Insekten schützen im Alltag

Um uns herum verschwinden Schmetterlinge, Wildbienen und viele weitere Insektenarten. Die gute Nachricht: Jede*r kann etwas dagegen tun. Wir zeigen, wie Sie im Alltag Insekten schützen können.

Insektensterben: Das sind die Ursachen

Ursachen für das Insektensterben sind die industrielle Landwirtschaft und der Verlust von Lebensraum. Durch  Monokulturen und den hohen Einsatz von Pestiziden werden Insekten massiv bedroht. Sie finden in Landschaften ohne Blühwiesen, Hecken und Gehölzinseln keine Nahrung und keine Nistplätze mehr. Herbizide wie Glyphosat töten alle Blühpflanzen ab, Wildbienen und Schmetterlinge haben kaum noch Pollen und Nektarquellen. Viele Insektizide verursachen auch Kollateralschäden an Nützlingen. Insekten sind jedoch die Grundlage für unser Ökosystem. Viele Vogelarten, Fledermäuse und Fische ernähren sich von Insekten. Nimmt deren Bestand ab, folgt daraus auch ein Artenschwund bei Vögeln.

Wir alle können etwas dagegen tun: Unseren Balkon mit insektenfreundlichen Blüten bepflanzen, auf Gift im Garten verzichten oder Bio-Lebensmittel kaufen. Klicken Sie sich durch unsere Tipps, um mehr zu erfahren.

BUND-Tipps: Insekten schützen im Alltag

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Politisch aktiv sein

Insektenschutz geht alle an. Jede*r kann dazu etwas beitragen. Das soll jedoch auf keinen Fall die Politik außen vor lassen. Etwa die Hälfte der Landesfläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt, der überwiegende Teil davon konventionell. Bei der industriellen Landwirtschaft werden in großen Mengen chemisch-synthetische Pestizide und Mineraldünger eingesetzt. Monokulturen sind üblich, die Fruchtfolgen sind sehr eng. Ackerrandstreifen, Hecken und Feldraine, die wichtige Lebensräume für Insekten sind, fehlen häufig.

Um das Insektensterben zu stoppen, ist ein Richtungswechsel in der Agrarpolitik notwendig. Wir fordern deswegen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in einer Petition auf, den maßlosen Einsatz von Pestiziden sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene zu senken. Machen Sie sich stark für mehr Insektenschutz und unterzeichnen Sie die Petition.

Auch die Kommunen können viel für Insektenschutz tun. Bereits über 500 Städte und Gemeinden bewirtschaften ihre Grün- und Freiflächen ganz oder teilweise ohne Pestizide. Schauen Sie auf unserer interaktiven Karte, ob Ihre Kommune schon dabei ist. Falls nicht, fragen Sie im Rathaus nach, ob Ihre Kommune Pestizide einsetzt und schlagen Sie ein Pestizidverzicht vor. 

Insekten schützen auf dem Balkon

Vieles von dem, was für den insektenfreundlichen Haus-, Vor- und Kleingarten gilt, gilt auch für den Balkons. Jede noch so kleine Flache kann  insektenfreundlich gestaltet werden.

  • Pflanzen Sie heimische Balkonpflanzen. Diese dienen als Futterplatz, Winterquartier und Nistmöglichkeit für viele Insekten. Neben Wildbienen können auch Schwebfliegen, Schmetterlinge und Hummeln dort ihr Zuhause haben.
  • Wildpflanzen und Kräuter wie Frühlingsthymian, Salbei, Basilikum, Lavendel oder Katzenminze eignen sich für den Balkon besonders gut. Sogar die Aussaat einer "Blumenwiese" ist im Blumenkasten möglich.
  • Lassen Sie Ihre Kräuter blühen. Viele Kräuter-Blüten sind bei Insekten sehr beliebt. 
  • Achten Sie beim Kauf von Zuchtpflanzen unbedingt darauf. dass die Sorte Nektar produziert. Besonders gut sind Sorten mit ungefüllten Blüten. Vermeiden sie die üblichen Balkonpflanzen, wie zum Beispiel Petunien und Geranien. Diese sind zwar pflegeleicht und farbintensiv, aber für Insekten völlig uninteressant.
  • Bio-Blumen werden ohne Verwendung von Pestiziden, Wachstumsreglern und Torf erzeugt.

