Würfelnatter auf der Roten Liste

Ein faszinierendes Tier das in Deutschland vom Aussterben bedroht ist und nur noch in isolierten Gebieten lebt. So auch im Nahetal, wo noch etwa 500 Tiere existieren.

Die sensible Schlaue

Würfelnatter. Foto: tonigenes / iStock.com Hat es gerne warm – die Würfelnatter.  (tonigenes / iStock.com)

Sie legt sich auf den Rücken, öffnet das Maul leicht, lässt die gespaltene Zunge schlaff heraushängen – trickreich stellt sich die Würfelnatter tot, wenn Gefahr droht. Doch damit ist die Natter mit ihrer sagenumwobenen List lange nicht am Ende. Um Feinde zu erschrecken, schnellt sie mit geschlos­senem Maul vorwärts und täuscht einen Biss vor.

Tatsächlich ist sie jedoch extrem beißfaul und zudem ungiftig. Auch durch Aufblähen und Zischen weiß sie Gegnern zu imponieren.

Früh auf sich allein gestellt

Gemächlich fließende, naturnahe Bäche und Flüsse mit klarem Wasser sind ihr Zuhause, gelegentlich auch Altarme oder Seen. Entscheidend ist, dass sich jede Menge Fische darin tummeln. Und Schotter­bänke dürfen auf keinen Fall fehlen. Denn die wärmen sich schnell auf und die Natter braucht Wärme. Mehr noch, sie reagiert sehr sensibel auf Kälte, weil sie wie alle Schlangen keine körper­eigene Wärme erzeugen kann. Selbst für die Verdauung benötigt sie eine gewisse Körper­temperatur.

Auch nach dem Liebesakt schlängeln sich die Weibchen fort an einen gut besonnten, geschützten Ort. Dort harren sie wochenlang aus, um ihre Eier heranreifen zu lassen. Im Hochsommer legen sie zwölf bis 24, selten auch über 30 Eier in verrottende Haufen aus Pflanzenresten. Die kleinen Schlänglein sind vom ersten Tag an auf sich gestellt. Nun geht es darum, sich in der kurzen Zeit vor der Winterruhe möglichst fett zu fressen. Also stellen sie unter Wasser geschickt Fischen, Fröschen, Molchen und anderen Amphibien nach.

Schüler schafften Brutplätze

Heute ist die Würfelnatter hauptsächlich bedroht, weil ihr Lebensraum entweder zerstört oder Flüsse und Seen verschmutzt werden. "Der einzige Weg, die letzten Würfelnattern zu retten, ist die Ausweisung von Schutzgebieten", erklärte Dr. Hartmut Wilke, Gewässerbiologe der BUND-Kreisgruppe Kreuznach. Dringend notwendig sei der Erhalt von naturbelassenen Ufern, besonders der steinigen Bereiche. "Wenn Uferbefestigungen saniert werden müssen, sollte dabei die Struktur des natürlichen Lebensraumes nachgebildet werden", so Wilke.

Am Ufer der Nahe schaffte die BUND-Kreisgruppe Bad Kreuznach zusammen mit örtlichen Grundschulklassen Plätze zum Überwintern und für die Eiablage: Schüler bauten der Schlange begeistert behagliche Bruthügel aus Laub, Schilf und Pferdemist. Eine Uferzone wurde eigens für die Würfelnatter von Müll und Springkraut befreit.

Ab und an besuchen die Kinder ihre Schlangen nun, beobachten ihr Verhalten – immer aus gebührendem Abstand, von einer neu eingerichteten Besucherkanzel aus, um ihre Schützlinge nicht zu stören. Wenn sie eine Schlange auf dem Rücken liegen sehen, das Maul leicht geöffnet, mit heraushängender Zunge, gehen sie der sensiblen Schlauen jedenfalls nicht auf den Leim.

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