Kunstwerk im Watt: Der Baumeister unter den Borstenwürmern

Dieser Wurm ist ein echter Handwerker. Im Watt baut er Baumkronen aus Sand, in denen sich Nahrung verfängt.

Bäumchenröhrenwurm Bäumchenröhrenwurm: Kolonie im sandigen Watt  (Stefan Menzel)

Im Watt kommen ungefähr 60 Arten von Borstenwürmern (Polychaeta) vor. Ein besonderer ist ein bis zu 20cm langer und 0,5cm breiter Wurm, der in einer Röhre im Wattboden lebt. Oberhalb des Wattbodens ragt seine Röhre als Bäumchen aus dem Watt und gibt dem Wurm seinen künstlerischen Namen: Der Bäumchenröhrenwurm (Lanice conchilega).

Als Larve schwebt der Wurm als durchscheinende Hülse im Plankton. Später siedelt sich das Tier dann im Boden an und bildet die Gestalt eines Wurmes. Zu erkennen ist die Existenz des Wurmes an den 1-2cm aus Sand- und Muschelschill gebauten „Baumkronen“, die aus dem Wattboden herausragen. Besonders im sandigen Watt sind Kolonien dieser „Baumkronen“ zu finden, die quer zur Hauptströmung stehen. Dadurch verfangen sich bei auf- und ablaufenden Wasser Nahrungsteilchen in diesen „Baumkronen“. 

Bäumchenröhrenwurm Bäumchenröhrenwurm: Gebaut aus Sand und Schill Die Röhre und das Bäumchen des Wurms  (Stefan Menzel)

Der auf der Flucht vor langen Vogelschnäbeln bei Niedrigwasser bis zu 30cm im Boden lebende Wurm bewegt sich bei Überflutung zum Oberende seiner Röhre. Mit etwa 100 haarfeinen Tentakeln wickelt er sich dann kräuselnd um seine Baumkrone. So sammelt der Bäumchenröhrenwurm dann seine kunstvoll eingefangene Nahrung ab.

Reparatur in Sekundenschnelle

Seine Tentakel nutzt er auch zum Bau seiner Röhre und des Bäumchens. Mit diesen sammelt er aus der Umgebung Sandkörner und Stückchen von Muscheln- und Schneckenschalen. Daher auch sein zweiter Name conchilega, der so viel bedeutet wie Schalensammler. Die gesammelten „Bausteine“ werden nun gestapelt und zusammengesetzt. Ein Sekret aus einer sogenannten Kittdrüse verklebt nun das Kunstwerk im der oben beschriebenen Form.

Sollten die Bauwerke durch Übersandung oder Freispülung beschädigt werden, gelingt es dem Wurm binnen Stunden Röhre und „Baumkrone“ zu reparieren.

Durch verschiedene Eingriffe wie das Einbringen von Schadstoffen, durch Überdüngung oder Bebauung, beeinflussen wir das Leben der Bewohnerinnen der Küstengewässer. Um den Bäumchenröhrenwurm weiterhin zu entdecken und als wichtigen Bestandteil des Lebensraum Watt zu erhalten, setzt sich der BUND für ein zukunftsfähigen Küstenschutz ein. Es geht um den Erhalt natürlicher Lebensräume, der Reduzierung von Schad- und Nährstoffbelastung und das Ende der Vermüllung unserer Meere.

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