Hier finden Sie weitere Informationen zu insektenfreundlicher Balkonbepflanzung:

Nisthilfen für Wildbienen schaffen

Von den rund 560 Wildbienenarten in Deutschland lassen sich etwa 40 Arten mit selbstgebauten Nisthilfen auch in den eigenen Garten locken. Einfach zu bauende Nisthilfen können mit Hilfe von senkrecht angebrachten, markhaltigen Pflanzenstängeln, Schilfhalmen, Bambusröhrchen oder in Hartholz gebohrten Röhren hergerichtet werden.

Bestimmte Wildbienen-Arten bevorzugen als Quartier auch künstlich gestaltete Mini-Steilabhänge oder aus Lehm gefertigte Mini-Wände. Für die dazugehörigen Anpflanzungen sollten einheimische sowie nektar- und pollenreiche Blumen ausgewählt werden. Grundsätzlich gilt: Je vielfältiger die Bepflanzung, desto besser. 

Weitere Informationen vom BUND zum Bau von Nisthilfen finden Sie hier.

Insektenfreundlich einkaufen

Unterstützen Sie die Insektenvielfalt, indem Sie Bio-Produkte kaufen. Der Ökolandbau setzt keine chemisch-synthetischen Pestizide und Dünger ein, wodurch sich die Artenanzahl von Insekten und Vögeln auf diesen Feldern deutlich erhöht.

Kaufen Sie auch bei regionalen Anbietern, auf Hofläden und Wochenmärkten. So unterstützen Sie kurze Transportwege und Produzenten in der Region.

Baumscheiben bepflanzen

Eine ökologische Baumscheibenbepflanzung verbessert die Lebensbedingungen des Baumes und trägt wesentlich zur Artenvielfalt in der Stadt bei. Von der zusätzlichen Wässerung, Durchlüftung und Auflockerung einer begrünten Baumscheibe profitiert jeder Baum. Stauden und Klein-Sträucher werfen Schatten und schützen den Boden vor Austrocknung. Durch das Anpflanzen verschiedener Blühstauden und Wildblumenmischungen wird die Artenvielfalt erhöht und das Stadtbild verschönert. So geht`s: 

  • Säubern Sie zunächst die Baumscheibe und lcokern Sie den Boden bis maximal zehn Zentimetern Tiefe.
  • Bei stark nährstoffarmen Böden kann eine dünne Schicht frischer Kompost oder Oberboden aufgebracht werden. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn ein übermäßiges Bedecken mit Substrat kann auch zu Fäulnis führen. Weniger geeignet für solche Aufschüttungen sind Ahorn, Amberbaum, (Zier-) Apfel, Birke, Felsenbirne, Fichte, Ginkgo und Trompetenbaum.
  • Achten Sie bei der Pflanzenauswahl auf die Lichtverhältnisse. Oft sind Baumscheiben stark verschattet. Ist der Baum allerdings noch jung oder sehr hoch und die Krone stark gelichtet, können die Flächen auch stark sonnig sein.
  • Zur Unterpflanzung geeignet sind unter anderem Akelei, Astilbe, Beinwell (fördert das Wachstum durch seine Wurzelausscheidungen), Bergenie, Bleiwurz, Efeublättriges Alpenveilchen, Elfenblume, Frauenmantel, Gemswurz, Goldnessel, Immergrün, Kaukasus-Vergissmeinnicht, Maiglöckchen, Nieswurz, Pyrenäen-Storchschnabel, Schaumblüte, Storchschnabel, Veilchen, Waldmeister, Waldsteinie und alle Frühlingsblumen. 
  • Sprechen Sie eine Bepflanzung vorab mit dem zuständigen Grünflächenamt ab.

Weitere Hinweise hat der BUND Leipzig zusammengetragen: "Begrünung von Baumscheiben – aber richtig!"

Straßenbäume gießen

Straßenbäume erfüllen wichtige Funktionen: Sie kühlen das Stadtklima, schützen vor Wind und Regen, verringern die Schadstoffbelastung in der Luft und reduzieren Lärm. Als Lebensraum für viele Tiere tragen Stadtbäume besonders in verdichteten Stadtgebieten auch zur Vernetzung von Grünanlagen und Freiflächen bei.

