Welche Zukunft ist gerecht?
Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind nicht allein durch strategische Arbeit zu verwirklichen – und erst recht nicht durch eine rein naturwissenschaftliche Orientierung. Die bisherige politische Debatte widmet sich gleichwohl eher der instrumentellen Umsetzung des – als richtig vorausgesetzten – Ziels Nachhaltigkeit/Umweltschutz. Die Abwägung zwischen Gegenwarts- und Zukunftsinteressen wird als reine Machtfrage begriffen. Ähnliches gilt für den Umweltschutzgedanken überhaupt.
Doch sollten wir uns dringend darum bemühen, unsere Ziele Umweltschutz und Nachhaltigkeit – also Generationengerechtigkeit und globale Gerechtigkeit – zu rechtfertigen. Denn Menschen handeln nicht nur Kosten-Nutzen-Orientiert in dem Sinne, dass sie ihre Zwecke nicht hinterfragen und nur über mögliche Mittel nachdenken. Vielmehr existiert ein grundlegendes Bedürfnis, gute Gründe zu besitzen und dadurch das eigene Verhalten und das der anderen wirklich zu akzeptieren. Es ist darum wichtig, nicht bloß nach Art einer Pressure-Group die Nachhaltigkeit von Recht und Moral zu "fordern" und so zu tun, als wäre dies eine Art gefühlsmäßiges Ziel, welches man glauben könne oder auch nicht, über das aber jedenfalls kein rationaler Diskurs möglich ist.
Ebenso braucht man eine klare Vorstellung davon, wie Zukunftsinteressen etwa gegen heutige Wirtschaftsinteressen abzuwägen sind. Davon ausgehend befasst sich der Arbeitskreis Ethik zum Beispiel mit Themen wie Gentechnik, Welthandel oder normativen und tatsächlichen Unsicherheiten in der Umweltpolitik.
Forum für Grundsätzliches
Im November 2002 wurde der zwischenzeitlich inaktive Bundesarbeitskreis Ethik wiederbelebt. Unser Anliegen ist es, eine Debatte über die Grundlagen einer nachhaltigen Konzeption von Moral und Recht nicht anderen (etwa den Kirchen) zu überlassen. Wir möchten diese Fragen in die Umweltbewegung hineintragen. Insoweit bildet der Arbeitskreis ein Forum, um Grundlegendes zu klären, zu erörtern und zu diskutieren. Uns geht es um eine liberal-demokratische und nicht um eine metaphysische Rechtfertigung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Viele auch in der Umweltbewegung gern zitierte Ansätze halten wir diesbezüglich für suboptimal (z.B. den von Hans Jonas).
Gerechtigkeit als "reine Gefühlssache", wie dies postmoderne Denker und die daran anschließende Forderung nach einer "Lebensstildebatte" suggerieren, ist uns aber zu wenig. Unser Thema ist daher nicht so sehr die (von jedem in einer liberalen Gesellschaft persönlich zu beantwortende) Frage, auf welche Zukunft wir Lust haben. Wir fragen uns vielmehr, welche Zukunft gerecht wäre – was wie alles Vorstehende die Frage aufwirft, inwieweit Gerechtigkeit rational sein kann.
Bisher besteht der AK Ethik im Wesentlichen aus vier Aktiven. Meist im Zusammenwirken mit der Evangelischen Akademie Hofgeismar oder der Universität Bremen veranstalten wir jedes Jahr zwei gut besuchte Workshops zu Themen aus dem skizzierten Spektrum. Weitere MitstreiterInnen, die eine beruflich-fachliche Kompetenz in ethischen Fragen mitbringen – zum Beispiel Juristinnen, Philosophen, Theologinnen oder Ökonomen – sind uns sehr herzlich willkommen.