Ein Marienkäfer sitzt auf einem Blatt.

Gärtnern ohne Chemie

Jede Gärtner*in kennt den Frust, wenn sich Schnecken über den Salat hermachen oder der Mehltau um sich greift. Oft folgt dann der Gang in die Giftabteilung des Gartencenters. Dabei gibt es insektenfreundliche, pestizidfreie und günstigere Alternativen.

Das Insektensterben hat dramatische Ausmaße erreicht. 40 Prozent der Insekten weltweit sind vom Aussterben bedroht. Hauptursachen sind der Verlust von Lebensraum und der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide. In intensiv genutzten Agrarlandschaften finden Insekten kaum Nahrung und Nistplätze. 

Eine Biene sitzt auf einer Blüte. Mit ihrem insektenfreundlichen Garten schützen sie auch Bienen.  (Jörg Farys)

Pestizidfreie Alternativen 

Hobbygärtner*innen kaufen rund 4.400 Tonnen Pestizid-Cocktails jährlich, vorrangig Herbizide (2.500 Tonnen), gefolgt von Insektiziden (800 Tonnen). Dabei sind die Alternativen oft viel günstiger. Gegen Unkraut hilft das altbekannte Jäten oder Umgraben. Auch gegen Schadinsekten können die Kulturpflanzen giftfrei verteidigt werden. So können Gärtner*innen Lebensräume für Nützlinge schaffen, stärkende Pflanzenjauchen ausbringen oder Schadinsekten mechanisch entfernen. Zudem gibt es für jedes Schadinsekt einen Gegenspieler. Vielfältige Gärten locken Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen und Wildbienen an, die Blattläuse & Co vertilgen und Nahrungspflanzen bestäuben. 

Kleingärten für die Artenvielfalt: Großes Potential

In Deutschland gibt es 17 Millionen Privat- und Kleingärten mit einer Gesamtfläche von 930.000 Hektar. Das entspricht 2,6 Prozent der Gesamtfläche unseres Landes. Eine Million Kleingärten, die in Vereinen organisiert sind, nehmen eine Fläche von 40.000 Hektar ein. Damit haben Kleingärten ein enormes Potential, mehr Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleinsäuger zu schaffen. Voraussetzung ist aber, dass sie pestizidfrei und naturnah bewirtschaftet werden. Durch die flächendeckende Verteilung der Kleingärten könnte ein wertvoller Biotopverbund entstehen, der die Ausbreitung von seltenen Arten begünstigt.

So können Gärten naturnah gestaltet werden

Der Gartenfachberater Sven Wachtmann erklärt in zwei Videos, wie Gärten naturnah gestaltet werden können.

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Mitmach-Karte: Insektenfreundliche Gärten

Machen Sie mit: Gemeinsam wollen wir einen großen, vernetzten Naturpark aus Hobbygärten schaffen, damit sich Insekten und andere Tiere und Pflanzen wieder wohlfühlen und ausbreiten. Schaffen Sie Lebensräume im Garten und tragen Sie Ihren Garten in unsere Karte ein!

Zehn Tipps für einen insektenfreundlichen Garten

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Heimische Wildpflanzen anpflanzen

Pflanzen Sie heimische Wildstauden und legen Sie Blühwiesen an. Tolerieren Sie auch im Rasen Wildkräuter wie Klee, Gänseblümchen, Veilchen, Ehrenpreis, Kleine Braunelle, Günsel oder Gundermann, denn Insekten brauchen Nahrung. Wählen Sie ungefüllte Blüten, legen Sie Kräuterbeete oder -spiralen an. Schaffen Sie ein Blühangebot vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst. Mehr Informationen zu passenden Pflanzen finden Sie hier

Heimische Gehölze: Nahrung und Versteck

Schaffen Sie wertvolle Lebensräume mit heimischen Bäumen und Hecken. Diese geben Nahrung für viele Insekten und Vögel und dienen als Verstecke. In heißer werdenden Sommern spenden sie Schatten und regulieren das Mikroklima. Wählen sie alte Obstsorten, Schlehe, Beeren, Weidenarten, Heckenrosen, Weißdorn, heimischer Wachholder und Eberesche.