Die Stadt ist für den Baum jedoch ein extremer Standort: Die Bodenverdichtun,g beispielsweise durch parkende Autos auf den Baumscheiben, behindern die Belüftung der Wurzeln und damit auch die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. 

Wer dem Stadtbaum vor der Haustür helfen möchte, kann in Hitze- und Trockenzeiten die Arbeit der Kommunen und Städte beim Gießen unterstützen. Wie das am besten gelingt, erklären wir in unserm Ökotipp.

Streuobstwiesen erhalten

Alte Streuobstwiesen sind eine Oase der Artenvielfalt. Sie sind blütenreich, bieten Unterschlupf für Insekten und zur Ernte einen reich gedeckten Tisch auch für uns Menschen. Zum Erhalt dieser wertvollen Biotope kann Jede und Jeder beitragen.

Engagieren Sie sich beim BUND oder anderen Umweltschützern vor Ort. Viele regionale Umwelt- und Naturschutz-Gruppen pflegen Streuobstwiesen und suchen Unterstützung. Wenn das nicht möglich ist, kaufen Sie Saft von Streuobstwiesen. Den gibt es im Bioladen und auf regionalen Märkten.

Kein Gift im Garten

Diese Chemikalien schaden nicht nur den sogenannten Zielorganismen, sondern töten und schädigen auch Nützlinge wie Bienen, Schmetterlinge und Käfer. Pestizide verunreinigen zudem die Gewässer und bleiben oft jahrelang im Boden gespeichert.

Es gibt für alle ungeliebten Insekten und Pilzkrankheiten nichtchemische Alternativen. Beikräuter können mechanisch entfernt werden.

Rasenschnitt reduzieren

Durch eine naturnahe Grünflächenpflege können sich oft gemähte und damit artenarme Rasenflächen mit der Zeit zu artenreicherem Rasen oder gar insektenfreundlichen Wildblumen-Wiesen entwickeln. Dazu sollte der Rasen so selten wie möglich gemäht werden und vor allem dann nicht, wenn Klee, Löwenzahn oder andere Wiesenblüten blühen.

Bei einem Rasenschnitt bietet es sich zudem an, Inseln oder ungemähte Streifen auf der Rasenfläche über das Jahr stehen zu lassen und erst am Ende der Vegetationsperiode zu mähen und abzuharken. Diese Flächen bieten Rückzugsräume und Nahrungsquellen für Insekten.

Gräber insektenfreundlich bepflanzen

Friedhöfe können in Städten und Gemeinden neben ihrem eigentlichen Zweck eine wichtige Rolle im Artenschutz spielen, da sie oft zu den größten Grünflächen in Siedlungsgebieten zählen.

Friedhöfe sollen Orte der Stille und des Gedenkens sein. Daher ist es nicht Ziel, Friedhöfe in Naturparadiese umzuwandeln. Es geht vielmehr um die Multifunktionalität der Friedhöfe: eine angemessene Grabgestaltung und -pflege verbunden mit einer ökologisch angepassten und insektenfreundlichen Bewirtschaftung.

In jüngster Zeit nimmt die Nachfrage nach pflegefreien Gräbern zu, was oftmals mit grababdeckenden Steinplatten gelöst wird. Dabei muss eine naturschutzgerechte Bepflanzung eines Grabes nicht pflegeintensiv sein.

Neben hübschen Pflanzen mit Symbolcharakter (Kleines Immergrün, Efeu, Gartenstrohblume, Wermut) gibt es eine ganze Reihe einheimischer Wildstauden oder -sträucher, die für die Grabbepflanzung geeignet sind. Daneben empfiehlt der BUND, zumindest einen Teil der spontan aufwachsenden Arten mit in die Grabbepflanzung zu integrieren.

Generell empfiehlt es sich, darauf zu achten, dass mehrjährige Stauden und Wechselpflanzen mit Sommerblumen und Blumenzwiebeln gepflanzt werden. Die Einfassung von Gräbern mit niedrigen, geschnittenen Hecken – bevorzugt aus heimischen Gehölzen wie Eibe oder Wacholder – garantiert den Tieren Unterschlupf. Torf sollte bei der Bepflanzung und Pflege von Grabstätten keine Verwendung finden.

