Unentwegt sind Sanderlinge an der Wasserkante unterwegs und picken mal hier, mal dort nach kleinen Krebsen und Würmern, die angespült werden bzw. aus dem Boden kommen.
Ist die auslaufende Welle zu schnell oder doch noch zu hoch, fliegen sie kurz auf, um sich sofort wieder zu setzen und weiter zu trippeln. Lediglich bei Störungen durch Spaziergänger*innen bzw. Hunde fliegen sie im gesamten Trupp weiter. Wegen dieser rastlosen und für uns als hektisch empfundenen Bewegungen werden sie im plattdeutschen "Keen Tied" (keine Zeit) genannt.
5.000 Kilometer Non-Stop in die Brutgebiete
Sanderlinge sind etwas kleiner als die im Wattenmeer häufigen Alpenstrandläufer und im Gegensatz zu diesen von Herbst bis Frühjahr, wenn sie an der Nord- und Ostseeküste zu finden sind, fast weiß. Lediglich das Rückengefieder ist hellgrau. Zur Brutzeit im Sommer ist das Rückengefieder gelb-braun gescheckt. Dann befinden sich die Sanderlinge allerdings in den Brutgebieten in der hocharktischen Tundra von Nord-Kanada, Grönland und Sibirien.
Im Wattenmeer erscheinen die ersten Sanderlinge oft bereits Mitte Juli. Mit Ankunft der Jungvögel wachsen sie bis Ende August/Anfang September auf einige Zehntausend an. Am Ostseestrand ziehen weit weniger Sanderlinge durch und sind daher in weit geringerer Anzahl anzutreffen.
Sanderlinge sind scheue Vögel
Im Oktober/November ziehen die allermeisten Sanderlinge ab in die Winterquartiere an den westafrikanischen Küsten. Durch Ringfunde wurde eine hohe Ortstreue bei den Winterquartieren nachgewiesen. Einige Tiere überwintern allerdings auch an unseren Küsten.
Im März kommen sie bereits wieder aus den Winterquartieren zurück und fressen sich bis Ende Mai/Anfang Juni im Watt und an den Stränden eine dicke Fettschicht an, die für den bis 5.000 Kilometer langen Non-stop Flug in die Brutgebiete reichen muss. Dabei können bis 60 Prozent des Körpergewichts aus Fett bestehen, das während des Fluges verbrannt wird.
Sanderlinge verlieren viel Zeit bei der Futtersuche
Sanderlinge ernähren sich nicht nur von kleinen Krebsen und Würmern, die sie vor der auslaufenden Welle wegpicken, sondern fressen auch größere tote Tiere wie angespülten Muscheln, Fische oder Vögel.
Der Bestand ist im dänischen Rastgebiet leicht zunehmend, im niederländischen und deutschen Wattenmeer stabil. An der Ostsee rastet eine viel geringere Anzahl. Im Wattenmeer zieht etwa ein Viertel der Gesamtpopulation von geschätzt 130.000 Tieren durch. Daher hat dieses Weltnaturerbe auch für Sanderlinge eine ganz besonders wichtige Funktion.
Sanderlinge halten sich vorwiegend an der Wasserkante der Strände auf, so dass sie von freilaufenden Hunden oder direkt am Wasser gehenden Spaziergänger*innen leicht aufgescheucht werden können – und damit wertvolle Zeit zum Fressen verlieren. Deshalb fordert der BUND auch störungsfreie Strandbereiche. Hunde müssen in den Nationalparks ohnehin immer an der Leine geführt werden.