Wilde Ecken und weniger Aufräumen

Akzeptieren und schaffen Sie wilde Ecken, in denen Natur sich selbst überlassen wird. Sie werden staunen, was und wer sich dort heimisch fühlen wird. Verblühte Stängel sollten Sie stehen lassen. Sie sind Überwinterungsquartiere für Insekten, Nistmöglichkeiten für Wildbienen und die Samen dienen überwinternden Vögeln als Futter. Oftmals ist weniger mehr. Lernen Sie, Natur und Unordnung zu tolerieren und zu genießen. Freuen Sie sich über sich ansiedelnde Wildkräuter in ungepflegten Ecken und die Insekten, die sie anlocken. Lassen Sie im Herbst Laubhaufen und alte Äste liegen als Überwinterungsquartier für Igel, Marienkäfer und Eidechsen. Denn diese Nützlinge helfen Ihnen im nächsten Jahr, Schnecken und Blattläuse zu reduzieren. Und wenn der Nachbar schon wieder Rasen mäht, legen Sie sich in den Liegestuhl und lassen Gras noch ein bisschen wachsen und die Wildblumen im Rasen blühen und beobachten, was bei Ihnen im Garten alles summt und brummt.

Totholz als Lebensraum

Totes Holz ist lebendig! Es ist ein wertvoller Lebensraum für eine Vielzahl von Käfern, Spinnen, Ameisen, Wildbienen und Wespen. Viele davon sind Nützlinge, die ungewünschte Insekten im Garten in Schach halten. Der Totholzhaufen ist auch ein beliebtes Winterplätze für Igel und Erdkröten.

Nisthilfen für Wildbienen und Vögel

Schaffen Sie vielfältige Strukturen, um Nistmöglichkeiten anzubieten. Einige Wildbienenarten nisten in den bekannten "Insektenhotels", die meisten Arten nisten im Boden. Sonnige Sandflächen sind daher ein gutes Angebot. Anleitungen, wie Sie Nisthilfen selbst bauen können, finden Sie hier. 

Wasserstellen einrichten

Auch Insekten wollen trinken. Schaffen Sie Wasserstellen, in denen die Tiere nicht ertrinken können. Am besten eine flache Schale mit Steinen oder Holz zum Landen regelmäßig mit Wasser füllen. Nutzen Sie Regenwasser zum Gießen, das bekommt den Pflanzen besser und ist zu schade, um direkt in die Kanalisation geleitet zu werden.

Richtig Mähen

Mähen Sie spät und selten. Je mehr Kräuter im Rasen zum blühen kommen, umso besser. Wenn Sie nicht auf den klassischen Rasen verzichten wollen, dann mähen Sie die Teile mit häufiger Nutzung öfter und lassen hintere Teile beim Mähen auch mal aus. Meiden Sie Mähroboter, die sind eine große Gefahr für Igel und andere Nützlinge in Ihrem Garten. Entscheiden Sie sich für einen Kräuterrasen statt dem herkömmlichen Nutzrasen. Ein Kräuterrasen muss nicht gedüngt werden, wird seltener gemäht, ist pflegeleichter und attraktiver für Insekten.

Kein Gift, kein Torf oder synthetischen Dünger

Pestizide töten und schädigen nicht nur die unerwünschten Insekten und vernichten sogenanntes Unkraut. Sie dezimieren auch die wichtigen Nützlinge im Garten. Glyphosat tötet alle Pflanzen ab, Wildbienen und Schmetterlinge haben somit keine Nahrung mehr. Torf wird aus Mooren gewonnen. Beim Torfabbau verschwinden wertvolle Ökosysteme und der im Torf gespeicherte Kohlenstoff gelangt als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. Verwenden Sie Ihren eigenen Kompost oder kaufen Sie torffreie Erde.

Wahl der richtigen Kulturpflanzen

Alte Sorten sind oft robust und an den jeweiligen Standort angepasst. Ist die schmackhafteste Sorte erst einmal gefunden, kann das Saatgut auch selbst vermehrt werden. Dabei ist es wichtig, samenfeste Sorten zu wählen. Steht F1 auf der Samentüte, handelt es sich um Hybridsaatgut und eine Vermehrung funktioniert nicht.

Gärtnerische Tricks

Nutzen Sie das vielfältige und traditionelle Wissen des naturnahen Gärtnerns. Legen Sie Mischkulturen an, bei denen sich die Pflanzenarten gegenseitig unterstützen oder Schadinsekten abwehren. Mulchen Sie Ihre Beete, um die Erde vor Austrocknung zu schützen, um Beikräuter zu unterdrücken und Nährstoffe zurück in den Boden zu bringen. Stärken und schützen Sie Ihre Kulturen mit Pflanzen-Jauchen. Statt synthetischen Dünger zu verwenden, der aus fossilen Energieträgern gewonnen wird und zu hohen Nitratgehalten führen kann, steht im naturnahen Gärten die bodenverbessernde Gründüngung oder reife Komposterde zur Auswahl. Wertvolle Infos finden Sie zum Beispiel im BUND-Shop oder beim BUND-Hannover.

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