Mehr Infos finden Sie im Faltblatt Naturnahe Friedhöfe des BUND Schleswig-Holstein.

Dächer und Fassaden begrünen

Die Begrünung von Fassaden und Dächern sieht nicht nur hübsch aus, sie übernimmt auch wichtige ökologische Funktionen im Dorf und in der Stadt. Bei der richtigen Pflanzenwahl nutzt sie Insekten, der biologischen Vielfalt und dem Stadtklima. Werden die Bedürfnisse der Insekten und anderer Lebewesen bereits in die Planung von Sanierungen und Neubau einbezogen, können kleine Oasen für Mensch, Tiere und Pflanzen entstehen.

Dachbegrünung:

Für die Extensivbegrünung von Dächern werden Pflanzsubstrate in einer Dicke von fünf bis 15 Zentimetern aufgelegt und mit Arten bepflanzt, die Extrembedingungen tolerieren. So können auch Dächer begrünt werden, deren Statik keine hohe Traglast zulässt. Die Pflanzen werden als Saatgutmischungen, Sedum-Sprossen (Mauerpfeffer), Flachballenstauden oder vorkultivierten Vegetationsmatten aufgebracht. Die extensive Dachvegetation ist so aufgebaut und bepflanzt, dass sie sich selbst erhält und das Regenwasser als Bewässerung ausreicht. Sowohl die Kosten für das Anlegen als auch für die Pflege sind bei einer extensiven Begrünung gering.

Eine intensive Begrünung des Dachs erfordert eine größere Substratstärke. Hier können zwischen 15 und 80 Zentimetern aufgetragen werden. Dies erlaubt eine Vegetation von Gräsern, Stauden und sogar Gehölzen, die sonst nur in einem normalen Garten wachsen würden. Die Pflege dieser Dachgärten ist aufwändiger – der neu geschaffene Naturraum wird dafür aber schöner erlebbar.

Generell gilt:

Achten Sie bei der Planung darauf, dass das Dach gut besonnt liegt und nicht im Schatten eines Baumes oder Hauses.

Bevorzugen Sie bei der Planung ein hohes, vielfältiges und kontinuierliches Blütenangebot, wählen Sie die Pflanzen also sorgsam aus. Informationsmaterial bietet der Bundesverband Gebäudegrün e.V.

Feines, erdig-sandiges Substrat ist zu bevorzugen, denn Insekten können es zum Nestbau nutzen. Ist dies aus Kostengründen beziehungsweise aus statischen Gründen nicht machbar, sind zumindest Strukturelemente wie Sandlinsen wünschenswert.

Bieten Sie Nistmöglichkeiten für Insekten und Vögel an. Es eignen sich alte Baumstrünke oder Wurzelstöcke, die gut auf dem Dach befestigt werden können.

Fassadenbegrünung:

Zur Fassadenbegrünung von über zehn Meter hohen Wänden kommen Efeu, Knöterich und Wilder Wein in Betracht. Bei geringeren Höhen ist die Auswahl größer: Waldreben, Kletterhortensie, Geißblatt, Hopfen, Kletterrosen, Spalierobst und Brombeeren. Dabei ist zwischen Selbstklimmern und Schlingpflanzen zu unterscheiden. Letztere benötigen eine Kletterhilfe. Diese sollte wetterfest sein, um nicht alle paar Jahr erneuert werden zu müssen. 

Die Wurzeln der Kletterpflanzen brauchen ausreichend Erde mit mindestens 40 mal 60 Zentimeter Breite und 60 Zentimeter Tiefe. Der Pflegeaufwand ist nicht hoch: Ein regelmäßiger Rückschnitt und das Freihalten von Fenstern, Blitzableiter und Co. sind ein- bis zweimal jährlich nötig. Erste Schritte und Pflanzenvorschläge finden Sie hier

Für die Begrünung von Gebäuden gibt es in vielen Städten und Kommunen Fördermöglichkeiten. Die Subventionsmodelle sind dabei unterschiedlich. So werden zum Beispiel mancherorts die Niederschlagswassergebühren gesenkt, manche Kommunen zahlen aber auch direkte finanzielle Zuschüsse. Informieren Sie sich bei Ihrer Stadtverwaltung. 

