Erdbeersaison startet: Umwelt und Arbeiter*innen leiden

08. Mai 2024 | Landwirtschaft, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Umweltgifte

Saftig, süß und frisch: Die Deutschen lieben Erdbeeren. Jetzt beginnt die Saison für Erdbeeren aus Deutschland. Doch die hohe Nachfrage kann mit heimischen Anbau nicht gedeckt werden. Deswegen importiert Deutschland große Mengen Erdbeeren aus dem Ausland. Im vergangenen Jahr wurden rund 114.010 Tonnen Erdbeeren importiert. Die meisten Erdbeeren kommen aus Spanien und Griechenland – auf Kosten von Arbeiter*innen, Natur und Umwelt.

Viele Erdbeerkörbchen. Erdbeeren sind häufig mit Pestiziden belastet.  (Bild: Friso Gentsch/picture alliance/dpa)

Hoher CO2-Verbrauch bei importierten Erdbeeren

Die langen Transportwege von Erdbeeren aus Spanien, Griechenland oder gar Marokko verursachen viel CO2. Gleichzeitig leidet die Qualität der Erdbeeren unter dem Transport. Sie bekommen Druckstellen, verfaulen und schimmeln. Sind die Erdbeeren konventionell angebaut, werden Fungizide eingesetzt, um das zu verhindern oder zu verzögern. Eingepackt in jede Menge Plastik werden die Erdbeeren auf den Weg geschickt.  

Umweltbelastung in Anbaugebieten

Dünger, Arbeitskräfte und Wasser sind in Mittelmeer-Ländern oft günstiger und machen damit den Anbau attraktiv. Ein Teil der Erdbeeren werden als Frühkulturen unter Glas oder Folien gezogen. Geerntet wird schon ab März, damit wir sehr früh im Jahr in den Genuss der roten Frucht kommen. Die Gewächshäuser verbrauchen viel Fläche und Unmengen an Wasser. Sie werden oft unter Einsatz fossiler Energien betrieben. Durch den hohen Einsatz an Düngemitteln gelangt Nitrat in das Grundwasser. Die Kosten für Wasserreinigung, Biodiversitätsverlust und Klimaschäden trägt die Gesellschaft vor Ort in den Anbaugebieten.

Wasserknappheit durch Erdbeeranbau

Problematisch ist der Anbau vor allem in Regionen mit Wasserknappheit. Für den Anbau von einem Kilogramm Erdbeeren werden rund 300 Liter Wasser gebraucht. Im größten Erdbeer-Anbaugebiet Spaniens ist dieser Wasserverbrauch ein riesiges Problem. Im andalusischen Huelva liegt direkt neben dem Anbaugebiet der Nationalpark Doñana, ein UNESCO-Weltnaturerbe. Durch die Bewässerung der Erdbeerplantagen wird dem Feuchtgebiet im Nationalpark das Wasser entzogen. Das Wasser ist sowieso schon knapp. Der Erdbeeranbau verschlimmert die Situation. Zusätzlich zapfen manche Bauern das Grundwasser auch durch illegale Brunnen an, um die Erdbeerfelder zu bewässern. So hat sich in den letzten Jahren die Vegetation im Schutzgebiet verändert. Trockenes Buschland weitete sich aus und die einzigartige Flora und Fauna steht auf dem Spiel. Aus der strukturschwachen Region wurden im vergangenen Jahr 113.000 Tonnen Erdbeeren nach Deutschland importiert.

Billige Preise entstehen durch Dumpinglöhne und schädliche Anbaubedingungen

Die Erdbeeren aus Spanien können von deutschen Supermärkten in großer Stückzahl günstiger einkauft werden als von regionalen Anbietern. Bei Discountern bekommt man die 500g-Schale aus Andalusien schon ab zwei Euro. Ein Schälchen aus Deutschland kostet im Supermarkt derzeit etwa fünf Euro. Die Hälfte davon, rund 2,50 Euro, fließen in den Lohn der Pflücker*innen. Grund für den Preisunterschied sind also nicht nur die billigen schädlichen Anbaubedingungen in den jeweiligen Ländern, sondern auch die Dumpinglöhne, die den Arbeiter*innen gezahlt werden.  

Test: Vier von fünf Erdbeeren enthalten Pestizide

Im konventionellen Anbau werden sowohl im Ausland als auch bei uns Pestizide und Fungizide eingesetzt. Die Umweltgifte sind auch in den Erdbeeren nachweisbar. Eine 2023 vom BUND beauftragte Analyse hat in 15 von 19 Erdbeer-Proben Rückstände von insgesamt acht Fungiziden gefunden. Die Forscher*innen fanden Substanzen, die fortpflanzungsschädlich für Menschen und sehr giftig für Vögel und Wasserorganismen sind.

Tipp: Gesunder Erdbeergenuss für Mensch und Natur

Im Bio-Anbau wird auf chemisch-synthetische Pestizide und Fungizide verzichtet. Regional angebaute Bio-Erdbeeren mit kurzen Transportwegen, am besten vom nahe gelegenen Hofladen, sind die nachhaltigste und oft auch leckerste Wahl. Kaufen Sie Erdbeeren dann, wenn Sie Saison haben und achten Sie darauf, dass sie aus dem Freiland-Anbau kommen. Erdbeeren aus dem Gewächshaus verbrauchen viel Energie für Heizung und Licht.  

Petition gegen Pestizide

Pestizide sind eine Gefahr für uns und unsere Umwelt. Sie sind eine der Hauptursachen für das Insektensterben. Deswegen fordert der BUND mindestens eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030, einen Schutz vor Mehrfachbelastungen von Lebensmitteln und ein Verbot besonders gefährlicher Pestizide. Mit unserer Petition „Besser ohne Gift“ fordern wir Landwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, den zu hohen Einsatz von Pestiziden sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene zu senken. Über 100.000 Unterschriften haben wir schon erreicht. Helfen Sie uns bei den nächsten 20.000 Unterschriften und geben Sie hier Ihre Stimme für die Insekten ab.

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