Verborgen in unseren Wäldern: die Europäische Wildkatze

Sie ist nachtaktiv und lebt versteckt. Deshalb bekommt sie kaum jemand zu Gesicht. Aber sie ist da: die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) stammt aber nicht etwa von verwilderten Hauskatzen ab. Sie streifte schon durch unsere Wälder, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit über die Alpen brachten. Heute zählt die Wildkatze bei uns zu den gefährdeten Arten.

Aussehen

Eindeutiges Merkmal: der Schwanz einer Wildkatze  (Adobe Stock)

Wichtigstes Erkennungsmerkmal der Wildkatze ist ihr breiter, buschiger Schwanz mit zwei bis drei schwarzen Ringen und einem schwarzen stumpfen Ende. Gegenüber häufig silbrig-grauen Hauskatzen haben Wildkatzen ein sehr verwaschenes grau-gelbes Fell. Wildkatzen sind mit drei bis acht Kilogramm in der Regel etwas schwerer als Hauskatzen, wobei ausgewachsene Wildkater (auch Wildkuder genannt) deutlich schwerer als die Weibchen sind. Besonders im langen Winterfell wirken Wildkatzen kräftiger und größer als Hauskatzen. Unser Projekt "Vorsicht Wildkatze" gibt weite Hilfestellung zur Unterscheidung. Eine Verwechselung kann für die Wildkatze tragisch enden.

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Ernährung

Diese Wildkatze aus den Wildkatzendorf Hütscheroda lässt sich die Beute schmecken.  (Thomas Stephan)

Wie alle Katzenartigen benötigt auch die Wildkatze täglich frisch erbeutetes Fleisch. Dabei stehen vor allem Mäuse auf ihrem Speiseplan. Zu einem bedeutend geringeren Anteil werden auch große Insekten, Vögel und Eidechsen gefressen. Wildkatzen jagen zumeist in der Nacht.

Fortpflanzung

Zwei Wildkatzenjungen aus dem Gehege Bad Mergentheim  (Thomas Stephan)

In der "Ranz" erkunden Wildkatzenkater auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen neue Gebiete. Dabei kommt es im Januar und Februar zu großen Ausdehnungen ihrer Streifgebiete. Nach erfolgreicher Paarung bringt das Weibchen im Frühjahr meist zwei bis vier Jungen zur Welt, um die sie sich alleine kümmert.

Die ersten Wochen der Jungenaufzucht verbringt die Mutterkatze mit ihrem Wurf auf einem kleinen Teil ihres Streifgebietes. Dabei sucht sie immer wieder Totholzstrukturen am Boden auf, um ihren Nachwuchs sicher zu verwahren. Im Juni und Juli begleiten die Jungen ihre Mutter immer häufiger über weitere Strecken.

Bereits im August sind die Jungen auch häufig allein unterwegs. Im Spätsommer lernen sie, selbstständig zu jagen. Im Herbst hat die Mutter dann nur noch selten Kontakt zu ihren Jungen.

Lebensraum

Wildkatzen mögen es alt und strukturreich  (Adobe Stock)

Wildkatzen bevorzugen naturnahe Wälder als Lebensraum und werden daher auch oft Waldkatze genannt. In reich strukturierten Wäldern tragen alte Buchen und Eichen im Herbst große Mengen Früchte. Sie bilden die wichtigste Nahrungsgrundlage für verschiedene Mäusearten am Waldboden. Die kleinen Nager stehen wiederum als bevorzugte Beute auf dem Speiseplan der Wildkatze.

Nach der nächtlichen Jagd suchen Wildkatzen morgens ihre Schlafplätze auf. Häufig umgeben von Brombeeren bieten Reisighaufen, hohle Baumstämme und anderes Totholz am Waldboden geeignete Versteckmöglichkeiten. Am Wegrand gelagerte Holzpolter mit vielen Versteckmöglichkeiten ziehen Wildkatzen magisch an. Auch während der Jungenaufzucht suchen die Mutterkatzen immer wieder Totholzstrukturen am Boden auf, um ihren Nachwuchs sicher zu verwahren. 

Nur bei sehr guten Klettermöglichkeiten werden auch oberhalb des Bodens Schlafplätze genutzt. Stark verästelte Bäume und die Leitern von Jagdkanzeln können von der Wildkatze erklommen werden. Unterirdische Dachs- und Fuchsbaue stellen beliebte Plätze für die Tagesruhe dar. Trockene Felsspalten dienen als Schlafplatz und Kinderstube. Auf sonnigen Rodungsflächen mit aufkommender Naturverjüngung finden Wildkatzen gute Versteck- und Jagdbedingungen.

Nicht nur im Wald finden Wildkatzen Nahrung. Auch der Waldrand und Offenlandbereiche mit kleinen Feldgehölzen, Obstbäumen oder Hecken, die schnell erreichbare Verstecke bieten, sind beliebte Jagdgebiete. Hier sind es überwiegend Wühlmäuse, auf die Wildkatzen lauern.