Weitere Informationen zu Förderungen zur Gebäudebegrünung finden Sie hier.

Hecken, Sträucher und Gehölze bieten Schutz

Hecken, Sträucher und Gehölze als Nist- und Nahrungsmöglichkeit. Zur Abgrenzung der Parzelle freuen sich Vögel und Insekten über Hecken oder Gehölze beispielsweise aus Hasel, Rotem Hartriegel, Weißdorn, Schlehe, Weide, Holunder, Brombeere oder Wildrosen.

Da jeder Wildstrauch unterschiedlichen Tierarten Nahrung bietet, ist eine Heckenpflanzung aus möglichst vielen verschiedenen Straucharten besonders wertvoll, schmückt den Garten und bietet darüber hinaus noch genügend Sichtschutz.

 

Obstbäume sind unerlässlich

Sie spenden Schatten, liefern reichhaltige Ernte an gesundem Obst und sind Nahrungsquelle sowie Nistmöglichkeit für viele Insektenarten.

Kleingärten

Kleingärten nehmen einen bedeutenden Anteil in der Grünversorgung in Siedlungsbereichen ein. Die eigene Parzelle naturnah zu bewirtschaften, steigert den Wert für den Erhalt der Artenvielfalt und für die Erholung der Nutzer*innen.

Nur wenige Eingriffe machen Ihren Kleingarten zu einem insektenfreundlichen Blumenparadies. Laut Bundeskleingartengesetz sind die "Belange des Umweltschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege" bei der Bewirtschaftung von Kleingärten zu berücksichtigen. Naturschutz und die Regeln der Kleingartenverordnung lassen sich also leicht unter einen Hut bringen.

Für insektenfreundliche Kleingärten gilt:

Natur mag Unordnung. Schaffen Sie unterschiedliche Kleinstlebensräume für Insekten. Totholzhaufen und Baumstümpfe bieten Nistmöglichkeiten für verschiedene Wildbienenarten und Nützlinge wie Holzwespen. Pflanzenteile von Stauden wie Himbeeren, Disteln oder Heckenrosen können über den Winter stehenbleiben und werden dann als Verstecke und Überwinterungsquartiere genutzt.

Offene Fugen und freigelassene Bodenbereiche sind für bodenbewohnende Insekten wichtige Lebensräume. Trockenmauern und Steinhaufen sind wertvolle Ergänzungen.

Tipps für einen insektenfreundlichen Neubau

Baumaßnahmen sind immer mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Um die Auswirkungen zu minimieren, kann schon während der Planung auf den Schutz und Erhalt von Lebensräumen geachtet werden. 

Vorausschauende Baustellenplanung kann beinhalten:

  • Die zu bebauende Fläche auf das unbedingt notwendige Ausmaß beschränken.
  • Bauarbeiten sollten außerhalb besonders sensibler Zeiten wie Brutzeiten erfolgen. 
  • Besonders wertvolle Lebensräume sollten durch stabile Zäune vor Beeinträchtigungen geschützt werden. Für diese Frage ist prinzipiell die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt oder bei der Stadt Ansprechpartnerin. In manchen Fällen ist auch eine Umsiedlung von Tieren notwendig.
  • Baugruben beziehungsweise Strukturen mit senkrechten Wänden können gefährliche Fallen für Tiere wie zum Beispiel für Amphibien darstellen. Diese sollten deshalb abgesichert oder abgedeckt werden

Einen Muster-Zeitplan für Bauvorhaben finden Sie hier.

Lebensräume von Tieren können als Teil der Gestaltung eines Gebäudes auch integrativ mitgeplant werden:

  • Nisthilfen für an oder in Gebäuden brütende Vögel und Fledermäuse anbringen (Einbausteine), Dachböden zugänglich machen.
  • Gebäudebegrünung als Wärmedämmung mitplanen und so auch Lebensräume für Insekten und Vögel schaffen.
  • Holzschutzmittel und Holzfarben nur sehr sorgfältig anwenden. Insektenbekämpfungsmittel können Fledermäuse schädigen, möglicherweise auch den Menschen. Holz lässt sich alternativ mit Heißluft oder durch Druckimprägnierung mit einer Salzlösung behandeln.
Insekten schützen bei Hausbau und Gebäudesanierung

Es gibt eine Vielzahl von Tierarten, die Gebäude in Siedlungsgebieten bewohnen. Nischen und Mauerritzen dienen sowohl Insekten wie Wildbienen als auch verschiedenen Vogel- und Fledermausarten als Lebensraum. Beim Gebäudeneubau und auch bei (energetischen) Modernisierungen gehen diese Brut- und Wohnquartiere meist ersatzlos verloren. Dabei gibt es viele leicht realisierbare, bauliche Lösungsansätze zum Schutz der Lebensräume.

