Wälder im Klimastress
In Deutschland sind die Wälder am stärksten von der Klimakrise betroffen: Infolge der anhaltenden Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre hat sich die Situation dramatisch zugespitzt. Wälder und Waldböden sind ausgedorrt, die Bäume durch den Trockenstress stark geschwächt und anfällig. Waldbrände, Stürme und Massenvermehrungen von baumschädigenden Tieren wie Borkenkäfer oder Nonne lassen in der Folge ganze Waldbestände aus Fichten- und Kiefernmonokulturen zusammenbrechen.
Diese naturfernen Nadelforsten, in vielen Regionen auf ungeeigneten Standorten angepflanzt, sind besonders labil. Naturnahe Laubmischwälder hingegen sind viel stabiler und damit widerstandsfähiger gegen Klimastress. Doch durch Hitze und Trockenheit sind nun auch einige Buchenwälder bereits so geschwächt, dass die Bäume nicht nur als Schutzmaßnahme ihr Laub abwerfen, sondern erste Buchen auch absterben. Es droht ein "Waldsterben 2.0" durch die Folgen der Erderwärmung.
Was wir jetzt dringend brauchen, sind wirksame Maßnahmen, um Klimakrise und Waldsterben zu stoppen! Der BUND stellt hierzu neun Forderungen an die Entscheider*innen in Politik, Forstwirtschaft und Jagd.
Bildergalerie: Der Wald in Zeiten des Klimawandels
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Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Wir müssen jetzt handeln!
Wälder sind die Lunge unseres Planeten und eine der wichtigsten Kohlenstoffsenken, die das Klima stabilisieren. Doch derzeit drohen die Wälder in Deutschland vom Klimaschützer selbst zur Quelle des Treibhausgases CO2 zu werden.
Nur wenn wir die Klimakrise stoppen, haben unsere Wälder langfristig noch eine Chance und kurzfristige Schutzmaßnahmen einen Sinn. Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung gerecht werden und endlich wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Beschlüsse von Paris umzusetzen, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen.
Der BUND hat hierzu 30 Forderungen zusammengestellt. Dazu gehören eine umwelt- und sozialverträgliche CO2-Abgabe, der überfällige Einstieg in den Ausstieg aus der Kohle sowie umfassende sektorspezifische Maßnahmen.
Der Schutz und Erhalt noch bestehender Wälder weltweit muss wie der Klimaschutz oberste Priorität erhalten – vor wirtschaftlichen Interessen und Gewinnstreben. Es gilt, Waldbrände zu verhindern und einzudämmen sowie die weltweite Zerstörung von Wäldern für industrielle Plantagen, Papiergewinnung, Infrastrukturausbau und Ressourcenabbau zu stoppen.
Kommunen und lokale Gemeinschaften, die ihre Wälder schützen wollen, brauchen hierfür die entsprechenden rechtlichen Instrumente sowie Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung von Waldprodukten, die nicht holzbasiert sind.
Wälder schonender behandeln – ökologische Waldwende einleiten
Um die gestressten Wälder in Deutschland besser gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, müssen wir sie schonender behandeln. Wir müssen unsere Wälder endlich ökologisch verträglich bewirtschaften, sodass mehr Feuchtigkeit im Wald verbleibt und dieser sich selbst stabilisieren kann.
Das bedeutet: weniger drastische Eingriffe für die Holzernte, Entwässerung von Wäldern stoppen und weniger Verkehr im Wald zulassen, um die Verdichtung von Waldböden zu vermeiden. Für diese und andere Punkte muss die Bundesregierung endlich definieren, was eine gute forstliche Praxis ist – und diese in allen Waldgesetzen verbindlich verankern!

Naturwälder zulassen
Langfristig müssen sich zudem mindestens zehn Prozent der Wälder dauerhaft als Naturwälder entwickeln dürfen, frei von forstlichen Eingriffen. In diesen "Urwäldern von morgen" würden nicht nur seltene Tiere, Pflanzen und Pilze besonders geschützt. Die Forschung könnte dabei auch wertvolle Erkenntnisse gewinnen, wie sich der Wald in der Klimakrise selbst helfen kann.
Nadelforste endlich umbauen
Der BUND fordert ein Waldumbauprogramm in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro für den raschen Umbau naturferner Nadelforste hin zu naturnahen Laubmischwäldern. Zusätzlich brauchen wir ein Hilfsprogramm in Höhe von einer halben Milliarde Euro zur Unterstützung von privaten Waldbesitzer*innen.
Zentral für den Erfolg dieser Programme ist jedoch, dass das Wildtiermanagement im Bundesjagdgesetz so gestaltet wird, dass die jungen Laubbäume nicht sofort wieder von Rehen und anderem Schalenwild abgefressen werden.
Bei dem Waldumbau sollen ausschließlich heimische Laubbäume wie Eiche, Buche, Linde oder Hainbuche zum Einsatz kommen, um die heimische Zier- und Pflanzenwelt zu schützen. Für ein einfaches "Weiter so" in der Forstwirtschaft dürfen keine Steuergelder verschwendet werden, eine ökologische Waldwende ist überfällig!
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Waldsterben wegen Klimawandel
08.08.2019 | Arte
Die Bäume in Europas Wäldern leiden unter dem Klimawandel. In Deutschland gelten bereits 100.000 Hektar Wald als tot. Dabei sind es Bäume, die Kohlenstoffdioxid (CO2) speichern und so der Erderwärmung entgegenwirken. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger macht sich ein Bild der Lage.
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