Wildkatzen sind Einzelgänger*innen mit eigenen Streifgebieten. Als Streifgebiet wird die Fläche bezeichnet, auf der sich eine Wildkatze regelmäßig aufhält. Auf ihr befinden sich eine Reihe von Ruhezonen und beliebte Jagdflächen, die immer wieder aufgesucht werden. Die Streifgebiete der Kater sind mit 20 bis 30 Quadratkilometer mehr als doppelt so groß wie die weiblicher Katzen. Sie nutzen mit sechs bis zehn Quadratkilometer deutlich kleinere Räume.

In Deutschland nehmen Wälder gegenwärtig nur noch etwa 30 Prozent der Gesamtfläche ein. Diese Wälder werden aber meist forstwirtschaftlich genutzt und sind deshalb sehr eintönig. Ursprüngliche Buchenmischwälder finden sich kaum noch. So bleiben für Wildkatzen immer weniger geeignete Lebensräume.

Verbreitung

Wildkatzenvorkommen in Deutschland, Abbildung: Die Projektoren / BUND Wildkatzenvorkommen in Deutschland  (Die Projektoren / BUND)

Deutschland

Seit 2011 führt der BUND eine bundesweite Wildkatzen-Gen-Inventur durch, um mehr über das Wildkatzenvorkommen zu erfahren und vor allem, um Daten über den Austausch zwischen den Populationen und den Wanderbewegungen der Tiere zu erhalten.

Erstmals ist damit darstellbar, wie viele Tiere in welchen Gebieten vorkommen. Besonders hohe Bestandsdichten konnten in den großen Waldgebieten im Westen (Eifel, Hunsrück) und Mitteldeutschland (Leine-Weser, Harz, Hainich) nachgewiesen werden. Das zeigt, dass sich die Bestände in den Kernarealen sehr gut erholt haben. Darüber hinaus sind auch in Nord- und erstmals auch in Mittelbayern und Sachsen Wildkatzennachweise gelungen, die für bisher noch nicht bekannte Bestände in diesen Waldregionen sprechen.

Bei der Analyse der Haarproben trat eine deutliche genetische Trennung zwischen den Verbreitungsgebieten in Mittel- und Westdeutschland zu Tage. Trotz des großen Untersuchungsgebiets und den umfangreichen Kontrollen wurden niemals einzelne Wildkatzen in zwei Gebieten nachgewiesen, was Hinweise auf aktuelle Ausbreitungsbarrieren liefert, die die Wildkatze schwer überwinden kann.

Damit liegen vielfältige Erkenntnisse vor, mit Hilfe derer die Wildkatze und viele andere Waldtierarten besser und nachhaltiger geschützt werden können. Um die Verbreitung der Wildkatze und ihre Hindernisse weiter zu erforschen, analysiert der BUND kontinuierlich Haarproben aus ausgewählten Regionen. Unsere Wildkatzen-Datenbank wird stetig ergänzt und aktualisiert – ein weltweit einzigartiger Wissensschatz für die Naturschutzarbeit.

Viele für die Wildkatze geeignete Wälder sind noch nicht wieder besiedelt. Für eine Ausbreitung ist eine Vernetzung der potenziellen Habitate sehr wichtig. Daher haben wir einen Wildkatzenwegeplan erstellt.

Europa

Außerhalb Deutschlands findet man Wildkatzen auf der iberischen Halbinsel, in Schottland, Italien, auf dem Balkan, in Ostfrankreich bis Belgien. Zwischen diesen Vorkommen findet vermutlich aufgrund der großräumigen Isolation der Gebiete kein nennenswerter Austausch mehr statt.

In Osteuropa sind zwar zurzeit noch mehr Wildkatzen als in West- und Mitteleuropa zu finden. Durch teilweise illegale Jagd und mangelndes Schutzmanagement nimmt die Zahl jedoch schneller ab als in anderen Gebieten.

Retten Sie mit uns die Wildkatze

Dichte Wälder, dazwischen lichte Bereiche – hier fühlt sich die Wildkatze wohl. Doch heute kreuzen Straßen, Siedlungen und intensiv bewirtschaftete Felder ihren Lebensraum. Mit Ihrer finanziellen Unterstützung kann der BUND der Europäischen Wildkatze wieder auf die Sprünge helfen. Wir errichten z.B. grüne Korridore aus Bäumen und Sträuchern und verbinden damit Waldgebiete miteinander. Unser großes und langfristiges Ziel ist ein Netzwerk aus Wäldern über ganz Deutschland. Bereits 25 Korridore haben wir in den letzten 15 Jahren angelegt, und weitere können dank Ihrer Spende folgen!

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Kontakt

Friederike Scholz

Friederike Scholz

Wildkatzenexpertin
E-Mail schreiben Tel.: (030) 2 75 86-566

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