Bis zum letzten Fisch: Der Atlantische Kabeljau ist bedroht

Eine Art, zwei Namen: Wird er im Nordatlantik "Kabeljau" genannt, so wird er in den Regionen der Ostsee als "Dorsch" bezeichnet*. Dieser sehr beliebte Speisefisch ist durch Überfischung, Lebensraumverlust und zunehmend auch durch den Klimawandel gefährdet.

Ein resistenter Allrounder unter Druck

Kabeljau; Foto: slowmotiongli / iStock.com Der Kabeljau als "Brotfisch" der kommerziellen Fischerei und zugleich Fangobjekt vieler Sportfischer*innen ist akut in seinem Bestand bedroht.  (slowmotiongli / iStock.com)

Der Kabeljau (Gadus morhua) zählt zu den eher ortstreuen, schwarmbildenden Grundfischen, die sich nahe dem Meeresboden aufhalten. Nichtsdestotrotz kommt er auch im offenen Meer vor. Da diese Fische sehr tolerant gegenüber Temperaturen (von null bis 15 Grad Celsius) und schwankendem Salzgehalt sind, sind sie weit verbreitet. Sie sind in Küstengewässern, im offenen Ozean (bis in Tiefen von 600 Metern) und auch in Brackwasser zu finden.

Der Speiseplan des Kabeljaus ist sehr abwechslungsreich und umfasst Muscheln, Krebstiere, Seesterne und -igel, Fische – und in jungen Jahren auch Plankton. Als Räuber reguliert er die Populationen seiner Beutetiere und ist somit wichtig für ein gesundes Ökosystem.

Ein Kabeljau kann richtig groß und schwer werden

Diese Art kann bis zu 25 Jahre alt und zwei Meter groß werden und ein Gewicht von annähernd 50 Kilogramm erreichen. Die Fische werden zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr ab einer Größe von etwa 30 Zentimetern geschlechtsreif, wobei ältere Weibchen mehr und überlebensfähigere Eier produzieren – was für die Bestandserhaltung von hoher Bedeutung ist.

Die Fortpflanzung ist dabei stark von den Umweltbedingungen abhängig: Temperaturanstieg, ein geringer Salz- und Sauerstoffgehalt, hohe Nährstoffeinträge (speziell in der Ostsee) und die Zerstörung strukturreicher Habitate verhindern, dass Jungtiere heranwachsen können. Dies führt zusammen mit dem Fischereidruck auf nicht geschlechtsreife Tiere dazu, dass sich die Bestände schlecht entwickeln.

Fischerei wider jegliche Vernunft

Kabeljau-Verarbeitung in der Fischindustrie in Norwegen Kabeljau-Verarbeitung in der Fischindustrie in Norwegen  (piola666 / iStock.com)

Der Kabeljau ist der "Brotfisch" für große Teile des kommerziellen Fischfangs und zugleich auch bei Sportfischer*innen beliebt. In Nord- und Ostsee wird er sowohl gezielt als auch in gemischten Grundfischereien zusammen mit Schollen, Seezungen und Kaisergranat gefangen. Aber auch in den Netzen der sogenannten "pelagischen" Fischerei im offenen Meer kann der Kabeljau landen.

Seit Jahrzehnten liegt der "fischereiliche Druck", also die Intensität der Fischerei aufgrund der großen Fangmenge des Kabeljaus, über dem von der Wissenschaft empfohlenen Wert. Das Vorkommen fortpflanzungsfähiger Tiere, insbesondere das der älteren Fische, liegt dadurch unter der bestandsbewahrenden Größe. 

Zum Schutz der Bestände in europäischen Gewässern wurden daher eine Mindestfanggröße von 35 Zentimetern sowie ein Anlandegebot für kleinere Individuen erlassen, welche nicht verarbeitet werden dürfen. Doch obwohl es verboten ist, werden immer noch Jungtiere unter der Mindestfanggröße wieder ins Meer zurückgeworfen, um einen höheren Ertrag zu erzielen. Somit sind die Bestände des Kabeljaus mit wenigen regionalen Ausnahmen gefährdet.

Der BUND fordert: Fangquoten der Wissenschaft anpassen!

Wohin dies führen kann, zeigt das Gebiet im westlichen Nordatlantik vor Neufundland, wo der Kabeljau fast ausgerottet wurde, und die kommerzielle Fischerei zusammenbrach – mit erheblichen sozialen und ökologischen Folgen. Tausende Fischer*innen verloren ihre Arbeit und die Ökosysteme veränderten sich drastisch.

Aufgrund der negativen Bestandsentwicklung ist die gezielte Fischerei auf den Kabeljau in der östlichen Ostsee bereits eingestellt und die Europäische Union sah sich gezwungen, die erwerbslosen Fischer*innen mit Subventionen (u.a. zur Verringerung der Fischereiflotte) zu unterstützen.

Der BUND setzt sich dafür ein, dass die Fangquoten aller kommerziell genutzter Arten vollumfänglich den wissenschaftlichen Empfehlungen folgen und damit eine langfristige Bestandserholung ermöglichen. 

Wo nötig, soll ein sozialverträglicher Fangstopp durchgesetzt werden. Ebenso fordert der BUND ein Verbot der Sportfischerei während der Schonzeit. Abschließend müssen auch strukturreiche Habitate wie Seegraswiesen und Steinriffe, wo Fische wie der Kabeljau sich wohlfühlen, bewahrt bzw. neu geschaffen werden.

Zur Übersicht der Meeresschutz-Leitarten

* zur Erleichterung der Lesbarkeit im Weiteren Kabeljau genannt

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