Wenn Gebäude modernisiert beziehungsweise energetisch saniert werden, verlieren zahlreiche Tierarten Nist- und Schlafplätze. Eigentümer sollten vor einer Sanierung prüfen lassen, ob sich in oder an seinem Haus Wohn-, Brut- und Überwinterungsplätze von Fledermäusen und Vögeln befinden.

Strukturreiche Fassaden bieten eine Vielzahl von Nistmöglichkeiten, auch für Insekten. Daher ist bereits der Erhalt bestehender Spalten, Nischen und Verkleidungen ein Weg, aktiv Artenschutz zu betreiben. Darüber hinaus ist die Anbringung handelsüblicher oder selbst gebauter Nisthilfen für Insekten, Vögel und Fledermausarten ein einfacher Weg, um Brutplätze zu schaffen.

Weiterführende BUND-Informationen zu "Wärmesanierung und Artenschutz an Gebäuden"

Die Außenfassade und das Dach sind für viele Insekten vor allem dann von Bedeutung, wenn diese begrünt sind. Es können aber auch Maßnahmen getroffen werden, bei denen Insektenhotels" nach Sanierungsmaßnahmen in Wärmeverbundsysteme integriert oder im Außenbereich angebracht werden.

Mehr BUND-Informationen zu Nisthilfen für Wildbienen finden Sie hier.

Der Vorgarten

Im städtischen Umfeld ist der Vorgarten oftmals die einzige Freifläche, die ein Grundstück aufzuweisen hat. Teilweise wird dieser Bereich jedoch stiefmütterlich behandelt oder es werden Kies- und Schottergärten angelegt. Diese steinernen "Gärten" sind dabei keineswegs besonders pflegeleicht, kostengünstig oder langlebig.

Biologisch gesehen sind viele dieser Gärten tot, denn sie bieten den meisten Tieren und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum. Grundsätzlich gelten in Vorgärten dieselben insektenfreundlichen Regeln wie für Haus- und Kleingärten. Hier ein paar zusätzliche Tipps, wie der Vorgarten pflegeleicht aber trotzdem naturnah zu halten ist:

Zur Förderung der Artenvielfalt reicht es schon aus, statt eines akkurat geschnittenen Rasens, ein Stück (Wildblumen-) Wiese stehen zu lassen. Diese sollte nur ein oder zwei Mal im Jahr gemäht werden. Für eine insektenfreundliche Bepflanzung des Vorgartens eignen sich Kräuter wie Thymian, Salbei und Lavendel, die genügsam, attraktiv und lecker sind.

Stauden sind dankbare und dauerhafte Pflanzen, die, einmal am richtigen Standort gepflanzt, viele Jahre den Vorgarten schmücken können und sich auch selbst vermehren. Zu den insektenfreundlichen Arten zählen Wiesensalbei, Katzenminze, Sonnenhut, Leinkraut, Aster, Anemone, Glockenblume, Stockrose und Kugeldistel. Auch Himbeeren, Brombeeren, Wildrosen, Liguster, Heckenkirsche, Weigelien und Fingerstrauch verwandeln sich zur Blütezeit in ein summendes Bienenparadies.

Klein(st)gewässer anlegen

Auch Insekten brauchen Wasser, besonders an heißen Sommertagen. Bienen und Wespen benötigen Wasser aber nicht nur, um ihren Durst zu stillen oder ihre Brut zu ernähren.

Sie verwenden es auch zum Bau ihrer Niströhren. Insektentränken für Schmetterlinge, Bienen, Wespen und Käfer können ganz leicht bereitgestellt werden. Es reicht schon eine flache Schale an windgeschützten, sonnigen Vegetationsbereichen, mit Wasser gefüllt und ausgestattet mit Steinen, Murmeln oder Schwimmelementen wie Holz zum „Landen“.

