Unser Tipp im Juli: Der Igel

19. Juli 2024 | Naturschutz, Lebensräume

Ein lauer Sommerabend im heimischen Garten – Zeit, sich entspannt zurückzulehnen und die Stille zu genießen. Stille? Nein, ein Rascheln im hohen Gras, Schnaufen und Fauchen kündigen Igel auf Freiersfüßen an.

Igel im Garten In naturnahen Gärten können Sie Igel oft beobachten.  (Alexas Fotos / Pixabay)

Die Männchen des bei uns heimischen "Braunbrustigels" (Erinaceus europaeus) versuchen das Weibchen ihrer Wahl zu überzeugen, indem sie stundenlang um sie herum laufen: Man nennt es auch "das Igelkarussell".

So paaren sich Igel

Meist lässt sich die Igelin nicht beeindrucken und stößt den Verehrer mit ihren Stirnstacheln beiseite. Doch gibt sie nach, stellt sich die Frage: Wie paaren sich Igel, ohne sich zu verletzen? Einfacher, als man denken könnte: Das Weibchen legt ihre Stacheln flach an den Körper, während es von hinten bestiegen wird. Das Männchen sucht sich danach gleich das nächste Weibchen, und das Igelkarussell beginnt von neuem.

Warum sticht sich Mutter Igel nicht bei der Geburt?

Nach einer Tragzeit von 30 bis 48 Tagen bringt das Weibchen vier bis fünf blinde und taube Junge zur Welt, die schon etwa 100 Erstlingsstachel besitzen. Wie gebärt die Igel-Mutter Igeljunge mit Stacheln, ohne sich zu verletzen? Das funktioniert nur deshalb problemlos, weil die Stacheln noch sehr weich und in die aufgequollene Rückenhaut eingebettet sind.

Igelhaare: Besonderheiten

Doch nicht nur die Paarungsgewohnheiten der Igel sind interessant. Wussten Sie, dass die etwa 8.000 Stacheln des Igels modifizierte Haare und innen hohl sind? Und dass jeder einzelne von ihnen einen eigenen Aufrichtemuskel besitzt? Dass sich Igel zu einer gut geschützten stachligen Kugel zusammenrollen können, weiß jedes Kind – aber dass dies in weniger als einer Sekunde passiert?

Scharfer Gehörsinn

Es gibt Igel, die klettern und andere, die schwimmen können und ihr Gehör reicht bis in den Ultraschallbereich hinein. Ihre bevorzugte Nahrung sind Ohrwürmer. Falsch ist hingegen, dass Igel ihre Nahrung auf den Stacheln transportieren.

Sensibel in Sachen Körperhygiene

Lauttechnisch verfügen Igel über ein ganzes Repertoire, das sie bei Gefahr zum Besten geben: Puffen, Tuckern, Keckern, Kreischen oder Fauchen. Bei unbekannten Gerüchen oder Stoffen beriecht und bekaut der Igel diesen, wobei ein schaumiger Speichel entsteht, der unter Verrenkungen auf dem eigenen Rücken platziert wird. Es wird vermutet, dass dies dem Säubern der Geschmacks- und Geruchszellen dient.

In der Volksmedizin wurden der Igel und sein Stachelkleid vielfältig verwendet, ob für Liebeszauber, gegen Epilepsie, Knochenbrüche oder auch zur allgemeinen Verschönerung. Igelbraten war schon bei den Römern beliebt, und der Igel galt als Glückssymbol bei den Sinti und Roma.

Beobachtungstipp

Die zwei Hauptaktivitätsphasen des Braunbrustigels liegen zwischen 18 und 21 sowie 0 bis 3 Uhr.

Bevorzugt kommen die stacheligen Tiere in lichten Wäldern, Grasland, naturnahen Gärten, Streuobstwiesen oder Parks vor. Ein Rascheln oder leichte Schnauf- und Niesgeräusche, vielleicht noch ein Schmatzen beim Fressen, sind außerhalb der Paarungszeit die einzigen Hinweise auf einen Igel beim Erkundungsgang.

Tipp: Igelfreundlicher Garten

  • Für einen igelfreundlichen Garten sollte ein Durchgang zu anderen Gärten gewährleistet sein, denn die Tiere durchstreifen große Gebiete.
  • Richten Sie Wasserstellen ein, wie z.B. flache, standfeste Schalen, die die Tiere zum Trinken nutzen können.
  • Mähen Sie nur einen Teil des Rasens. So können die Tiere Regenwürmer im gekürzten Bereich und Insekten an längeren Gräsern finden.
  • Verzichten Sie auf Mähroboter. Vor allem in der Dämmerung und Dunkelheit sind sie für Igel lebensgefährlich.
  • Belassen Sie Hecken, Komposthaufen oder Steinhaufen: Igel nutzen sie tagsüber zum Schutz.
  • Pflanzen Sie einheimische Stauden und Gehölze. Die sind Lebensgrundlage für einheimische Insekten. Igel sind Insektenfresser und darauf angewiesen, dass es genug Insekten gibt. 
  • Verzichten Sie auf giftige Schädlingsbekämpfungsmittel, von chemischen "Pflanzenschutzmitteln" bis zu Insektiziden und Schneckenkorn.

Mehr Informationen

Alle Tipps zur Naturbeobachtung stammen von K. Schmiing (Diplombiologin).

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