Pestizide in der Landwirtschaft: Flächendeckendes Gift

Pestizide werden auf Feldern versprüht, um die angebauten Pflanzen vor Krankheit, "Unkraut" und "Schädlingen" zu schützen. So können Weizen, Gerste, Mais und Raps großflächig in monotonen Fruchtfolgen angebaut werden. Die Kehrseite: Die Artenvielfalt geht zurück und Pestizidrückstände landen in Nahrungsmitteln, die wir als Verbraucher*innen mitessen. Pestizide gelangen auch in Gewässer, Luft und Böden.

Rund die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Etwa 70 Prozent davon sind Ackerland; der Anteil von Grünland beträgt 28 Prozent. Die restliche Fläche sind Sonderkulturen, also Obst, Gemüse, Weinbau und Hopfen. Für viele Tiere und Pflanzen des Offenlandes sind diese Felder, Wiesen und Weiden überlebenswichtig. Über Jahrhunderte hat die Landwirtschaft zur Landschafts- und Artenvielfalt beigetragen. Die zunehmende Intensivierung seit den 1950er Jahren hat diese positive Entwicklung allerdings umgekehrt.

Warum Pestizide eingesetzt werden

Pestizide werden auf Feldern versprüht, um die angebauten Pflanzen vor Krankheit, "Unkraut" und "Schädlingen" zu schützen. Der Pestizideinsatz ermöglicht dabei Anbauweisen, die ohne ihn kaum möglich wären: Monokulturen, enge Fruchtfolgen und den Anbau standortfremder Feldfrüchte. Rund zwei Drittel des Ackerlandes werden heute von Getreide und Raps belegt. Der Einsatz von Pestiziden macht es Landwirt*innen möglich, diese Hauptfrüchte mit hohen Erträgen in monotonen Fruchtfolgen anzubauen.

Welche Folgen Pestizide haben

Durch den Einsatz von Pestiziden werden die Pflanzen immer anfälliger gegen Krankheiten oder Schädlinge. Fungizide und Insektizide schaffen vermeintlich Abhilfe. Störende Kräuter und Gräser werden mit Herbiziden bekämpft. In Deutschland werden rund 30.000 Tonnen reiner Pestizid-Wirkstoff jährlich eingesetzt.

Viele der eingesetzten Pestizide bleiben nicht dort, wo Landwirt*innen sie ausbringen. Sie werden bei Regen abgeschwemmt, vom Wind verweht oder verbleiben im Boden. Und auch an unseren Nahrungsmitteln bleiben nicht selten Pestizidrückstände haften, die wir als Verbraucher*innen mitessen.

Pestizide töten auch "Nützlinge"

Pestizide wirken nicht nur auf die Zielorganismen, sondern schädigen auch andere Arten, zum Beispiel Nützlinge. Diese fehlen dann auf dem Acker und kommt es zu einer schnellen Wiederbesiedlung des Ackers mit Schadinsekten,. Darauf folgt dann eine erneute Pestizidbehandlung. Ein tödlicher Kreislauf, der die Menge der eingesetzten Pestizide in die Höhe treibt.

So geht es ohne Pestizide

Wir müssen den Pestizideinsatz minimieren und besonders gefährliche Pestizide für Mensch und Umwelt verbieten. Denn die Landwirtschaft selbst ist auf intakte Ökosysteme angewiesen.  Insekten bestäuben rund zwei Drittel unserer Kulturpflanzen. Auch sauberes Wasser und fruchtbare Böden sind eine Grundvoraussetzungen für die Landwirtschaft. Bäuer*innen müssen finanziell und mit Beratung beim Einsatz von nicht chemischen Alternativen unterstützt werden. Die Alternativen sind vorhanden, der Ökolandbau macht es seit Jahrzehnten vor. Breite Fruchtfolgen und Mischkulturen unterdrücken Beikräuter und mechanische Bodenbearbeitung ersetzt Glyphosat und Co. In Lebensräume wie Hecken, Blühstreifen und Gehölzinseln siedeln sich Nützlinge an, die Schadinsekten massiv reduzieren.

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Pestizide gefährden nicht nur die Ar­ten­viel­falt, Wildbienen und andere Insekten. Sie sind ebenso eine große Gefahr für uns Menschen. Jährlich kommt es weltweit zu Millionen von Ver­gif­tungen mit Pestiziden. Dank Ihrer Spende mischen wir uns in politische Entscheidungen ein, erarbeiten wissenschaftlich fundierte Alternativkonzepte und gehen in die Öffentlichkeit mit dem Thema. Dabei sind wir unabhängig und überparteilich.

Besser ohne Gift

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Kleine Pestizidkunde

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Herbizide

Herbizide sind Unkrautvernichtungsmittel. Das bekannteste Herbizid ist Glyphosat. Glyphosat tötet alle Pflanzen, die nicht gentechnisch resistent gemacht sind. Herbizide werden nahezu flächendeckend im Getreide-, Mais-, Zuckerrüben-, Raps- und Kartoffelanbau verwendet. Durch das Wegspritzen von Ackerwildkräutern finden Insekten weniger Nahrung. Weniger Insekten bedeutet auch weniger Nahrung für Vögel, Fledermäuse und Fische.

Fungizide

Fungizide wirken gegen Pilze, zum Beispiel Schimmelpilze, Rostpilze oder Mehltau. Sie finden in Deutschland vor allem im Obst-, Hopfen- und Weinbau sowie in Weizen- und Kartoffelkulturen Verwendung. Fungizide greifen vor allem in Stoffwechselreaktionen zur Energiegewinnung oder zum Zellaufbau ein. Feuchtes Wetter und dicht stehende Kulturpflanzen begünstigen Pilzbefall und befördern den Fungizideinsatz.

Insektizide

Insektizide sind dazu da, Schadinsekten zu vernichten. Allerdings töten und schädigen sie nicht nur die unerwünschten Milben, Läuse, Raupen oder Käfer, sondern auch Nützlinge wie Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge. Der Einsatz erfolgt in zahlreichen Kulturen wie Obst, Wein, Hopfen, Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps, Mais und Getreide, aber auch beim Anbau von Zierpflanzen und Weihnachtsbäumen. Viele insektizide Wirkstoffe greifen in die Reizleitung oder Reizübertragung des Nervensystems ein und sind auch nicht ungefährlich für den Menschen.

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