Klimaschutzinstrument "REDD+": Reduktion von Treibhausgasen nicht auf Wälder abwälzen

Die Wälder sind für das Überleben der Menschheit unverzichtbar. Doch jedes Jahr gehen – vor allem in den Tropen – etwa sieben Millionen Hektar Wald verloren: eine Fläche von der Größe Bayerns. Das Klimaschutzinstrument REDD+ soll den Waldverlust in armen Ländern stoppen – ist jedoch keine gute Idee.

Regenwaldzerstörung; Foto: Wahli / Friends of the Earth Indonesia Regenwaldzerstörung für Palmölplantagen: in Indonesien unter REDD+ als "Waldschutz" anrechenbar.  (Wahli / Friends of the Earth Indonesia)

Rund ein Fünftel der globalen Treibhausgasemissionen entsteht durch Entwaldung und Schädigung von Wäldern, indem der in ihnen gebundene Kohlenstoff freigesetzt wird. Daher haben Wälder, neben zahlreichen anderen Funktionen, auch eine große Bedeutung für den Klimaschutz. Das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, wenn möglich 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, kann nur erreicht werden, wenn es gelingt, den Waldverlust zu stoppen.

Deshalb wurde unter der Klimarahmenkonvention ein Mechanismus entwickelt, der armen Ländern finanzielle Anreize bietet, Entwaldung zu vermeiden und damit klimaschädliche CO2-Emissionen zu verringern. Der Mechanismus heißt REDD+ (für "Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation"), auf Deutsch "Minderung von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern". Er schließt auch Maßnahmen ein, die beispielsweise der Aufforstung von Wäldern oder der nachhaltigen Waldbewirtschaftung dienen.

REDD+ nimmt arme Länder statt Industrienationen in die Pflicht

Die Grundidee von REDD+ ist, finanzschwache Länder dafür zu belohnen, dass sie Wälder schützen und damit Emissionen des Treibhausgases CO2 vermindern. Pro Tonne CO2, die nicht durch Waldzerstörung in die Atmosphäre gelangt ist, sollen Regierungen und lokale Bevölkerung Geld erhalten. Der Nachweis soll über die exakte Messung der Entwaldungsraten erfolgen: Nehmen diese ab, soll Geld fließen.

Bei der Einführung entsprechender Überwachungs- und Buchführungssysteme hat Deutschland viele Länder unterstützt. Die Bundesregierung zählt bei REDD+ zu den wichtigsten Gebern weltweit: Mehr als eine halbe Milliarde Euro hat sie bereits in entsprechende Programme und Projekte investiert.

Reduktion von Treibhausgasen nicht auf Wälder abwälzen

Der BUND sieht REDD+ jedoch sehr kritisch, obgleich die Grundidee erstmal gut scheint. Wichtigster Kritikpunkt: Die Einsparung von CO2-Emissionen wird im Rahmen von REDD+ auf arme Länder abgewälzt, anstatt die reichen Industrienationen in die Pflicht zu nehmen.

Dies führt zu weniger ambitionierten Zielen zur Reduktion von Treibhausgasen bei den Hauptverursachern der Klimakrise. So wird beispielsweise derzeit ernsthaft diskutiert, die steigenden Emissionen des globalen Flugverkehrs über REDD+ zu "kompensieren" (sogenanntes "Offsetting") statt sie zu reduzieren.

Wälder nicht nur als CO2-Speicher schützen

Zweiter Kritikpunkt: Die einseitige Betrachtung von Wäldern als Kohlenstoffspeicher unter REDD+ birgt die große Gefahr, dass Bedeutung und Schutz von Wäldern für Menschen und biologische Vielfalt zu kurz kommen. So wird bei der Honorierung von Aufforstungen nicht unterschieden zwischen Plantagen und artenreichen Naturwäldern, beides zählt laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) als Wald.

Dritter Kritikpunkt: Zwar gibt es sogenannte "Safeguards", soziale und ökologische Richtlinien für die Umsetzung von Vorhaben im Rahmen von REDD+. Doch diese sind nicht bindend! Zudem werden in Ländern mit hoher Korruption und schlechter Regierungsführung Standards oftmals umgangen und gebrochen. So haben massive Menschenrechtsverletzungen und Landraub im Namen von REDD+ neben den genannten Kritikpunkten dazu geführt, dass Friends of the Earth International (FoEI) REDD+ strikt ablehnt.

Der BUND meint, Wälder sollten nicht nur als CO2-Speicher, sondern als wertvolle Lebensräume, Schatzkammern der biologischen Vielfalt und vor allem im Einvernehmen und unter Mitwirkung der der lokalen Bevölkerung geschützt werden.

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Nicola Uhde

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