Auch die Anlage von kleinsten Tümpeln oder Teichen, zum Beispiel in den Boden eingelassene Tonnen oder Kübel, helfen den Tieren und sind sehr pflegeleicht. Auf Fische sollte dabei verzichtet werden, denn diese fressen die Insektenlarven und verschlechtern gerade in kleineren Gewässern die Wasserqualität.

Torffrei gärtnern

Wer konsequent torffreie Erde verwendet, kann viel zum Natur- und Klimaschutz beigetragen. Durch den Torfabbau werden Moore unwiederbringlich zerstört. Das hat enorme Auswirkungen: Seltene Tier- und Pflanzenarten sowie wichtige Kohlenstoffspeicher verschwinden. Die Entwässerung setzt zudem massiv Kohlenstoffdioxid frei. Moorschutz bedeutet Natur- und Klimaschutz zugleich.

Es gibt mittlerweile viele torffreie Produkte von Firmen, die den Moorschutz ernst nehmen. Torffreie Gartenerden werden auf Basis von Kompost (Rinden-/Grünschnittkompost) sowie von Rindenhumus und Holzfasern (zum Beispiel aus Nadelhölzern oder Kokos) hergestellt.

Außerdem beinhalten sie, je nach Hersteller, Nebenprodukte wie Tonminerale und Lavagranulate (optimale Wasser- und Nährstoffspeicherung und bedarfsgerechte Freisetzung), Xylit (für den idealen pH-Wert) oder Phytoperis (ein Naturdünger).

Hier finden Sie für mehr Informationen den "BUND-Einkaufsführer zu torffreier Blumenerde".

Wissen und Erfolge teilen

Geben Sie Ihre positiven Erfahrungen beim insektenfreundlichen Gärtnern an Freunde, Bekannte und Gartennachbar*innen weiter und machen Sie so den Artenschutz in Kleingartenanlagen populär.

Weitere praktische Hilfe vom BUND zu insektenfreundlichen Hecken und Gehölzen im Kleingarten finden Sie hier.

Sprechen Sie mit dem eigenen Verein oder holen Sie sich Informationen aus dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. Dieser bietet auch regelmäßig Weiterbildung und Broschüren zum naturgemäßen Gärtnern an.

Für Kleingärtner*innen stehen auch Fachberaterinnen und Fachberater zur Verfügung.
 

Die richtige Pflanzenauswahl

Die richtige Pflanzenauswahl hilft Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten, gute Nahrungsquellen im Hausgarten zu finden. Dabei müssen auch keine Abstriche im Erscheinungsbild des Gartens gemacht werden.

Die Wahl sollte auf heimische Pflanzen fallen, dabei sind Sträucher und Bäume für Insekten genauso wichtig wie Wildkräuter und Gräser. Exoten und Züchtungen mit gefüllten Blüten sind nicht nötig für eine attraktive Gestaltung und oft nutzlos für Insekten. Ein Blühangebot über das Jahr verteilt kann zum Beispiel mit Schneeglöckchen und Krokussen im Frühjahr über Anemonen, Sonnenblumen, Disteln, Stockrosen und Leinkraut während der Sommermonate bis zu den späten Herbstastern geschaffen werden.

Mähen Sie Ihren Rasen nicht zu oft, damit bienenattraktive Pflanzen wie Klee, Gänseblümchen und Löwenzahn zur Blüte kommen können. Bienen lieben Küchenkräuter wie Thymian, Lavendel oder Borretsch. Pflanzen Sie Obstbäume und Beerensträucher: Das ist nicht nur gut für Bienen, sondern sichert auch Ihnen selbst eine leckere Ernte. Grundsätzlich gilt: Je vielfältiger die Bepflanzung, desto besser!

Achten Sie zudem beim Kauf von Saatgut, einjährigen Blumen, Stauden und Sträuchern immer darauf, dass es einheimische, robuste Sorten sind. Kaufen Sie möglichst regional erzeugte Pflanzen in Bio-Qualität. Denn viele Zierpflanzen werden in afrikanischen oder lateinamerikanischen Ländern vorgezogen und ihr Transport erzeugt vermeidbare CO2-Emissionen.

