Bedrohung durch industrielle Landwirtschaft
Die Ausgangslage scheint auf den ersten Blick gut: In Deutschland sind alle Wildbienenarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Arten. Zudem brauchen Wildbienen eigentlich nicht viel zum Glücklichsein: ein ausreichendes Blütenpflanzenangebot mit Pollen und Nektar zum Fressen und für die Larvenaufzucht, geeignete Nistmöglichkeiten sowie Material zum Nestbau. Doch in einer von der industriellen Landwirtschaft geprägten Landschaft mangelt es genau daran.
Unsere Bienen sind vom Aussterben bedroht
Und das ist ein großes Problem: Denn viele Wildbienenarten sind mehr oder weniger Spezialisten – sei es bei den Anforderungen an ihre Nistplätze oder an ihre Nahrungspflanzen. Diese Abhängigkeit, in Verbindung mit ihrer relativ geringen Fortpflanzungsrate, macht viele Wildbienenpopulationen anfällig für Veränderungen in der Landschaft. Höher spezialisierte Arten sind dabei weniger robust als Generalisten, denn sie können beim Nestbau und der Pollensuche nicht auf andere Strukturen und Pflanzen ausweichen.
Das erschreckende Resultat von industrieller Landwirtschaft und Zersiedelung der Landschaft durch den Menschen: Von den über 550 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten sind laut Roter Liste mittlerweile 31 vom Aussterben bedroht, 197 gefährdet und 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste.
In Europa sieht es nicht besser aus: Erstmals wurden 2015 die europaweite Situation der Wildbienenarten durch die Weltnaturschutzunion untersucht – mit einem alarmierenden Ergebnis. Fast jede zehnte Wildbienenart ist in Europa vom Aussterben bedroht. Weitere 5,2 Prozent stehen kurz davor. Auch die Bestandstrends sind alarmierend: Bei 7,7 Prozent der Arten gehen die Bestände zurück, 12,6 Prozent sind noch stabil und nur die Bestände von 0,7 Prozent der Arten zeigen eine positive Entwicklung. (Die Bestandsentwicklung der restlichen 79 Prozent ist allerdings unbekannt.)
Der Rückgang der Wildbienen führt zu weiterem Artenverlust
Wildbienen sind für die Bestäubung vieler Blütenpflanzen überaus wichtig. Dementsprechend wirkt sich der Rückgang der Wildbienenpopulationen auch auf andere Arten und Ökosysteme aus. Viele bedeutsame Nutzpflanzen sind auf Wildbienen als Pollenüberträger angewiesen. Und eine ganze Reihe anderer Tiere, wie zum Beispiel einige Schlupf- und Goldwespen, Käfer, Fliegen oder Vögel, sind auf Wildbienen spezialisiert. Mit den Wildbienen sterben auch sie.
So können wir Wildbienen nachhaltig schützen
Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildungsprojekte setzt sich der BUND für den Schutz der bedrohten Wildbienen in Deutschland ein. Selbst im eigenen Garten, auf der Terrasse oder gar auf dem Balkon gibt es Möglichkeiten, durch gezielte Pflanzenaussaat oder Nisthilfen bestimmten Wildbienenarten ein Nahrungsangebot oder Nistmöglichkeiten anzubieten.
Dabei darf es aber nicht bleiben. Um unsere Wildbienen nachhaltig zu schützen, sind gezielte Maßnahmen auf politischer Ebene notwendig:
Maßnahmen zum Bienenschutz
Wir müssen die für spezialisierte Arten existenziellen Landschaftsräume und Blühpflanzen erhalten, schützen, erschaffen und pflegen. Hierbei sind nährstoffarme Trockenlebensräume besonders wichtig. Diese Lebensräume müssen oft durch gezielte Pflegemaßnahmen freigehalten werden.
Wir müssen kleine und vielfältige Strukturen in der Landschaft erhalten. So wachsen in Feldrainen, Totholzstrukturen, Natursteinmauern oder Gewässerrandstreifen viele bei Wildbienen beliebte Wildpflanzenarten. Hier können die Wildbienen zudem auch Nisten. Deswegen setzt sich der BUND für eine Landwirtschaft ein, die genau diese Strukturen gezielt erhält und fördert.
Wir müssen bei der Pflege von Streuobstwiesen Totholz an sonnigen Stellen belassen und Wiesen spät im Juni mit der Sense oder dem Balkenmäher mähen.
Wir müssen in Siedlungsgebieten an Straßen- und Wegrändern ein gutes Angebot an Nahrungspflanzen schaffen, indem für Wildbienen geeignete Blühpflanzen ausgesät werden.
Wir müssen die verschiedenen Lebensräume der Wldbienen vernetzen, denn viele Wildbienen brauchen nicht nur einen Lebensraum, sondern unterschiedliche für Futtersuche, Nistplätze und für ihre Baumaterialien. Nur vereinzelte Schutzgebiete helfen dabei zumeist nicht.