Nagelrochen: Geflügelte Majestäten in der Nordsee

Ein Fisch in Form des klassischen Papier-Kinderdrachens – breit rautenförmig und mit langem Schwanz – kann eigentlich nur ein Rochen sein. Ein Vertreter aus unseren heimischen Gewässern ist der Nagelrochen.

Ein Nagelrochen am Nordseegrund; Foto: Schutzstation Wattenmeer Nagelrochen sind über einen Meter lang  (Schutzstation Wattenmeer)

Die etwa 630 Rochenarten der Welt sind aufgrund ihrer markanten Körperform mit keiner anderen Fischart zu verwechseln. Der flache Körper läuft beidseitig in spitze Flügel (umgewandelte Brustflossen) aus, mit denen die Tiere im Freiwasser geradezu "fliegen" können. Dabei sind ihre wellenförmigen Flossenschläge noch eleganter als die von Vögeln.

Die Bauchseite der Rochen ist weiß und trägt eine Art Gesicht, das aus Nasenlöchern und dem Maul besteht. Neben einem feinen Geruchssinn verfügen die Tiere auch über Sinnesorgane zur Wahrnehmung elektromagnetischer Felder.

Der Nagelrochen durchstreift die Nordsee

Ein Vertreter aus unseren heimischen Gewässern ist der Nagelrochen. Dieser Nordseefisch erreicht von der Nasen- bis zur Schwanzspitze eine Länge von über einen Meter. Seine Oberseite ist dunkelgrau mit hellen Flecken, die schwarz umrandet sind.

Auf dem Rücken und bis zur Schwanzspitze trägt er eine Doppelreihe hakenförmiger Dornen. Erwachsene Tiere besitzen kräftige Dornen auch verstreut auf der ganzen Oberseite. Dies unterscheidet sie beispielsweise vom Sternrochen und vom Glattrochen, die ebenfalls Nordseebewohner sind.

Das Verbreitungsgebiet des Nagelrochens reicht von Norwegen bis ins Schwarze Meer und entlang der Westküste Afrikas möglicherweise bis Südafrika. Er bewohnt Sandböden im küstennahen Bereich bis in 500 Meter Tiefe ist aber meist in Tiefen von 10-60 Metern zu finden. Der Nagelrochen frisst überwiegend Krebse und Kleinfische, die er am Meeresboden aufstöbert. Mit seinen breiten Flossen überdeckt er seine Beutetiere und verhindert ihre Flucht.

Familienleben eines Verschollenen

Unterseite des Nagelrochens; Foto: Kirsten Thiemann / Schutzstation Wattenmeer Unterseite des Nagelrochens  (Kirsten Thiemann / Schutzstation Wattenmeer)

Um 1910 wurden in Ostfriesland jährlich bis zu 18.000 Glatt- und Nagelrochen gefischt. Allein bei Föhr in Nordfriesland wurden pro Tag bis zu 300 Rochen gefangen. An unseren Küsten ist der Nagelrochen unter anderem deshalb seit Jahrzehnten ausgerottet.

Nur selten können Strandspaziergänger noch einzeln angespülte Rochenstacheln finden – eine große Rarität. Etwas Besonderes sind auch leere Eikapseln der Tiere, die manchmal aus Westeuropa herangetrieben werden. Sie sind braun, etwa sechs Zentimeter lang und an den vier Ecken in gerade Fortsätze verlängert.

Das Weibchen legt nach einer "romantisch-flatterigen" Paarung durchschnittlich etwa 70 Eier, einige bis zu 150 Eier, auf Bodenalgen ab. Nur durch die Einrichtung größerer fischereifreier Zonen könnte der Nagelrochen, der erst mit acht Jahren geschlechtsreif wird, ins Watt zurückkehren.

Was Sie schon immer über Nagelrochen wissen wollten

  • Der wissenschaftliche Artname des Rochens bedeutet "gekeult", weil der dornige Schwanz wie eine Kampfkeule aussieht.
  • Diese Art paart sich nicht in der Ostsee.

Der BUND setzt sich für die Errichtung fischereifreier Zonen an Nord- und Ostsee ein, damit die majestätischen Rochen auch in Zukunft in unseren Meeren leben können.

Zur Übersicht der Meeresschutzleitarten

Logo der Schutzstation Wattenmeer

Dieses Leitarten-Porträt entstand in Zusammenarbeit mit der Schutzstation Wattenmeer.

BUND-Bestellkorb