Sonne, Sommer, Seehund

Ein Blick aus großen runden Augen, die feuchte Stupsnase und das raue Bellen und schon hat er uns gefangen: der Seehund. Er tummelt sich gerne im seichten Wasser vor unseren Küsten, schaut neugierig den Badenden zu oder räkelt sich in der Sonne auf den Sandbänken. Doch bei all der Possierlichkeit darf nicht vergessen werden: Der Seehund ist ein Wildtier.

Seehund auf Helgoland; Foto: Milan Salje Seehund auf Helgoland  (Milan Salje)

Unsere Seehunde sind vielen Belastungen ausgesetzt: Am schlimmsten sind die Störungen durch Menschen, hauptsächlich während der Jungenaufzucht. Die Verschmutzung der Meere führt bei den Seehunden als Endverbraucher der Nahrungskette zu einer Schwächung ihres Immunsystems und macht sie anfälliger für Krankheiten – eine Ursache auch für die verheerenden Seehundsterben 1988 und 2002, bei denen jeweils um die 20.000 Seehunde in Nord- und Ostsee starben.

Plastikmüll, der den Seehunden den Tod durch Strangulieren bringt. Die Überfischung der Meere. Der zunehmende Schiffsverkehr, besonders auch der Schnellverkehrsschiffe. Die Tiere können die Geschwindigkeit der Schiffe nicht einschätzen und kollidieren mit ihnen. Die Offshore-Aktivitäten nehmen zu und erhöhen das Schiffsaufkommen auf den Meeren.

Der BUND fordert daher Urlauber*innen und Anwohner*innen auf, an die Seehunde zu denken, und:

  • unnötige Störungen der Tiere zu vermeiden. Halten sie auch Abstand von den sogenannten "Heulern".
  • durch bedachtes Handeln dazu beizutragen, dass der Eintrag von Verschmutzungen in die Umwelt minimiert wird. Kaufen Sie Bio-Lebensmittel, denn Meeresschutz beginnt auf dem Teller.
  • ihren Plastikkonsum zu verringern, zum Beispiel auf Plastiktüten zu verzichten.
  • Energie zu sparen, so dass die Gewinnung der Offshore-Energie auf einem naturverträglichen Maß gehalten werden kann.
  • ihren Urlaub ohne Geschwindigkeitsrausch zu beginnen. Meiden Sie die Schnellschiffverbindungen.

Der Vagabund der Nordsee

Seehunde; Foto: Rainer Borcherding Seehunde sind heute vielen Gefahren ausgesetzt.  (Rainer Borcherding)

Ab Ende Juni, in unseren Haupturlaubsmonaten, werden die Jungtiere an unseren Küsten geboren. Das Muttertier sucht zur Niederkunft eine geeignete Sandbank auf und wartet bis sie trocken fällt. Das Junge wird als Sturzgeburt zu Beginn der Ebbe zur Welt gebracht. Das weiße Embryonalfell, das die jungen Kegelrobben die ersten Wochen nach der Geburt auszeichnet, wird bei Seehunden bereits im Mutterleib bzw. während der Geburt abgestoßen.

Wenige Stunden nach der Geburt geht es mit der Überflutung des Liegeplatzes ins nasse Element. Die Mutter begleitet ihren Nachwuchs dabei fürsorglich. Zum Säugen geht es dann auf die Mutterbänke. Die Seehund-Muttermilch mit einem Fettanteil von 45 Prozent päppelt das Jungtier schnell auf, damit es nach vier bis fünf Wochen selbständig seine Wege gehen kann.

Mutter und Junges halten bis dahin Kontakt durch Lautäußerungen und Geruch. Nach der Mutter rufende "Heuler" sind meist nur durch das auf Jagd gehende Muttertier kurzfristig verlassen. Es ist wichtig, die "Heuler", beispielsweise am Strand, aus großer Entfernung zu beobachten, damit das Muttertier zum Jungen zurückkehren kann.

Bereits gut vier Wochen nach der Geburt schwimmen Männchen, die mindestens sechs Jahre alt sind, mit eigentümlich gluckernden Geräuschen vor den Seehundsbänken hin und her. Das Weibchen verliert zeitgleich das Interesse am Nachwuchs und der jährliche Lebenszyklus beginnt von Neuem.

Im Sommer halten sich die Seehunde nicht nur zur Jungenaufzucht auf den Bänken auf, sondern auch, um sich in der Sonne zu räkeln. Die UV-Bestrahlung fördert unter anderem den Aufbau von Vitamin D, das beim Wechsel des Haarkleides eine große Rolle spielt. Ein weiterer Grund, warum die Tiere Sandbänke fern von Störungen jeglicher Art benötigen.

Im Frühherbst ziehen die Seehunde dann ins tiefere Wasser und verteilen sich im Winter über den gesamten Nordseebereich, bis sie dann bei länger werdenden Tagen und ansteigenden Wassertemperaturen ins Wattenmeer zurückkehren.

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