Geboren wird der Aal in der Sargassosee östlich von Florida. Die ersten ein bis drei Lebensjahre treiben die jungen Fischlarven mit den nordatlantischen Strömungen vor die europäische Küste. Einige Larven erreichen auch das Mittelmeer und die Ostsee.
Während der langen Reise haben sie sich zu kleinen durchsichtigen Glasaalen entwickelt. Manche bleiben im Meer und verbringen dort ihr ganzes Leben. Die meisten wandern allerdings weiter in die Süßgewässer. In diesem Stadium verändern die Aale ihre Farbe und werden fortan Gelbaale genannt.
Wenn die Aale im Alter von 15 bis 30 Jahren geschlechtsreif sind, beginnt die letzte Phase ihres Lebenszyklus: Sie wandern zurück zu ihrem Geburtsort in die Sargassosee. Hierzu lagern sie Fettreserven an, bilden ihr Verdauungssystem zurück und hören auf zu fressen. Ihre Augen werden größer und sie färben sich silbern. Die sogenannten Silber- oder Blankaale wandern nun ein bis drei Jahre zurück zur Sargassosee. Dort laichen sie ab und sterben dann.
Weltweit werden große Mengen des Fisches gefangen und verkauft. Wegen der Fischerei ist der Aal in der Ostsee als gefährdet eingestuft, wird aber trotzdem gefangen und gehandelt. Dies geschieht sogar naturschutzfachlich unvertretbar mit den sogenannten Gelbaalen. Zu diesen legalen Fängen werden schätzungsweise pro Jahr ca. 100.000 ausgewachsene Aale in der Ostsee illegal erbeutet.
Ein weiteres Problem für die Tiere ist die Wasserkraft: Junge, stromaufwärtsschwimmende Aale können nicht durchgängig barrierefrei wandern – obwohl die Wasserrahmenrichtlinie dies vorgibt. Das gleiche Problem haben auch die stromabwärts wandernden Aale. Existenziell gefährdet sind die Aale auch dadurch, dass immer mehr Flüsse in Verkehrswege umgeformt werden. Dies vernichtet ihren Lebensraum massiv, beispielsweise wenn Auenlandschaften für den Schiffsverkehr zerstört werden. Erhöhte Fließgeschwindigkeiten sind für stromaufwärtswandernde Glasaale zudem oft fatal, da die Fische nicht mehr gegen den Strom ankommen.
Dramatische Auswirkungen hatte schließlich auch der Import von Aalen aus Taiwan in den 1980er Jahren: Mit ihnen ist der Schwimmblasenwurm (Anguillicola crassus) eingeschleppt worden, der für den Europäischen Aal verheerende Folgen hat. Gegenüber dem ursprünglichen Wirt wird der Fadenwurm beim Europäischen Aal doppelt so groß und ruft bei 70 Prozent der Aale Schädigungen der Schwimmblasenwände hervor. Dies kann dazu führen, dass es wandernden Aalen nicht mehr gelingt, den Atlantik zu überqueren.
Bei all diesen Punkten setzen die Schutzbestrebungen des BUND an. Er fordert, dass Aale während der Migrationsphase nicht befischt werden dürfen und illegale Fischerei durch konsequente Kontrollen verhindert wird. Bauliche Maßnahmen, wie beispielsweise Fischtreppen, müssen eine freie Wanderung für diese Fische gewährleisten. Und die unnatürliche Veränderung von Flüssen muss gestoppt bzw. rückgängig gemacht werden. Denn sie ist nicht nur ein Problem für die Aale, sondern grundsätzlich für die Lebensräume in den Flüssen und Flussmündungen. Schließlich erhöhen Flussveränderungen auch die allgemeine Hochwassergefährdung für den Menschen.
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