Auch werden dort zum Teil Pestizide eingesetzt, die in Europa aufgrund ihrer hohen Giftigkeit seit vielen Jahren verboten sind. Die Arbeiter*innen auf den Plantagen und in den Gewächshäusern sind damit einer großen gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt. Ob aus dem In- oder Ausland: Pflanzen, die während der Aufzucht mit Insektiziden behandelt wurden, können immer noch ein Risiko für heimische Insekten darstellen, da Nektar und Pollen Rückstände von diesen Giften enthalten können.

Die Alternative zu exotischen Pflanzen sind Bio-Zierpflanzen. Diese gibt es von den bekannten Bio-Anbauverbänden Demeter, Bioland, Naturland oder mit dem EU-Biosiegel.

Hier wird auf Pestizide, Stauchungsmittel und Torf verzichtet. Verkauft werden Bio-Pflanzen in Naturkostläden, in den deutschlandweit rund 200 Bio-Gärtnereien, auf Märkten oder in Hofläden direkt von den Produzent*innen.

Eine Liste mit Bezugsquellen von Bio-Pflanzen gibt es auf https://www.bio-zierpflanzen.de/.

Mehr Informationen zu insektenfreundlichen Pflanzen:

Insekten schützen im Hausgarten

Mit schon wenigen Maßnahmen kann der Garten am eigenen Haus zu einem insektenfreundlichen Lebensraum umgestaltet werden. Um die Artenvielfalt zu bewahren und sogar zu erhöhen, sollten viele neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen werden.

Das schafft man mit der richtigen Pflanzenauswahl, einigen weiteren nützlichen Elementen und etwas Geduld.

Im Garten sollte unbedingt auf chemische Schädlingsbekämpfung verzichtet werden. In der Regel beseitigen Pestizide nämlich nicht nur "unerwünschte" Insekten und Wildkräuter, sondern dezimieren auch Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge, Fledermäuse und Vögel.

Diese Tiere sind auf die Wildkräuter und Insekten als Lebensraum und Nahrungsquelle angewiesen. Zudem schädigen bestimmte Pestizide Bienen direkt und sind auch für den Menschen nicht ungefährlich.

Tatsächlich werden gesunde Nutz- und Zierpflanzen mit "Schädlingen" gut fertig und selten so stark befallen, dass sie ernsthaften Schaden davontragen. Wichtig ist, die richtigen Pflanzen und die richtigen Standorte auszuwählen und den Boden gut zu pflegen.

Der BUND hat die wichtigsten Tipps für gesunde Pflanzen hier zusammengetragen.

Auch die Förderung von "Nützlingen" wie Vögeln, Eidechsen, Igeln oder Marienkäfern ist ökologischer Pflanzenschutz: Vögel vertilgen insbesondere in der Brutzeit eine Unmenge von für Nutzpflanzen schädliche Insekten. Andere "Nützlinge" sind zum Beispiel Frösche, Kröten, Wiesel, Spitzmäuse, oder Fledermäuse sowie Spinnen, Schlupfwespen, Florfliegen, Greifvögel und Eulen.

Ein Garten, der viele naturnahe Elemente wie Hecken, Wiesen, Steinhaufen, Totholzstapel oder Nisthilfen enthält, bietet einer Vielzahl dieser nützlichen Arten neuen Lebensraum.

Ratgeber: Insekten schützen! Eine Anleitung für Garten, Haus und Alltag

Obwohl Insekten essentiell für unser Ökosystem sind und deswegen eine besondere Art des Schutzes der Menschen benötigen würden, schrumpfen die Anzahl und Vielfalt der Insekten weltweit.

Dies liegt an dem Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und daran, dass der Lebensraum von Insekten immer weiter eingeschränkt wird.

Deswegen fordert der BUND, dass die Politik hier eingreift und diesem fatalen Trend der letzten Jahre entgegensteuert, indem sie die Artenvielfalt schützt und den Einsatz von Pestiziden durch schärfere Auflagen unterbindet.

Doch auch jede*r Einzelne von uns kann etwas dazu beitragen, das Insektensterben aufzuhalten. Was genau das ist, erfahren Sie in diesem Ratgeber.


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