Der Zwergwal: "Stinky Minke" in der Nordsee

Es gibt zahlreiche Gründe, nicht zu weit in den Lebensraum von Tieren einzudringen. Doch dem Zwergwal sollte man aus einem ganz speziellen Grund nicht zu nahekommen.

Zwergwal; Foto: Nigel Marsh / iStock.com Gelegentlich lässt sich der Zwergwal in der Nordsee beobachten.  (Nigel Marsh / iStock.com)

Was beim Menschen die berüchtigte Knoblauchfahne ist, ist beim Zwergwal der stinkende Blas. "Stinky Minke" nennen die Engländer*innen den Meeressäuger (der im Englischen "Minke Whale" heißt) deshalb auch. Den kleinen Wal begleitet der Ruf, beim Ausatmen übel aus dem Blas zu riechen. Aber wieso ist das so? Um das zu verstehen, müssen wir die Waltiere genauer betrachten. 

Waltiere sind in zwei Unterordnungen aufgeteilt: die Zahnwale, zu denen der Pottwal oder die einzige heimische Walart, der Schweinswal, gehören, und die Bartenwale. 

Letztere tragen im Kiefer anstelle von Zähnen hornartige Lamellen, die namensgebenden Barten. Mit diesen Barten können sie Garnelen und kleine, in Schwärmen lebende Fische aus dem Wasser filtern. 

Diese Fangtechnik praktiziert auch der Zwergwal. Er ist mit einer Körpergröße zwischen sieben und zehn Metern einer der kleinsten Vertreter der Bartenwale. Außerdem gehört er zur Familie der Furchenwale. Das heißt, er ist in der Lage, seinen Hals mithilfe von Falten (Furchen) zu vergrößern und so mit jedem "Schluck" Wasser größere Mengen an Nahrung aufzunehmen. 

Zwergwale beobachten ist auch in der Nordsee möglich

Zwergwal mit charakteristischen Furchen am Hals; Foto: danielbenhaim / iStock.com Ein Zwergwal mit seinen charakteristischen Furchen am Hals  (danielbenhaim / iStock.com)

Der Zwergwal ist weltweit verbreitet und sein nördlicher Vertreter sporadisch in der Nordsee zu beobachten. Weil er ein flinker Schwimmer ist, kann er dabei schon mal delfinartig aus dem Wasser schnellen. Dieses Verhalten ist hilfreich, um seinen natürlichen Feinden, den Orcas, zu entkommen. 

Zufällige Beobachtungen von Zwergwalen sind auch küstennah und im Bereich von Buchten und Fjorden möglich. Zu erkennen sind die Wale an ihrer großen sichelförmigen Rückenflosse und dem weißen Band auf den Brustflossen.

Offshore-Windkraft und Lärm gefährden Meeressäuger

Zwergwale beim Liebeswerben; Foto: baddpix / iStock.com Zwei Zwergwale nähern sich verspielt einander an.  (baddpix / iStock.com)

Zwergwal-Beobachtungen gelingen auch immer wieder im Bereich des Natura-2000-Schutzgebiets Doggerbank. Dieses liegt 100 Kilometer östlich der britischen und rund 125 Kilometer westlich der dänischen Küste. Die 1.624 Quadratkilometer große Sandbank ist vollständig als FFH-Schutzgebiet gemeldet und unterliegt strengen Naturschutz-Richtlinien. 

Das Gebiet ist mit seinen schillreichen Feinsänden repräsentativ für das offene küstenferne Sublitoral – eine ständig von Wasser bedeckte Fläche unterhalb der Niedrigwasserlinie. Ausgerechnet hier sollen großflächig Offshore-Windkraftanlagen entstehen. Die Bohrungen und der zusätzliche Versorgungsverkehr der Windparks verursacht dauerhaft Unterwasserlärm in der Doggerbank. Das belastet Meerestiere enorm.

Der BUND fordert, die besondere ökologische Funktion, die biologische Vielfalt und die natürliche Dynamik der Doggerbank zu erhalten.

Neben dem Zwergwal leben in und an der küstenfernen Sandbank viele andere Meeressäuger, wie Schweinswale, Robben und zahlreiche Seevögel. Dieser vielfältige Lebensraum muss erhalten bleiben!

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