Größter heimischer Krebs: der Europäische Hummer

Mit seinen großen Scheren zerkleinert der Europäische Hummer härteste Muschelschalen und droht seinen Artgenossen und Feinden. An den Strand kommt der scheue Kraftprotz nie. Und wenn ein Taucher ihn bedrängt, schießt er verblüffend schnell rückwärts davon.

Europäischer Hummer vor Helgoland; Foto: C. Wanke Europäischer Hummer vor Helgoland  (C. Wanke)

Zwischen Felsen und Geröll wohnen Hummer einzeln bis in 60 Meter Tiefe. Sie werden über 60 Jahre alt und bis 60 Zentimeter groß. Wie alle Krebse muss sich auch der Hummer seiner Hülle entledigen, um zu wachsen. Die neue Haut ist zunächst butterweich und bietet kaum Schutz vor Fraßfeinden.

Mit vier bis sechs Jahren suchen sich die Weibchen vor ihrer Häutung am Ende des Sommers erstmals ein Männchen. Das Weibchen heftet bis zu 26.000 Eier unter seinem Schwanz an den Schwimmbeinen fest. Nach neun bis elf Monaten schlüpfen kleine Larven, die einige Tage bis Wochen als Plankton umhertreiben. Dann findet eine Metamorphose zum erwachsenen Hummer statt und die kleinen Krebse gehen zum Bodenleben über. Nachts laufen sie auf ihren Schreitbeinen umher und suchen nach Fischen, Krebsen, Muscheln oder Aas − sie fressen von allem etwas. Durch das Futter bekommt der Hummer seine schöne Färbung.

Das Verbreitungsgebiet des Homarus gammarus erstreckt sich von Nordnorwegen in die westliche Ostsee hinein, über Großbritannien entlang der Mittelmeerküsten bis in den Süden hinunter zur Altantikküste Marokkos. Auch in der Deutschen Bucht lebt dieser delikate Krebs. Hier ist er selten und gefährdet. Einzelne Tiere bewohnen die wenigen kleinen Geröllfelder. Vor allem aber der Helgoländer Felssockel bietet ihnen ein geeignetes Biotop auf dem sonst sandigen Meeresboden. Dort existiert die einzige ständig bestehende kleine Population.

Eine selten gewordene Delikatesse

In den 1930-er Jahren konnten die Helgoländer Fischer mit ihren Hummerkörben 40 Tonnen Hummer (über 80.000 Tiere) pro Jahr fangen. In den 1960-er Jahren brach der Bestand fast zusammen. Bombardierungen der Insel, erhöhter Fischereidruck nach dem Krieg und eine hohe Belastung der Nordsee mit Erdölkohlenwasserstoffen und anderen Chemikalien zerstörten den Lebensraum und waren vermutlich für den Rückgang verantwortlich.

Wissenschaftler*innen des Alfred-Wegener-Institutes (AWI) auf Helgoland untersuchen mit Hilfe der Fischer die Hummerpopulation. Zehn Jahre wurden alljährlich tausend einjährige Hummer gezüchtet und ausgesetzt. Es hat sich gezeigt, dass solche Besatzmaßnahmen geeignet sind, die natürlichen Bestände zu stützen. Wenige hundert Hummer werden heute jährlich auf Helgoland gefangen und dort verkauft. Schonmaßnahmen ermöglichen die nachhaltige Fischerei. Während in ganz Europa 3.400 Tonnen heimische Hummer jährlich angelandet werden, fangen die Fischer Nordamerikas an der Nordatlantikküste jährlich 80.000 Tonnen des verwandten Amerikanischen Hummers (Hommarus americanus). In den Kühltheken unserer Geschäfte und Restaurants wird hauptsächlich die amerikanische Art verkauft. Ein kleiner Anteil stammt aus Europa, deutsche Hummer gibt es dort gar nicht.

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