Kleine Wattschnecke, große Wirkung

Wattschnecken (Hydrobiidae) sind vom Senegal über die Nordsee bis in die Ostsee hinein verbreitet. Die glatte (H. ulvae) und besonders die bauchige Wattschnecke (H. ventrosa) vertragen auch die geringeren Salzgehalte unseres Brackwassermeeres und sind daher bis in die Bodden hinein anzutreffen.

Feine Spuren im Sand verraten die Wattschnecke

Wattschnecken im Watt; Foto: Rainer Borcherding Wattschnecken im Watt  (Rainer Borcherding)

Mit ihrer gelben bis dunkelbraunen Farbe und einer Schalenhöhe von drei bis sechs Millimetern fallen die Tiere auf den sandigen bis schlickigen Meeresböden zunächst kaum auf. Viel eher bemerkt man ihre Spuren, die wie dünne Fäden den Meeresboden überziehen.

Hat man jedoch erst einmal so ein winziges Tier entdeckt, gerät man über die ungeheure Anzahl der "Wattschnecken" ins Staunen. Über 20.000 Individuen pro Quadratmeter sind keine Seltenheit.

Wattschnecken sind trickreiche Schwimmerinnen

Schwimmende Wattschnecken; Foto: Rainer Borcherding Lassen sich treiben: schwimmende Wattschnecken  (Rainer Borcherding)

Wie bei Schnecken allgemein bekannt, sind auch diese kleinen Vertreterinnen der Gruppe auf eigenem Fuß eher gemächlich unterwegs. Doch haben sie einen Trick entwickelt, wie sie auch entferntere Nahrungsgründe erreichen können: Bei Flut heften sie sich mit dem Fuß nach oben an die Wasseroberfläche, lassen sich treiben und bilden ein Schleimband, an dem ihre Nahrung kleben bleibt. Setzt die Ebbe ein, sinken sie ab und bleiben auf dem Meeresboden zurück, um hier nach neuer Nahrung zu suchen.

Mit ihrer Vorliebe für verschiedene Mikroalgen, welche die Wattschnecke mit ihrer "Raspelzunge" vom Meeresboden und von Pflanzen abweidet, zählt sie zu den kleinsten Weidegängern unserer heimischen Meere. Kieselalgen, Grünalgen und Bakterien stehen auf dem Speiseplan. 

Kleine Schnecken, große Wirkung

Wattschnecken auf einem Finger; Foto: Rainer Borcherding Wattschnecken auf einem Finger  (Rainer Borcherding)

Die ökologische Bedeutung der Wattschnecke ist enorm. Zum Beispiel halten sie mit Mikroalgen bewachsene Tange und Seegräser gesund: Indem die Schnecken den Algenaufwuchs abweiden, befreien sie die Tange und Seegräser vor Beschattung und Nahrungskonkurrenz.

Am Boden unterstützen sie die Wattbildung. Mit ihrem Kot und Schleim verkleben die Sandkörner und werden länger am Boden gehalten. Sind die Wattschnecken gesättigt, schützen sie sich vor Feinden, indem sie sich in den Boden eingegraben.

Dies ist auch nötig, denn Wattschnecken sind die bevorzugte Mahlzeit der Brandente. Aber auch andere Wattvögel und Krebstiere ernähren sich von ihnen. In manchen Jahren werden sie zudem massenhaft Opfer von Parasiten, den sogenannten Saugwürmern.

Wattschnecken brauchen unseren Schutz

Auch wir Menschen beeinflussen das Leben dieser Bewohnerinnen der Küstengewässer. Um Wattschnecken weiterhin zu entdecken und als wichtigen Bestandteil des Lebensraums zu erhalten, müssen unsere Flachwassergebiete vor Schadstoffen und Überdüngung, aber auch vor ungezügelter Bebauung geschützt werden.

Daher macht sich der BUND für einen zukunftsfähigen Küstenschutz stark, der zum Erhalt von natürlichen Lebensräumen an der Küste beiträgt und fordert die weitere Reduzierung der Schad- und Nährstoffbelastung sowie ein Ende der Vermüllung unserer Meere.

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