Die Klimakrise führt zu neuem Waldsterben

Waldsterben durch die Klimakrise

Die Wälder Deutschlands leiden seit Jahren zunehmend unter den Folgen der Klimakrise. Immer häufiger setzen Trockenheit, Hitze und Stürme den Wäldern zu- Deshalb brauchen wir dringend wirksame Maßnahmen, um die Klimakrise und das Waldsterben zu stoppen!

Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht, das zeigt auch der Waldzustandsbericht: Seit Beginn der Erhebungen war der durchschnittliche Kronenzustand unserer Waldbäume noch nie so schlecht. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Bei mehr als einem Drittel der Bäume sind die Kronen sogar deutlich aufgelichtet.

Der Wald ist durch Dürre, Luftschadstoffe und eine vielerorts zu intensive Forstwirtschaft im Dauerstress. Die Bundesregierung muss endlich wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Klimakrise zu stoppen, die Schadstoffemissionen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft wirksam zu reduzieren und die Wälder schonender zu behandeln.

Wälder im Klimastress

In Deutschland sind die Wälder am stärksten von der Klimakrise betroffen: Infolge der anhaltenden Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre hat sich die Situation dramatisch zugespitzt. Wälder und Waldböden sind ausgedorrt, die Bäume durch den Trockenstress stark geschwächt und anfällig. Waldbrände, Stürme und Massenvermehrungen von baumschädigenden Insekten wie Borkenkäfer oder Nonnenfalter lassen in der Folge ganze Waldbestände aus Fichten- und Kiefernmonokulturen zusammenbrechen.

Diese naturfernen Nadelforsten, in vielen Regionen auf ungeeigneten Standorten angepflanzt, sind besonders labil. Naturnahe Laubmischwälder hingegen sind viel stabiler und damit widerstandsfähiger gegen Klimastress. Doch durch Hitze, Trockenheit und Stickstoffeinträge sind nun auch einige Buchenwälder bereits so geschwächt, dass die Bäume nicht nur als Schutzmaßnahme ihr Laub abwerfen, sondern erste Buchen auch absterben. Es droht ein neues Waldsterben durch die Folgen der Erderwärmung und den langjährigen Dauerstress durch Luftschadstoffe.

Was wir jetzt dringend brauchen, sind wirksame Maßnahmen, um Klimakrise und Waldsterben zu stoppen! Der BUND stellt hierzu neun Forderungen an die Entscheider*innen in Politik, Forstwirtschaft und Jagd.

Bildergalerie: Der Wald in Zeiten des Klimawandels

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Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Wir müssen jetzt handeln!

Wälder sind die Lunge unseres Planeten und eine der wichtigsten Kohlenstoffsenken, die das Klima stabilisieren. Doch derzeit drohen die Wälder in Deutschland vom Klimaschützer selbst zur Quelle des Treibhausgases CO2 zu werden.

Nur wenn wir die Klimakrise stoppen, haben unsere Wälder langfristig noch eine Chance und kurzfristige Schutzmaßnahmen einen Sinn. Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung gerecht werden und endlich wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Beschlüsse von Paris umzusetzen, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen.

Der BUND fordert dafür Maßnahmen zur absoluten Energieeinsparung, einen schnellen Ausstieg aus fossilen Energien, allen voran der Kohleverstromung und eine schnellstmögliche Umstellung des Energiesystems auf 100 Prozent erneuerbare Energien.

Unter den Luftschadstoffen, die dem Wald zusetzen, sind die Emissionen von Stickstoffverbindungen aus Verkehr und Industrie (Kohlekraftwerke und Industriefeuerungen) sowie der Landwirtschaft (Ammoniak durch Ausbringen von Gülle) die bei weitem stärksten Schadstoffgruppen. Beide Stickstoffverbindungen versauern die Waldböden, behindern das Wachstum der Feinwurzeln und schaffen Nährstoffungleichgewichte, die die Wälder schwächen. Die übermäßigen Stickstoffemissionen sind deshalb dringend zum Schutz der Wälder zu reduzieren.

Um die Stickstoff-Emissionen zu reduzieren, fordert der BUND in der Landwirtschaft eine drastische Reduktion der landwirtschaftlichen Tierbestände, einen ambitionierten Umbau der Tierhaltung sowie eine Stickstoffüberschussabgabe. Im Verkehrsbereich müssen insbesondere die Stickstoffdioxid-Emissionen der Diesel-PKW schnell verringert werden und der Mobilitätssektor umgebaut werden. Klimaschädliche Subventionen wie die Energiesteuervergünstigung für Dieselkraftstoff und die Energiesteuerbefreiung von Kerosin – mit zusammen jährlich über 14 Milliarden Euro – müssen abgeschafft werden.

