wird.
Wenn Ihr Gerät defekt sein sollte, versuchen Sie, es zu reparieren. Besuchen Sie ein Repair-Café in Ihrer Nähe oder versuchen Sie es mithilfe von Reparaturanleitungen selbst zu reparieren.
Ihr altes Gerät lässt sich nicht reparieren? Dann sollte es weder weggeworfen werden, noch in der Schublade liegen bleiben: Es gibt zahlreiche Plattformen, über die sich alte Geräte verkaufen oder verschenken lassen, z. B. wirkaufens.de, www.flip4new.de oder www.rebuy.de.
Wenn Ihnen das zu mühselig ist, entsorgen Sie kaputte Elektronikgeräte fachgerecht in Wertstoffhöfen. Alte Handys können auch an die Netzprovider zurückgegeben oder – besser noch – für einen guten Zweck gespendet werden. Dafür empfehlen wir Mobile-Box. Bei Sammelstellen vor Ort oder per Versand werden Altgeräte entgegengenommen und wenn möglich innereuropäisch wiederverwendet. Die übrigen Geräte werden umweltschonend recycelt. Zusätzlich spendet Mobile-Box bis zu 1 Euro für jedes gesammelte Mobiltelefon an lokale Umweltschutzprojekte des BUND.
Politik gefragt
Angesichts begrenzter Ressourcen ist die Entwicklung zu immer mehr Produkten mit immer kürzerer Lebens- und Nutzungsdauer fatal. Wollen wir unsere Lebensgrundlagen auf der Erde erhalten – und die noch vorhandenen Rohstoffe gerecht verteilen –, müssten wir unseren Rohstoffverbrauch drastisch verringern: auf drei Tonnen Rohstoffe pro Kopf pro Jahr. Für Deutschland würde dies bedeuten, den Rohstoffverbrauch pro Kopf auf ein Fünftel des heutigen Verbrauchs zu vermindern. Diese Aufgabe lässt sich nicht allein durch Appelle an die Verbraucher*innen lösen. Hier ist auch die Politik gefragt! Sie könnte reparaturfreundliches, recyclinggerechtes Produktdesign festschreiben lassen, sowie Reparaturen erleichtern, z.B. durch eine garantierte Ersatzteillieferung seitens der Hersteller.
Schweden hat vorgemacht, wie der Rohstoffverbrauch gesenkt werden kann. Dort wurde die Mehrwertsteuer für Reparaturen von Kleidung, Schuhen und Fahrrädern um die Hälfte reduziert. Mehr noch: Kommt in Schweden ein Handwerker ins Haus, um einen Kühlschrank oder eine Waschmaschine zu reparieren, kann man nun auch die Hälfte der Arbeitskosten von der Steuer absetzen.
Der BUND fordert die Bundesregierung auf, dem schwedischen Vorbild zu folgen und die Mehrwertsteuer für Reparaturen von 19 Prozent auf sieben Prozent zu verringern. Größere Reparaturen sollten steuerlich absetzbar sein. So würde umgehend der Anreiz für Verbraucherinnen und Verbraucher erhöht, etwa die kaputte Spülmaschine doch noch reparieren zu lassen, anstatt eine neue zu kaufen.
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Ressourcen schützen, alte Handys nutzen
