Als Brack- und Süßwasserfisch konnte sich die Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) bereits in der Ostsee und den Flussmündungen der Nordsee als neue Art ausbreiten: 1990 wurde sie erstmals in der Ostsee in der Danziger Bucht nachgewiesen, Ende der 1990er Jahre dann auch in der deutschen Ostsee südöstlich von Rügen.
Im Jahr 2004 gelang der Erstnachweis der Art in den Niederlanden. Auch in den nordamerikanischen Großen Seen breitet sich die Grundel seit 1990 rasant aus. Sie gilt daher als einer der invasivsten Fischarten weltweit.
Der Riese unter den europäischen Grundeln
Die Schwarzmundgrundel hat eine typische Grundel-Gestalt, die mit ihrem abgeflachten Kopf, dem nach obenstehenden Maul und nach oben gerichteten Augen dem Bodenleben angepasst ist. Die Bauchflossen sind zu einer Saugscheibe verwachsen.
Von heimischen Grundeln unterscheidet sich die Schwarzmundgrundel unter anderem durch ihre Größe: Sie wird bis zu 25 Zentimeter lang. Am Hinterende der vorderen Rückenflosse befindet sich bei ihr außerdem ein sehr auffälliger schwarzer Augenfleck. Die Körperfarbe ist hellbraun oder hellgrau mit dunklen Punkten, passt sich allerdings auch dem Untergrund an, auf dem sich das Tier gerade aufhält. Während der Laichzeit sind männliche Schwarzmundgrundeln vollständig schwarz gefärbt.
Die Grundel lebt in den Boden- und Uferzonen der Gewässer und ernährt sich von verschiedenen wirbellosen Tieren wie Insektenlarven, Flohkrebsen, Schnecken und Muscheln. Sie selbst wird von Raubfischen wie Flussbarsch und Dorsch sowie von fischjagenden Vögeln wie Graureiher und Kormoran gefressen.
Schwarzmundgrundeln können bis zu vier Jahre alt werden. Weibchen werden im zweiten, Männchen im dritten Lebensjahr geschlechtsreif. Sie laichen von April bis September und produzieren dabei rund drei Millimeter große, ovale Eier, die an Steine, Muscheln oder Pflanzen geklebt und vom Männchen bewacht werden. Die Jungen schlüpfen nach zwei Wochen und sind schon voll entwickelt. Die Grundel hat kein Larvenstadium. Nach ihrer ersten Laichsaison sterben die Männchen.
Die Schwarzmundgrundel zeichnet sich nicht nur durch ihr Vorkommen in Gewässern mit unterschiedlich hohem Salzgehalt aus, sie ist auch gegenüber Temperaturschwankungen und geringem Sauerstoffgehalt tolerant. Aufgrund ihrer Ausbreitungsfreudigkeit und Fortpflanzungspotenz gilt die Grundel als invasive Art, die gegenüber vielen heimischen Arten als Nahrungs- und Raumkonkurrent auftritt.
Kulinarische Möglichkeiten? Die Schwarzmundgrundel als Speisefisch
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ist die Schwarzmundgrundel ein geschätzter Speisefisch. Hierzulande ist das Verhältnis zwischen Angler*innen und Schwarzmundgrundel aber meist problematisch. Die Grundel beißt aufgrund ihrer Häufigkeit oft zuerst an, die Angler*innen empfinden den Fang jedoch als uninteressant.
Anglerverbände und Behörden versuchen, der kulinarischen Unbekanntheit des Fisches entgegenzuwirken, indem sie Kochrezepte aus Osteuropa verbreiten. Wenn die Grundel mehr als Nahrungsmittel akzeptiert wird, könnten andere gefährdetet Speisefischarten dadurch geschont werden.