Europäischer Nerz auf der Roten Liste

Heute zählt der europäische Nerz noch zu den am stärksten bedrohten Säugetieren Europas. Da seine Lebensräume weiter zerschnitten, verkleinert und zerstört werden, ist sein Überleben stark gefährdet.

Schön & begehrt

Europäischer Nerz. Foto: jgaunion / iStock.com Ursprünglich war der Nerz in fast ganz Europa zuhause.  (jgaunion / iStock.com)

Er ist schön, er ist begehrt. Mit wachen, tiefschwarzen Augen über weißer Schnauze steht er in seinem gleichmäßig dunkelbraunen, seidendichten Fell auf den Hinterbeinen und checkt die Lage. Sein schimmerndes Fell ist ihm jedoch zum Verhängnis geworden und sein Anblick bietet sich in Deutschland heute nicht mehr. Der europäische Nerz ist hierzulande ausgestorben. Er wurde in der Vergangenheit stark bejagt und findet sich heute nur mehr um Damenschultern oder in Nerzmänteln wieder.

Im Saarland wird seit Frühjahr 2006 jedoch versucht, das Tier aus der Familie der Marder wiederanzusiedeln. Erste Ergebnisse des Projektes sind vielversprechend: Alle in die Natur entlassenen Tiere zeigen ein arttypisches Verhalten. Und ca. 33 Prozent der ausgewilderten Nerze überlebten bisher – im Vergleich zu Wiederansiedlungsprojekten anderer Kleinraubtiere ist das ein überdurchschnittlicher Erfolg. Das Projektgebiet liegt zwischen den Städten Lebach und Ottweiler. Die Nerze für die Auswilderung wurden vom Verein "EuroNerz e. V." über mehrere Jahre hinweg – auch in Zusammenarbeit mit Zoos und Tierparks – aufgezogen.

Ein raffinierter Selbstversorger

Der Nerz liebt die Dämmerung und die Nacht, tagsüber verkriecht er sich in seinen Bau, den er sich selbst gegraben oder von anderen Tieren übernommen hat. Besonders raffiniert versorgt er sich im Winter. Er hält sich Löcher im Eis offen, gleitet dort ins Wasser und macht mit Schwimmhäuten gerüstet am Gewässergrund leichte Beute: Frösche, die sich in der Winterstarre befinden.

Ursprünglich bevölkerte der Nerz fast alle Regionen Europas, streifte durch dicht bewachsene, naturnahe Ufer von Flüssen, Bächen und Seen, auch Sümpfe und Bruchwälder zählten zu seinem Zuhause. Waldrodungen, Flussbegradigungen und Gewässerverschmutzung haben ihm seinen Lebensraum genommen. Außerdem vertragen sich europäische Nerze nicht gut mit ihren entfernten Verwandten, den amerikanischen Nerzen, auch Minks genannt: Der Mink ist größer und anpassungsfähiger als der kleinere Nerz und verfolgt ihn durch gezielte Angriffe.

Es gibt Hoffnung

Minks sind ursprünglich nicht in Europa heimisch, breiten sich hier aber seit den 1950er Jahren aus, nachdem Einzelnen die Flucht aus Pelztierfarmen gelang. Seitdem verdrängen sie den europäischen Nerz. Das Wiederansiedlungsprojekt im Saarland macht aber wieder Hoffnung. Sollte eine Ansiedlung auch außerhalb des Saarlandes gelingen, könnte man ihm wieder begegnen, dem schönen Tier mit den dunklen Augen über der weißen Schnauze und dem schimmernden Fell.

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