In Ostfriesland wird sie "Granat" genannt, in Nordfriesland ist sie als "Porre" bekannt und im allgemeinen Sprachgebrauch als "Nordseekrabbe" berühmt. Dabei gehört die Sandgarnele (Crangon crangon), wie der Hummer, zu den Langschwanzkrebsen. Im Gegensatz dazu sind echte Krabben von der Form rundlich wie die Strandkrabbe.
Garnelen sind überwiegend nachtaktiv, während sie tagsüber flach eingegraben im Boden liegen. Droht Gefahr, vergraben sie sich augenblicklich im Sand oder schnellen mit kräftigen Schwanzschlägen davon.
Sie sind gefräßige Räuber, indem sie Borstenwürmer, Schlickkrebse und junge Muscheln fressen, aber auch Aas und Algen. Ihre natürlichen Feinde sind Vögel, Fische, größere Krebse und der Mensch.
Lebensraum der Sandgarnele: Das Wattenmeer
Die Gezeiten bzw. die Tiden sind an der Nordsee besonders stark ausgeprägt und bestimmen das Leben in und am Wattenmeer. Die Sandgarnele ist dabei eine Schlüsselart im Ökosystem Wattenmeer. Sie führen sowohl Gezeiten- als auch Jahreswanderungen durch: mit jeder Tide dringen große Garnelen im Sommer auf die Wattflächen zur Nahrungssuche vor und bei Ebbe ziehen sie sich in die übrig gebliebenen Wasserläufe ("Prielen") und Wattströme zurück. Die wenigen Millimeter langen Jungtiere bleiben ständig auf den Wattflächen und halten dort niedrigen Salzgehalten und hohen Temperaturen stand.
Garnelenweibchen laichen meist bis in den Winter hinein dreimal jährlich. Ab April wachsen die ersten Larven im Plankton bis zu einer Größe von fünf Millimetern heran und gehen dann zum Bodenleben im Watt über. Männchen werden bei einer Länge von drei Zentimetern geschlechtsreif, die Weibchen mit circa fünf Zentimetern. Um diese Größe zu erreichen, müssen sie sich bis zu 25 mal häuten. Das Maximalalter der Garnelen liegt bei vier bis fünf Jahren, normal sind eher drei Jahre. Leider werden viele Individuen bereits im Alter von einem Jahr gefischt.
Krabbenfang für den Verzehr
Ein Blick auf die Fischereihistorie zeigt, dass seit Jahrhunderten Garnelen mit Schiebenetzen für die Eigenversorgung gefangen wurden. Mit der gewerbliche Garnelenfischerei wird die so genannte "Baumkurre" eingesetzt: Darunter wird ein spezielles Grundschleppnetz verstanden, bei dem die Netzöffnung von einem neun bis zwölf Meter breiten Stahlrohr offengehalten wird. Wie bei einem Schlitten gleitet das Netz auf zwei Kufen über den Meeresboden. Zwischen den Kufen hängen Rollenketten, die den Meeresboden durchpflügen und so die Garnelen in das Fangnetz treiben.
An Bord werden sie dann sofort in Salzwasser gekocht und später an Land aus dem Panzer "gepult". Der Jahresfang der Garnelenfischerei in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark beträgt zusammen 25.000 bis zu 40.000 Tonnen. In Deutschland werden allein 10.000 Tonnen gefischt. Das "Pulen" der Garnelen wird jedoch fast ausschließlich aus Kostengründen in Marokko(!) und Osteuropa erledigt.
Da die Garnele sehr schnellwüchsig und fortpflanzungsfähig ist, zeigen die Bestände bis heute trotz intensiver Nutzung nur geringe Anzeichen von Überfischung. Die Maschengröße der Netze wird aber derzeit schrittweise von 22 auf 26 Millimeter erhöht, um weniger Junggarnelen zu fangen. Sehr problematisch ist der Beifang von anderen Meerestieren, insbesondere von jungen Fischen. Der Beifang wird zwar ins Meer zurückgespült, aber die Sterblichkeit der mitgefangenen Tiere liegt – je nach Art – zwischen 10 und 99 Prozent. Auch das weitgehende Verschwinden von Seemoos, Sandkorallen und anderen festsitzenden Bodentieren dürfte durch die ständige Baumkurren-Fischerei bedingt sein.
Gewerbliche Krabbenfischerei ist sowohl in Robben- und Vogelschutzgebieten, als auch in den Schutzzonen 1 der Nationalparke zulässig. Auch niederländische und dänische Krabbenfischer dürfen bis an die Drei-Meilen-Zone heran in Deutschland fischen. Zwischen den Krabbenfischern herrscht ein harter Konkurrenzdruck, zumal Verarbeitung und Großhandel nahezu monopolistisch strukturiert sind. 90 Prozent der in Deutschland gefischten Krabben gehen vom Hafen direkt an den niederländischen Großhandel, so dass der Zwischenhandel die Preise steuern kann. Die deutsche Flotte besteht aus etwa 200 relativ kleinen und "romantischen" Kuttern, die aber zunehmend von niederländischen Firmen aufgekauft und ausgetauscht werden.
Empfehlung des BUND
Der BUND empfiehlt, Nordseegarnelen als Delikatesse anzusehen und direkt vor Ort in kleinen Mengen und ungepult zu kaufen, um die lokalen Fischer direkt zu unterstützen. Er unterstützt zudem Forschungsprojekte, die Bodenschädigungen verringern und die Überlebensrate des Beifangs verbessern sollen.
Das MSC-Siegel begrüßt der BUND grundsätzlich. Eine Auszeichnung mit dem Siegel muss aber zu kontrollierten Bewirtschaftungsplänen, zu geringeren Beifangmengen und zur Ausweisung von fischereifreien Flächen in den Nationalparks führen.