Der Schutz und Erhalt noch bestehender Wälder weltweit muss wie der Klimaschutz oberste Priorität erhalten – vor wirtschaftlichen Interessen und Gewinnstreben. Es gilt, Waldbrände zu verhindern und einzudämmen sowie die weltweite Zerstörung von Wäldern für industrielle Plantagen, Papiergewinnung, Infrastrukturausbau und Ressourcenabbau zu stoppen.

Kommunen und lokale Gemeinschaften, die ihre Wälder schützen wollen, brauchen hierfür die entsprechenden rechtlichen Instrumente sowie Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung von Waldprodukten, die nicht holzbasiert sind.

Wälder schonender behandeln – ökologische Waldwende einleiten

Um die gestressten Wälder in Deutschland besser gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, müssen wir sie schonender behandeln. Wir müssen unsere Wälder endlich ökologisch verträglich bewirtschaften, sodass mehr Feuchtigkeit im Wald verbleibt und dieser sich selbst stabilisieren kann.

Das bedeutet: weniger drastische Eingriffe für die Holzernte, Entwässerung von Wäldern stoppen und weniger Verkehr im Wald zulassen, um die Verdichtung von Waldböden zu vermeiden. Für diese und andere Punkte muss die Bundesregierung endlich definieren, was eine gute forstliche Praxis ist – und diese in allen Waldgesetzen verbindlich verankern!

Białowieża-Wald; Foto: A. Wajrak / save-bialowieza.net Naturwälder statt Monokulturen!  (A. Wajrak / save-bialowieza.net)

Naturwälder zulassen

Langfristig müssen sich zudem mindestens zehn Prozent der Wälder dauerhaft als Naturwälder entwickeln dürfen, frei von forstlichen Eingriffen. In diesen "Urwäldern von morgen" würden nicht nur seltene Tiere, Pflanzen und Pilze besonders geschützt. Die Forschung könnte dabei auch wertvolle Erkenntnisse gewinnen, wie sich der Wald in der Klimakrise selbst helfen kann.

Nadelforste endlich umbauen

Der Waldumbau weg von naturfernen Fichten- und Kiefernforsten hin zu naturnahen Laubmischwäldern mit heimischen Baumarten muss verstärkt vorangetrieben werden.

Bei dem Waldumbau sollen ausschließlich heimische Laubbäume wie Eiche, Buche, Linde oder Hainbuche zum Einsatz kommen, um die heimische Zier- und Pflanzenwelt zu schützen. Für ein einfaches "Weiter so" in der Forstwirtschaft dürfen keine Steuergelder verschwendet werden, eine ökologische Waldwende ist überfällig!

Waldfreundliches Wildtiermanagement

Für den Waldumbau braucht es auch einen Paradigmenwechsel beim Wildtiermanagement und entsprechende waldfreundliche Regelungen im neuen Bundesjagdgesetz.

Die Jagd muss so geregelt werden, dass die jungen Laubbäume wachsen können. Nur so haben die natürliche Verjüngung von Laubbäumen eine Chance. Zudem kann es nicht sein, dass mit Steuergeldern teure Baumpflanzungen vorgenommen werden – und die meisten Setzlinge sofort von Rehen wieder aufgefressen werden.

Ökologische Waldwende jetzt!

Deutschlands Wälder sollen naturnäher, strukturreicher und ökologisch wertvoller werden. Sie sollen besser zum Wasserrückhalt und zur Grundwasserneubildung beitragen können und ihre Funktion als Klimaschützer weiterhin wahrnehmen können. Bund und Länder müssen hierbei ihre Gemeinwohlaufgaben wahrnehmen und in ihrer Vorbildfunktion mit gutem Beispiel vorangehen.

Kommunale und private Waldbesitzer*innen sollen bei der ökologischen Waldwende finanziell unterstützt werden, da dies auch der Gesellschaft und der Gesundheit aller zugutekommt. Eine Weiterverfolgung oder gar Subventionierung eines "Weiter so!" in der Forstwirtschaft, bei der allein der Holzertrag im Fokus steht, darf es nicht mehr geben!

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Nicola Uhde

Nicola Uhde

BUND-Waldexpertin
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